Thomas H. wurde nach 40 Stunden wieder gefasst. Nur mit einfachen Hilfsmitteln gelang dem Sexualstraftäter die Flucht aus der Klinik in Bad Zwischenahn.

Oldenburg. Die Debatte um Sicherheitsvorkehrungen in der Klinik kocht hoch: Nur mit einer Schnur und einem Besenstiel konnte der 40-jährige Thomas H. flüchten. Er konnte mit diesen einfachen Hilfsmitteln die Gitterstäbe verbiegen. Dann schlängelte er sich wie eine Katze durch den nur gut 20 Zentimeter breiten Spalt. Nach 40 Stunden machte dann eine mutige Zeugin die Festnahme möglich. Sie hatte den Mann beim Einkaufen an einer Tankstelle von Fahndungsfotos wiedererkannt und die Polizei angerufen. „Besser kann man das nicht machen“, sagte Ferdinand Hornke von der Polizei Oldenburg am Montag. Er nannte das Verhalten der Frau sehr couragiert. Sie sei dem Verdächtigen vorsichtig hinterhergefahren und habe die Beamten über den Weg informiert. Auf diese Weise sei er etwa 15 Minuten später in Oldenburg festgenommen worden.

„Ja, ich bin’s“, habe der Mann gesagt und keinen Widerstand geleistet, sagte Hornke. Allein im Bereich der Polizei Oldenburg/Ammerland waren 50 Polizisten im Einsatz. Aus der Bevölkerung hatten die Beamten etwa 70 Hinweise erhalten.

Weil sich der 40-Jährige beim Sprung aus dem Fenster im zweiten Stock des Krankenhauses am Fuß verletzt hatte, kam er ins Gefängnis in Lingen und wurde dort ärztlich behandelt. Noch am Montag sollte der Straftäter in eine besonders gesicherte Einrichtung des Maßregelvollzugs in Niedersachsen verlegt werden.

Der Geschäftsführer der Karl-Jaspers-Klinik in Bad Zwischenahn, Axel Weber, entschuldigte sich für den Vorfall. „Es tut uns außerordentlich leid, dass wir die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt haben“, sagte Weber. Die Handwerker seien schon im Haus, um die Sicherheit der Fenster zu verbessern, sagte Dedden.

Die Klinikleitung sei von der Flucht doppelt überrascht gewesen. „Von der Möglichkeit und dass er es ist.“ Man habe bei dem 40-Jährigen, der seit August 2010 in der Einrichtung war, keine besondere Fluchtgefahr gesehen, unabhängig von den schweren Straftaten, die er verübt hatte.

„Er ist ein hochkarätiger Straftäter mit einer entsprechenden Vita“, sagte Hornke. Der Mann war im Januar 2011 wegen einer Vergewaltigung verurteilt worden. Bereits 2004 war er der versuchten Vergewaltigung, Geiselnahme und gefährlichen Körperverletzung schuldig gesprochen worden und hatte dafür eine Freiheitsstrafe von sechseinhalb Jahren bekommen. „Unter dem Strich sind wir sehr zufrieden und erleichtert, weil dieser gefährliche Mensch festgenommen wurde“, sagte der leitende Kriminalpolizist.

Der 40-Jährige habe sich nach seiner Festnahme nicht dazu geäußert, wo er sich inzwischen aufgehalten und was er getan habe. Wir haben ihn gefragt. „Dazu sagt er aber nichts“, berichtete Hornke. Es gebe keine Hinweise auf neue Straftaten. „Aller Voraussicht nach ist nichts passiert.“

Die niedersächsische SPD kritisierte Sicherheitsmängel in der Klinik. Wenn man tatsächlich nur mit Gürtel und Besenstiel die Gitter verbiegen könne, könne nicht von Sicherheitsmaßnahmen, sondern nur von Unsicherheitsmaßnahmen gesprochen werden, sagte der sozialpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Uwe Schwarz. (dpa)