Mehrere Jahre lang übertrug der Taschen Verlag, der eine Filiale in der Neustadt betreibt, Fotos aus seinen Geschäften ins Internet.

Hamburg. Die Einsicht kam spät. Mehrere Jahre lang übertrug der Taschen Verlag, der eine Filiale an der Bleichenbrücke (Neustadt) betreibt, Fotos aus seinen Geschäften ins Internet. Die Bilder, die nach wenigen Sekunden aktualisiert wurden, zeigten, wie viele Kunden sich wo im Laden aufhielten. Der geneigte Betrachter hatte im Hamburger Geschäft sogar die Möglichkeit, zwischen zwei verschiedenen Perspektiven zu unterscheiden. Erst nachdem mehrere Medien beim Verlag nachfragten, stellten die Verantwortlichen die Übertragung ein.

"Derartige Bilder mit einer Webcam zu übertragen ist völlig unzulässig und verstößt gegen das Bundes-datenschutzgesetz", sagt Johannes Caspar, der Hamburgische Datenschutzbeauftragte. Er hatte bereits seinen Amtskollegen in Nordrhein-Westfalen informiert. Der Taschen Verlag, der weltweit zehn Filialen betreibt und unter anderem mit Fotobänden berühmt geworden ist, hat seinen Sitz in Köln. Caspar unterstellt dem Verlag keine böse Absicht.

Dennoch: "Es lässt mich immer wieder staunen, wie Unternehmen gegen das informationelle Selbstbestimmungsrecht der Bürger verstoßen." Der Verlag gab sich peinlich berührt. "Uns war diese Brisanz gar nicht klar", sagt deren Sprecherin Christine Waiblinger. Die Übertragung im Netz sei eine Werbemaßnahme gewesen. "Freunde, Kollegen und Kunden sollten am Treiben in den Geschäften teilhaben können." Zum Teil werden sie es auch weiter tun können. Lediglich die deutschen Filialen sind nicht mehr live im Netz - die ausländischen schon noch.

Während der Taschen Verlag nicht mit Konsequenzen zu rechnen hat, werden diese für die Drogerie Ihr Platz gerade geprüft. Laut NDR Info werden in den deutschlandweit mehreren Hundert zum Schlecker-Konzern gehörenden Filialen Kunden und Mitarbeiter überwacht. Das Unternehmen, das in Hamburg nicht vertreten ist, hat seinen Sitz in Niedersachsen. Laut Michael Knaps, Sprecher des Datenschutzbeauftragten, ermittele die Behörde seit September gegen die Drogeriekette und habe ein Bußgeldverfahren eingeleitet. Diese habe weder Hinweisschilder aufgestellt noch die sogenannte Verfahrensbeschreibung zur Videoüberwachung vorgelegt. Darin muss aufgelistet werden, welche Kameras was aufnehmen. Beim gestrigen Gespräch habe sich die Kette aber einsichtig gezeigt.