Drei Angreifer warfen Farbgläser und Steine auf das Haus des FDP-Politikers Burkhardt Müller-Sönksen in Hamburg-Niendorf.

Niendorf. Kurz nach drei Uhr am frühen Montagmorgen durchzieht eine Twitter-Meldung die Nachrichtenkanäle des Internet: "soeben #Anschlag auf mein #Privathaus, um drei Uhr morgens mit Steinen und Farbflaschen, ich zittere, Polizei vor der Tür :-((." Absender ist der Hamburger FDP-Politiker Burkhardt Müller-Sönksen, Mitglied des Bundestags, der jetzt um die Gesundheit seiner Familie bangt.

Unbekannte haben wenige Minuten zuvor sein Privathaus in Niendorf angegriffen. Die Polizei geht von einer politisch motivierten Tat aus, der Staatsschutz ermittelt. Es ist der dritte Farbanschlag auf Behörden und Politiker innerhalb von nur drei Tagen. Erst am Sonnabendmorgen entdeckten Mitarbeiter einen Farbanschlag auf die GAL-Geschäftsstelle in Eimsbüttel. In der Nacht darauf flogen Steine und Farbe gegen das Rathaus Altona. Bekennerschreiben sind in allen drei Fällen nicht aufgetaucht. "Ob die Taten mit dem anstehenden Schanzenfest zusammenhängen, ist unklar", sagte eine Polizeisprecherin. Es werde in alle Richtungen ermittelt, mögliche Zusammenhänge würden geprüft.

"Ich bin schockiert, dass meine Familie da sinnlos hineingezogen wurde", sagt der sichtlich mitgenommene FDP-Politiker wenige Stunden nach dem Anschlag im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt . Gegen drei Uhr war der 51-Jährige von lauten, "knirschend hellen" Geräuschen geweckt worden. Mit einer Taschenlampe stürmt er die Treppe hinunter zur Eingangstür des Einfamilienhauses. "Ich habe dann erst nur die Farbe gesehen", sagt Müller-Sönksen. Zwei Marmeladengläser gefüllt mit blauer Farbe treffen den Eingangsbereich des gelb gekachelten Hauses, beschmutzen knapp 20 Quadratmeter der Wand sowie den Garten. Ein weiteres Glas schlägt durch die Doppelglasscheibe zum Esszimmer, wird allerdings durch ein Rollo abgefangen. Was Müller-Sönksen in der Eingangstür nicht sehen kann, die Täter haben zuvor mindestens einen Granitstein, wie er für das Verlegen von Wegen benutzt wird, "mit ungeheurer Wucht" in das Doppelfenster geworfen. "Im Esszimmer sah es wie nach einer Granatenexplosion aus", resümiert er später.

"Das ist hier das beschauliche Niendorf, und ich wollte hier keine Politikerfestung", klagt der 51-Jährige. Er habe diese Beschaulichkeit genossen, sich gefreut, wenn Nachbarn spontan zum Kaffee vorbeigekommen seien. "Ich habe dafür gesorgt, dass meine Familie gesichert ist", sagt Müller-Sönksen. "Da muss man gegenhalten. Ich werde mich nicht einschüchtern lassen."

Warum gerade er Ziel der Attacke wurde, kann sich Müller-Sönksen, der Mitglied im Verteidigungsausschuss des Bundestages ist, nicht erklären. Bereits am Sonntag war es zu einem Zwischenfall gekommen. Während der "Talk & Brunch"-Veranstaltung des Liberalen im Alstertal hatte ein 28-jähriger Radfahrer eines der Wahlkampfschilder mit dem Abbild Müller-Sönksens umgetreten und beschädigt, und war geflüchtet. FDP-Anhänger verfolgten den Mann und hielten ihn fest, bis die Polizei eintraf. Möglicherweise stehen die Taten in Zusammenhang.

Von den Tätern des Farbanschlags fehlte gestern Abend noch jede Spur. Müller-Sönksens Ehefrau sah kurz nach der Tat drei Männer auf Fahrrädern und mit Kapuzenpullovern maskiert wegfahren. Seitdem wird nach diesen Radfahrern gefahndet. Hinweise von Zeugen nimmt das Landeskriminalamt der Polizei unter der Telefonnummer 428 65 67 89 entgegen.