Zwei Mitarbeiter eines privaten Wachdienstes patrouillieren jetzt am U-Bahnhof Norderstedt-Mitte und sollen für mehr Sicherheit sorgen.

Norderstedt. Wer am Abend oder nachts vom U-Bahnhof Norderstedt-Mitte aus nach Hause will, hat kein gutes Gefühl. Die Gefahr ist nicht immer konkret, aber ständig spürbar. Sie setzt sich zusammen aus verlassenen Bahnsteigen, leeren Bushaltestellen und einem kaum belebten Umfeld mit vielen dunklen Ecken und einigen zwielichtigen Akteuren. Betrunkene Stadtstreicher und laute, aggressiv wirkende Jugendliche, die "abhängen".

"Die gefühlte Sicherheit am U-Bahnhof Mitte ist eingeschränkt", sagt Hauke Borchardt, Sprecher der Stadt Norderstedt. Pendler, die abends von der Arbeit nach Hause fahren, Besucher des "Spectrum"-Kinos, der "TriBühne" oder Bürger, die nach einem Abend im Hamburger Kultur- und Nachteben zurück nach Norderstedt kommen, beschweren sich laufend. Über unangenehme Situationen, die ein oder andere "Anmache" oder Pöbeleien (wir berichteten). Das Problem: Aktenkundig ist bei der Polizei nur wenig. "Es gibt kaum konkrete Vorfälle oder Straftaten", sagt Borchardt. Doch die Stadt möchte nicht mehr abwarten, bis es soweit kommt.

Sicherheits-Profis patrouillieren für die "gefühlte Sicherheit"

Im Kriminalpräventiven Rat haben alle Beteiligten die Lage diskutiert und nun ein dreimonatiges Projekt gestartet. Zwei Wachleute des Sicherheitsdienstes Pütz Security aus Kaltenkirchen zeigen seit dem vergangenen Wochenende rund um den Bahnhof Norderstedt-Mitte Präsenz. Ganz flexibel an einem Tag zu unterschiedlichen Zeiten unter der Woche und jeweils freitags und sonnabends in den Abendstunden schreiten die beiden Pütz-Mitarbeiter den Bereich um den Bahnhof ab. Den Auftrag dazu haben sie in Abstimmung mit der Norderstedter Verkehrsgesellschaft, dem Ordnungsamt der Stadt und der Polizei bekommen.

Der Einsatz ist mit "präventive Überwachungsaufgaben" umschrieben. Hauke Borchardt: "Ziel der auf drei Monate angesetzten Testphase ist die Erprobung präventiver Möglichkeiten zur Verbesserung der Sicherheit und des Sicherheitsgefühls für die Bürger und der Schutz vor Schäden an den öffentlichen Einrichtungen." Die beiden Sicherheits-Mitarbeiter von Pütz seien in ihrer Erscheinung "imposant", sagt Borchardt. Doch das bedeute nicht, dass sie in Rambo-Manier martialisch bewaffnet und aggressiv handfest für Ordnung in Mitte sorgen sollen. Die Sicherheitsleute sind Profis, geschult in ihren Rechten, sie haben ein psychologisches Training, Seminare in Konfliktvermeidung und im Umgang mit gewaltbereitem Gegenüber absolviert. Sie werden als "Fußstreifen" auf dem Bahnhofsvorplatz auf Patrouille gehen.

Präsenz zeigen, und wenn es sein muss, auch kräftig zugreifen

"Das Hauptgeschäft der Herren wird die Demonstration von Präsenz sein", sagt Andreas Finster, Fachbereichsleiter allgemeine Ordnungsangelegenheiten, der das Projekt für die Stadt im Ordnungsamt koordiniert. Die Männer sollen als Ansprechpartner für den Bürger da sein. Sie seien klar an ihrer Pütz-Uniform und ihrer zivilen Sicherheitsausstattung zu erkennen. Wer sich in den Abendstunden nicht sicher fühlt, wer angegangen wurde oder sogar Straftaten beobachtet hat, kann sich an die Männer wenden.

Die Sicherheitsleute haben das Hausrecht rund um den Bahnhof und können Platzverweise erteilen. Darüber hinaus haben sie nicht mehr Rechte als jeder Zivilist. Sie handeln auf Basis des Jedermannrechtes. Wenn sie beispielsweise Betrunkene oder Randalierer zurechtweisen, die Passanten angehen oder Sachen beschädigen, und wenn sie dabei auf Widerstand stoßen oder bedroht werden, dann deckt das Jedermannrecht das Festhalten bis zum Eintreffen der Polizei sowie das Identifizieren der Täter ab. Dabei ist der gut abgewägte Einsatz von Gewalt zulässig.

"Wenn es knistert und sie jemanden festhalten müssen, dann geschieht dies immer nur bis zu einer Grenze, an der der Selbstschutz einsetzt", sagt Finster. Der Draht zur Polizei sei sehr kurz. Grundsätzlich werden die Männer die Deeskalation suchen und für eine Atmosphäre der Sicherheit sorgen.

Nach vier Wochen im Einsatz wird eine Zwischenbilanz gezogen

Wenn die Männer die ersten vier Wochen rund um den U-Bahnhof Mitte hinter sich haben, dann soll eine erste Zwischenbilanz des Projektes gezogen werden. "Dann werden wir entscheiden, ob wir bei den Einsatzzeiten nachsteuern müssen oder bei der Einsatzintensität", sagt Stadtsprecher Hauke Borchardt. Im Verlauf des Projektes können auch zum ersten Mal verlässliche Aussagen auf die Frage gemacht werden, wie drastisch die Situation am Norderstedter Bahnhof überhaupt ist. Denn nach wie vor klafft eine große Lücke zwischen dem Empfinden der Bürger und den tatsächlich vorgefallenen Straftaten. Im Vergleich zu U-Bahnhöfen im weiteren Umfeld, etwa in Hamburg-Langenhorn ist die Situation aus Sicht der Polizei in Norderstedt nicht besorgniserregend. Hauke Borchardt: "Möglicherweise wird am Ende des Einsatzes auch heraus kommen, dass alles nur halb so schlimm ist." Falls die Realität am U-Bahnhof aber die gefühlte Unsicherheit der Norderstedter legitimiert, dann soll über die feste Einrichtung des Sicherheitsdienstes nachgedacht werden.