In Harvestehude traf es auch den Wagen der Frau von CDU-Chef Schira. Einer der festgenommenen Brandstifter vom Wochenende ist in U-Haft.

Harvestehude. Einen Tag nachdem eine Elite-Einheit der Polizei am Rande des Schanzenfestes - erstmals in der jüngsten Vergangenheit - mutmaßliche Autobrandstifter festgenommen hatte, sind erneut mehrere geparkte Wagen angezündet und zerstört worden. In der Nacht zum Montag brannten Vehikel an der Sophienterrasse in Harvestehude. An vier dort abgestellten Wagen legten bislang unbekannte Täter Feuer. Eines der Autos, ein Saab Cabriolet, gehört Iris von Haefen, der Ehefrau des Hamburger CDU-Fraktionsvorsitzenden Frank Schira.

Nach bisherigen Erkenntnissen gehen die Ermittler nicht von einer gezielten Attacke gegen von Haefen als Ehefrau eines stadtbekannten Politikers aus. Ausschließen mögen es die Beamten jedoch nicht. Polizeisprecher Andreas Schöpflin: "Bislang haben wir keine Erkenntnisse auf eine politisch motivierte Tat." Gegen 4.50 Uhr hatten Anwohner der Sophienterrasse Feuerschein vor ihren Wohnungen entdeckt und Polizei und Feuerwehr gerufen.

Zwei schwarz gekleidete Personen, so berichten Nachbarn, seien in Richtung Rothenbaumchaussee davongerannt. Die Fahndung der Polizei blieb erfolglos, obwohl die Feuer offenbar in frühem Stadium entdeckt worden waren. Neben dem Saab brannte auch ein VW Passat der Bundeswehr aus, ferner ein Golf Cabriolet und ein VW Polo. Drei weitere Wagen, ein Mitsubishi, ein BMW Mini und ein anderer Polo, wurden durch die Flammen ebenfalls stark beschädigt.

Frank Schira und Iris von Haefen waren während der Löscharbeiten am Einsatzort. Zu den Hintergründen der Tat und zu Spekulationen über einen gezielten Anschlag wollte Schira sich nicht äußern. Nur so viel: "Feuerwehr und Polizei haben großartige Arbeit geleistet. Das ist beileibe kein einfacher Job. Die Beamten haben wirklich schnell und professionell gearbeitet."

Nach ersten Befragungen der, wie berichtet, in der Nacht zum Sonntag während der Schanzenfest-Randale festgenommenen Kai B., 17, und Thomas A., 28, scheidet ein politischer Hintergrund für ihre Tat weitgehend aus. Zivilfahnder hatten beobachtet, dass die beiden Männer in der Straße Moorkamp einen Mercedes angezündet hatten. Eine Festnahmeeinheit überwältigte die jungen Männer, legte ihnen Handschellen an und stülpte Papiertüten über ihre Hände - zur späteren Sicherung von Brandspuren.

Kai B. und Thomas A. sind der Polizei aus anderen Zusammenhängen bestens bekannt. Der 17-Jährige soll unter anderem in einer offenen Jugendeinrichtung an der Feuerbachstraße einen Betreuer zu Boden gebracht und mit Fäusten ins Gesicht geschlagen haben. Wegen mehrerer Körperverletzungsdelikte stand er vor dem Jugendrichter. In seiner Akte befinden sich des Weiteren Einträge wegen Diebstahls, Raubes, Unfallflucht und Fahrens ohne Fahrerlaubnis. Der 28-jährige Thomas A. ist wegen Betruges auffällig geworden und hat ebenfalls schon mindestens eine Unfallflucht begangen. Ermittelt wurde gegen ihn wegen Diebstahls und Verstößen gegen das Waffengesetz. Auch er soll bereits mehrfach wegen Körperverletzungen aufgefallen sein.

Gemeinsam stehen Kai B. und Thomas A. im Verdacht, in Bad Bramstedt einen VW-Bus aufgebrochen zu haben. Thomas A. befindet sich seit dem Wochenende nach Antrag der Staatsanwaltschaft in Untersuchungshaft. Der zuständige Haftrichter sah ebenso wie die Ankläger eine Fluchtgefahr als gegeben. Thomas A. hat keinen festen Wohnsitz.

Aller Voraussicht nach werden die jetzt gefassten Verdächtigen gemeinsam mit einem weiteren Komplizen, der bei der Tat jedoch nur "Schmiere gestanden" hatte, die ersten Angeklagten in einem Amtsgerichtsprozess gegen Autobrandstifter seit Beginn der Serie im Sommer vergangenen Jahres sein. Mehrere Hundert Autos sind in Hamburg seitdem zerstört oder schwer beschädigt worden. Noch ist unklar, ob auch Kai B. und Thomas A. verdächtigt sind, einige dieser Taten, die sich im gesamten Stadtgebiet abgespielt hatten, begangen zu haben.

In allen bisherigen Fällen laufen die Ermittlungen bei der Sonderkommission "Florian" zusammen. Die Beamten sind auch weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Wer Hinweise auf mögliche Autobrandstifter geben kann, sollte das LKA unter der Telefonnummer 428 65 67 89 informieren. Für Hinweise, die zur Aufklärung der Brandserie führen, ist eine Belohnung von 20.000 Euro ausgesetzt.