Fast 150 Spinde im Ausbildungszentrum wurden aufgehebelt und auch Schlagstöcke gestohlen. Dezernat Interne Ermittlungen eingeschaltet.

Hamburg. Bei dem Einbruch ins Polizeiausbildungszentrum (PAZ) in Winterhude vor knapp zwei Wochen wurden nicht zum ersten Mal Spinde aufgebrochen und durchwühlt. Nun kam heraus: Schon fünf Wochen zuvor, am Nachmittag des 22. Juni, hat ein unbekannter Täter sechs Schränke im Spindraum aufgehebelt, der sowohl von der Polizeihochschule als auch der Landespolizeischule genutzt wird. Das bestätigte Polizeipressesprecher Mirko Streiber dem Abendblatt.

Aus den Spinden, in dem die Schüler neben persönlichen Dingen auch ihre Polizeiuniformen und Einsatzgegenstände aufbewahren, seien drei Schlagstöcke, ein Paar Handschellen und Pfefferspray gestohlen worden. "Hinweise zu dem Täter gibt es bislang noch nicht", sagte Streiber. Aber die Polizei gehe davon aus, dass es sich um einen "internen Täter" handele. "Das Dezernat Interne Ermittlungen hat den Fall übernommen." Dagegen ermittelt im zweiten Fall, bei dem Unbekannte 147 Schränke aufgebrochen haben, das örtliche Polizeikommissariat. Einen Zusammenhang zwischen den beiden Einbrüchen gibt es somit offenbar nicht. "Die erste Tat hat während des normalen Schulbetriebs stattgefunden", sagte Streiber. Das Risiko, auf frischer Tat ertappt zu werden, sei also viel höher gewesen als bei dem Einbruch Ende Juli. "Zu diesem Zeitpunkt hatten die Studenten Ferien." Einbruchsspuren hat es jedoch in beiden Fällen nicht gegeben. Die Täter, die sich an den knapp 150 Schränken zu schaffen gemacht haben, müssen entweder ebenfalls tagsüber oder abends, bevor das PAZ abgeschlossen wurde, in dem fünfgeschossigen Gebäude gewesen sein.

Sich über eine verschärfte Sicherung des Polizeiausbildungszentrums Gedanken zu machen, dazu habe es nach dem ersten Vorfall im Juni laut Polizei keinen Anlass gegeben. "Weil von einer internen Tat ausgegangen wird", begründete Mirko Streiber. Auch bei der Polizei gebe es Menschen, die "nicht den geraden Weg gehen". Nach dem Einbruch im Juli sieht die Lage anders aus. "Es wird derzeit geprüft, ob die Außensicherung des Gebäudes noch richtig ist." Nur die Waffen sind in einem extra alarmgesicherten Raum untergebracht, das Gebäude an der Carl-Cohn-Straße selbst ist nicht mit einer Alarmanlage versehen. Dem privaten Sicherheitsdienst, der sich um die Überwachung gekümmert hatte, war zum 31. März gekündigt worden. Seit diesem Zeitpunkt überwachen Polizeiangestellte, die für die gesamte Liegenschaft Alsterdorf zuständig sind, das PAZ durch Streifgänge in unregelmäßigen Abständen.

Die Einbrecher, die vermutlich mehrere Stunden damit beschäftigt waren, die 147 Schlösser der Spinde zu knacken, haben die Polizeiangestellten nicht bemerkt. Was die Täter genau aus den Schränken gestohlen haben, ist nach wie vor unklar. Auf die Uniformen, Handfesseln und Schlagstöcke scheinen sie es laut Polizei nicht abgesehen zu haben. "Nach jetzigem Stand fehlen nur eine Baseballkappe, ein Hemd, eine Taschenlampe und ein Schlüssel", sagte Mirko Streiber. Der Schaden sei also relativ gering. Um herauszufinden, welche Gegenstände möglicherweise noch entwendet wurden, befrage man zurzeit die Studenten der Hochschule.

Dass die Einbrecher fast 150 Schlösser knacken und sich dann mit einer so geringen Beute wie einer Taschenlampe zufriedengeben, dürfte wohl eher unwahrscheinlich sein.