Sie befürchten, dass die Hamburger Justiz den Täter zu lasch bestrafen könnte: “Wir wollen, dass er zu lebenslanger Haft verurteilt wird.“

Hamburg. An der Treppe zum Landgericht stehen zehn Grabkerzen, dahinter Transparente. Auf einem prangt ein Statement. Eine Anklage. "Schwarzfahrer gehen in den Knast. Gewalttäter laufen frei herum. Wie viele Opfer noch?"

Dahinter verbirgt sich eine Menge aufgestauter Wut. Die Wut von 25 Taxifahrern, die sich vor dem Gericht versammelt haben und eine aus ihrer Sicht gerechte Strafe einfordern für den Mann, der ihren Kollegen Peter Lüchow mit drei Schüssen in den Hinterkopf regelrecht hingerichtet haben soll. Und die nun befürchten, dass die Justiz den Täter zu lasch bestrafen könnte. "Wir wollen, dass er zu lebenslanger Haft verurteilt wird", schimpft Jörn Napp. Napp trägt ein T-Shirt, auf dem steht "Peter - einer von uns".

Dabei droht Rilwan C. eine unbefristete Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie. Seit seiner Festnahme im Januar ist er in Ochsenzoll. Der Gutachter diagnostizierte eine "paranoide Schizophrenie mit kombinierter Persönlichkeitsstörung". Darunter versteht die Wissenschaft eine ganze Reihe von Symptomen.

Der Staatsanwalt geht deshalb davon aus, dass Rilwan C. den Taxifahrer im Zustand der Schuldunfähigkeit heimtückisch ermordete. In jener Januarnacht sei Rilwan C. am Bahnhof Blankenese in das Taxi von Peter Lüchow gestiegen. Während der Fahrt soll er den 58 Jahre alten Mann aus Wedel erschossen haben. Am Morgen des 15. Januar finden ihn Passanten auf der Christian-F.-Hansen-Straße blutüberströmt in seinem Taxi. Der Motor läuft, das Warnblinklicht leuchtet. Ein Motiv ist nicht in Sicht - die Taxibörse liegt noch im Wagen. Einem Gutachter gesteht Rilwan C. später, eine Stimme habe ihm befohlen: "Drück ab!"

Viel ist über ihn nicht bekannt. 24 Jahre alt, geboren in Hamburg, die Eltern stammen aus Sri Lanka, wo er kurz vor der Bluttat heiratete. Außerdem hatte er in einer Wohnung in Hasselbrook ein Sturmgewehr.

Einer der vier Söhne des Opfers, Felix, sitzt im Gerichtssaal. Der 29-Jährige wirkt extrem angespannt. Ein leises "Oh, Mann" entfährt ihm, als der mutmaßliche Mörder seines Vaters in den Saal geführt wird. Im weißen Kaftan, ein blaues Hemd über dem Kopf, die Hände in Handschellen. Rilwan C., 24, legt die Tarnung erst ab, als die Kameraleute den Gerichtssaal verlassen haben. Er trägt inzwischen einen Bart, wie man ihn von frommen Muslimen kennt.

Den ersten Punkt macht sein Verteidiger: Im Hinblick auf die psychische Erkrankung seines Mandanten stimmt das Gericht seinem Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit zu. Die Taxifahrer protestieren, und Napp sagt: "Auf unsere Psyche nimmt niemand Rücksicht." Der Prozess wird fortgesetzt.