Marcel F. wurde von zwei Männern in einem Metrobus ins Koma geprügelt und getreten. Der 19-Jährige: “Für die Tat gibt es keine Entschuldigung.“

Neustadt. Nun sitzt er seinen Peinigern gegenüber. Den zwei Männern, die ihn am 13. Februar in einem Bus der Linie 2 ins Koma geprügelt haben. Einer der vor dem Landgericht wegen versuchten Totschlags angeklagten Männer bittet ihn um Entschuldigung. Marcel F., 19, lehnt ab: "Für die Tat gibt es keine Entschuldigung."

Es ist der zweite Anlauf in diesem Prozess: Nachdem der Vorsitzende Richter der Großen Strafkammer 27 erkrankte, musste das Verfahren gestern neu aufgerollt werden. Am ersten Verhandlungstag sagte nicht nur Marcel F. zur brutalen Attacke aus, die beiden Angeklagten legten zudem über ihre Verteidiger verlesene Teilgeständnisse ab.

Tritte und Schläge räumen Phillip M. und Salim El G., beide 20, ein - jedoch in einem weitaus geringeren Umfang, als es ihnen der Staatsanwalt zur Last legt. Sie seien "erheblich alkoholisiert" und bekifft gewesen. Auf der Fahrt zum Bahnhof Altona habe Marcel F. sie in aggressiver Weise aufgefordert, die Musik ihres Handys leiser zu stellen. "Er kam auf uns zu, ich habe versucht, ihn mit gestrecktem Bein auf Abstand zu halten", sagt Phillip R. "Einmal" habe er zugetreten, er sei "entsetzt" und könne sich die Attacke nur damit erklären, dass er betrunken und traumatisiert gewesen sei, nachdem er selbst im Dezember Opfer einer Gewalttat geworden sei. Auch Salim El G. sagt, er bedauere die Tat.

+++ So kriminell ist Ihr Stadtteil +++

Dann Marcel F., das Opfer. Er vernuschelt Satzenden, wirkt schüchtern - oder schlicht eingeschüchtert? Ganz genau will die Richterin wissen, wie viel Geld er für Medienauftritte kassiert hat, hakt immer wieder nach. An die Tat hat Marcel F. hingegen kaum Erinnerungen. Er habe mit Freunden auf der Reeperbahn gefeiert. Weil ihn die laute Handy-Musik der beiden Jugendlichen störte, habe er sie gebeten, ihr Handy etwas leiser zu stellen. Als sie nicht reagierten, sei er "etwas patziger" geworden. "Einer ist aufgestanden und hat mir einen Schlag oder Tritt verpasst, da bin ich umgefallen." Die Verteidigung geht indes von einer Mitschuld des Opfers aus: Die Videoaufzeichnung aus dem Bus zeige, dass die Aggression zuerst von Marcel F. ausgegangen sei.

Die Frage, wer wie viel Alkohol getrunken hat, könnte in dem Prozess noch eine wichtige Rolle spielen: Kurz nach der Attacke hatte Marcel F. einen Alkoholwert von 1,65 Promille. Der Verkäufer, der ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatte, wachte erst neun Stunden später im Krankenhaus auf. Unter dem Vorfall leide er noch heute. "Wenn ich einen Bus betrete, ist mir mulmig zumute." Der Prozess wird fortgesetzt.