Karl-Heinz Warnholz, 66, Hamburger CDU-Politiker, ist Vorsitzender des Innenausschusses der Bürgerschaft.

Hamburger Abendblatt:

1. Auf das Haus des FDP-Bundestagsabgeordneten Burkhardt Müller-Sönksen in Hamburg-Niendorf haben Unbekannte einen Anschlag verübt, eine Scheibe zerstört und einen Farbbeutel ins Haus geschleudert. Tut Hamburg zu wenig, um seine Politiker zu schützen?

Karl-Heinz Warnholz:

Nein, Hamburg tut nicht zu wenig für die Sicherheit der Politiker. Derartige gemeine und hinterhältige Anschläge lassen sich leider nicht verhindern. Opfer werden übrigens nicht immer nur Politiker. Die aber können nicht rund um die Uhr von der Polizei oder anderen Sicherheitskräften überwacht werden. Auf die Gebäude von gefährdeten Personen wird schon verstärkt geachtet.

2. Sie waren in den vergangenen acht Jahren selbst schon dreimal Opfer eines ähnlichen Anschlags. Sehen Sie einen Zusammenhang zu politischen Äußerungen, die Sie kurz zuvor gemacht hatten?

Ja, zweimal geschah das nach einer Rede in der Hamburgischen Bürgerschaft zum Thema innere Sicherheit und Rote Flora und einmal nach einem Besuch mit dem Bürgermeister Ole von Beust in der Roten Flora. Da wurden zwei Tage später mehrere Scheiben an meinem Haus zerstört und mein BMW demoliert. Auf den Kosten bin ich sitzen geblieben, meine Versicherung hat lediglich aus Kulanzgründen einen geringen Teil übernommen.

3. Was hat sich in Ihrem privaten Leben nach den Anschlägen denn verändert?

Vor allem emotional hat sich bei mir und meiner Familie einiges verändert. Mein damals elf Jahre alter Sohn hat sehr unter dem Anschlag gelitten und hat mir unter Tränen damals gesagt: Papa, wer tut uns so etwas an? Wir haben in unserer Familie seitdem unsere Sicherheitsvorkehrungen verstärkt und sind in unserem Verhalten auch vorsichtiger geworden.

4. Haben Sie nach einem der Anschläge auf Ihr Haus mal daran gedacht, Ihre politische Arbeit aufzugeben?

Ich würde nie und nimmer meine politische Arbeit wegen der Gewalt von Chaoten aufgeben. Ich betreibe seit meinem 16. Lebensjahr Politik und werde der treu bleiben. Es wäre schlimm zu kapitulieren.

5. Können Prominente und Politiker in Hamburg ihre Adresse eigentlich geheim halten?

Das können sie nicht, meine steht sogar im Telefonbuch. Ich bin CDU-Ortsvorsitzender in Rahlstedt, Hamburgs größtem Bezirk, sitze im Landesvorstand und bin seit Jahren Vorsitzender des Innenausschusses der Bürgerschaft und habe außerdem eine kleine Immobilienfirma. Da können Sie sich nicht verstecken. Auch ohne Google Street View bekommt jeder, der das will, eine Adresse heraus.