Zum Auftakt von “Schüler machen Zeitung“ organisierten Berufsschüler der Schule Burgstraße eine Zeitreise-Show rund um Mode und Schlagzeilen.

Hamm. Einige der Schülerinnen müssen die Kleiderkammern ihrer Eltern und Großeltern geplündert haben: Mit wippenden Petticoats, wallenden Hippiekleidern und gepunkteten Leggins samt Stulpen führte die Plus-Klasse der Beruflichen Schule Burgstraße ihre Gäste am Montagabend auf eine Zeitreise durch die vergangenen sieben Jahrzehnte. Unter dem Motto "Zeitung, Zeitgeist, Zukunft: Ein Blick zurück nach vorn!" haben die 21 Schülerinnen und ein Schüler die Eröffnungsveranstaltung für das Abendblatt-Projekt "Schüler machen Zeitung" (SMZ) gestaltet. Denn seit Montag steht bei rund 1550 Schülern aus 56 Klassen der Metropolregion Hamburg das Thema Journalismus auf dem Stundenplan - stellvertretend für alle Teilnehmer organisiert immer eine Klasse eine Auftaktfeier zur Aktion.

Im Stil der 20er-Jahre, mit handgelegter Wasserwelle, Zigarettenspitze und Federboa geschmückt, führte Esther Ajai als Moderatorin durch die Jahrzehnte. Für jede Dekade hatten die Berufsschülerinnen, die gerade mitten in der Ausbildung zum Friseur stecken, eine Titel-Zeitungsseite gestaltet. Themen darauf waren vor allem Modetrends, aber auch die wichtigsten politischen und gesellschaftlichen Ereignisse. Passend dazu gekleidet und frisiert, von fetziger Musik untermalt, führten immer drei Schüler kurze Schauspieleinlagen vor und konnten sich dabei verblüffend gut in die damalige Zeit hineinversetzen.

"Diese Show war witzig und inspirierend, vor allem in den 70er-Jahren hatte ich ein richtiges Nostalgiegefühl im Magen. Die Idee mit den Zeitungsseiten fand ich sehr schön", lobte Dr. Wolfgang Blümel, Geschäftführer der Haspa Hamburg Stiftung, die Friseur-Auszubildenden.

Die Stiftung, die sich vor allem in der Leseförderung von Kindern und Jugendlichen engagiert, ist Partner der Gemeinschaftsaktion von Abendblatt, Bildungsbehörde und dem medienpädagogischen Institut Promedia.

Wie eine Tageszeitung tatsächlich entsteht und wie es hinter den Kulissen des Hamburger Abendblatts aussieht, das erfahren die SMZ-Projektteilnehmer in den nächsten sechs Wochen. Sie können in dieser Zeit entweder die Redaktion oder die Druckerei in Ahrensburg einmal besuchen. Außerdem erhält jeder Schüler täglich ein Hamburger Abendblatt in die Schule geliefert, soll selber recherchieren und Artikel schreiben. Diese Texte werden ab Anfang Dezember einmal wöchentlich auf einer Sonderseite im Abendblatt veröffentlicht. Die zehn interessantesten Artikel werden prämiert.

Die Berufliche Schule Burgstraße nimmt zum ersten Mal an der Aktion teil, die dieses Jahr in die 16. Runde geht. "Ich erwarte, dass meine Schüler durch das Projekt mehr Kompetenzen vor allem im kommunikativen Bereich und natürlich in ihrem Lesevermögen erhalten", sagt Klassenlehrerin Inge von Thun. Ihre Schülerinnen und der eine Schüler der Plus-Klasse sind besonders gut qualifizierte Auszubildende, die meisten haben das Abitur, einige haben vorher sogar studiert.

Wie Rieke Karrasch, 30, die zuvor als Grafikdesignerin gearbeitet hat und nun doch lieber Friseurin lernt. Sie freut sich auf die nächsten Wochen mit dem Hamburger Abendblatt. "Ich finde das Projekt spannend und vor allem super, dass die Zeitung in die Schule kommt. Ich lese sie gerne, aber andere Schülerinnen hatten bisher kaum Berührung mit der Tagespresse." Schulleiter Jürgen Przybylla hofft, dass die Schülerinnen sich vor allem auch für die aktuellen und tagespolitischen Themen interessieren. "Das finden auch ihre Ausbilder gut, denn dann können sich ihre Auszubildenden besser mit den Kunden im Friseurladen unterhalten."

Die 20 Jahre alte Anna Malzahn möchte vor allem Artikel schreiben "und damit dem allgemeinen Vorurteil entgegentreten, dass Friseure weder intelligent noch kreativ sind". Wie kreativ sie sein kann, hat die Klasse ja bereits mit ihrer Show bewiesen: Mehr als 50 Stunden haben die Schüler in den vergangenen Wochen in die Organisation der Veranstaltung investiert, zu dem sie auch ihre Ausbilder und andere Schüler eingeladen haben. "Wir hatten die Idee, haben danach alles alleine organisiert und umgesetzt. Es war eine echte Herausforderung, die Themen Zeitung und Mode sinnvoll zu verbinden. Aber ich habe auch richtig etwas über Zeitungen gelernt", sagt Maleen Beller, 17. Einen besseren Einstieg in das Projekt kann man sich doch kaum wünschen.