Der Hamburger Polizist hatte einen Verdächtigen auf der Davidwache geschlagen. Zwei Beamte logen für ihren Kollegen vor Gericht.

Neustadt. Im Schlusswort beteuerte er seine Unschuld, geholfen hat es ihm nicht. Gestern verurteilte das Amtsgericht Mitte einen Polizisten wegen Körperverletzung im Amt zu 4800 Euro Strafe - und das "ohne jeden Zweifel". Nach Feststellung des Gerichts hatte Martin S., 43, damals stellvertretender Dienstgruppenleiter, in der Davidwache einen Verdächtigen am Hals gepackt und zweimal mit der Hand ins Gesicht geschlagen. Der Angeklagte hatte das abgestritten. Er habe ihn nur heruntergedrückt. "Diese Version nehme ich Ihnen nicht ab", sagte die Richterin. Sein Opfer, ein 20-jähriger Kleinkrimineller, war zuvor auf der Reeperbahn festgenommen worden. Dabei stürzte eine Polizistin unglücklich und zog sich eine Kopfplatzwunde zu.

Möglicherweise habe der Angeklagte deshalb überreagiert, sagte die Richterin. Auf der Wache sei der Verdächtige ruhig geblieben und habe dem Polizisten keinen Anlass gegeben, Gewalt anzuwenden. Zwei Polizisten hatten den Vorfall beobachtet und ihren Kollegen angezeigt. Martin S. wurde darauf in eine andere Dienststelle versetzt, eine geplante Beförderung gestrichen.

Die Richterin lobte die Beamten für ihre Anzeige. Erschrocken habe sie jedoch, dass zwei andere Polizisten eine Falschaussage zugunsten des Angeklagten machten. "So einen Korpsgeist" habe sie nicht erwartet.