147 Spinde sind im Ausbildungszentrum aufgehebelt worden - dort lagern auch Uniformen und Schlagstöcke. Keine Einbruchspuren.

Hamburg. Peinlich für die Polizei: Eigentlich ist sie dafür da, Einbrüche zu verhindern, doch jetzt hat es sie selbst erwischt. Im fünfgeschossigen Polizeiausbildungszentrum (Paz) in Winterhude sind 147 Spinde aufgebrochen worden. Das bestätigte Polizeipressesprecher Mirko Streiber gestern dem Abendblatt. Der Einbruch in dem Spindraum im Erdgeschoss, der sowohl von der Polizeihochschule als auch der Landespolizeischule genutzt wird, sei am Donnerstag vor einer Woche um 14.10 Uhr bemerkt worden. "24 Stunden zuvor hat sich die letzte Person in dem Raum aufgehalten", sagte Streiber. Da seien die Schränke noch unversehrt gewesen. Zudem müssten die Täter entweder tagsüber oder abends, bevor das Paz abgeschlossen werde, im Gebäude gewesen sein. Zumindest gebe es keine Einbruchsspuren.

Wer sich an den Spinden zu schaffen gemacht hat, dazu gibt es laut Polizei bislang keine Hinweise. Fakt ist jedoch: Um einen normalen Einbruch handelt es sich hierbei nicht. Denn neben persönlichen Dingen bewahren die Schüler in den Schränken auch ihre Polizeiuniformen und Einsatzgegenstände wie Schlagstöcke und Handschellen auf. Nur die Waffen sind in einem extra alarmgesicherten Raum untergebracht. "Ob die Täter etwas Bestimmtes gesucht haben, ist unklar", sagte Mirko Streiber. Auf die Uniformen, Handfesseln und Schlagstöcke scheinen sie es laut Polizei jedoch nicht abgesehen zu haben. "Nach jetzigem Stand fehlen nur ein Basekap, ein Hemd, eine Taschenlampe und ein Schlüssel. Der Schaden ist also relativ gering." Möglicherweise wurden aber noch weitere Gegenstände gestohlen. "Die Schüler sind erst ab Montag wieder im Dienst und können erst dann nachschauen, was fehlt", sagte der Polizeisprecher.

Gut denkbar wäre, dass sich die Einbrecher mit dieser geringen Beute nicht zufrieden gegeben haben. Immerhin müssen sie vermutlich mehrere Stunden damit beschäftigt gewesen sein, die 147 Schlösser zu knacken.

Ob die Polizei nun Konsequenzen zieht und die Sicherung des Polizeiausbildungszentrums verschärft, ist unklar. "Wir warten ab, was die Ermittlungen ergeben und überprüfen, ob die Sicherungsmaßnahmen ausreichen", kündigte Mirko Streiber an.

Mit einer Alarmanlage ist das Gebäude an der Carl-Cohn-Straße nicht versehen. Wachposten gibt es schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Dem privaten Sicherheitsdienst, der sich um die Überwachung gekümmert hat, wurde zum 31.März gekündigt. "Diese Aufgabe hat jetzt wieder die Polizei übernommen. 26 extra zusätzlich eingestellte Polizeiangestellte sind für die Liegenschaft Alsterdorf zuständig", sagte Streiber. Dazu zählen etwa das Polizeipräsidium und das Paz. "Die Polizeiangestellten überwachen die Gesamtliegenschaft durch Streifgänge in unregelmäßigen Abständen." Ob die Polizei die Gebäude im gleichen Umfang überwacht, könne er nicht sagen.

In einem Papier der Polizei, in das das Abendblatt Einblick hatte, heißt es jedoch: Ab dem 1. April 2011 wird sich die Personalstärke der Sicherungswache Alsterdorf "spürbar verringern". Das Öffen und Schließen von Gebäuden - wie zum Beispiel dem Paz - vor und nach den Geschäftszeiten werde nicht mehr durchgeführt. Und weiter heißt es: Wird während eines Streifgangs festgestellt, dass Fenster oder Türen offen stehen, wird "die entsprechende Dienststelle benachrichtigt, um die Mängel zu beseitigen". (abendblatt.de)