Die beiden Mädchen waren in Polen als vermisst gemeldet. Sie wurden mit Waffengewalt zur Arbeit gezwungen.

Hamburg. Seit März waren die beiden 16 Jahre alten Mädchen in ihrer Heimatstadt in Südpolen als vermisst gemeldet. Am vergangenen Freitag konnten sie aus einem Bordell in Wandsbek befreit werden. Zwei polnische Männer hatten die beiden Frauen über ein halbes Jahr zur Prostitution gezwungen. Ihre Peiniger kamen in Untersuchungshaft.

Wie die Leidensgeschichte der beiden 16-Jährigen begann - ob sie gewaltsam nach Deutschland gebracht wurden oder falschen Versprechungen folgten -, ist nicht bekannt. Zunächst hatten sich die beiden Frauen in der Wohnung eines der Männer an der Straße Busbrookhöhe in Farmsen-Berne prostituieren müssen. Als das aber nicht genug Geld einbrachte, wurden sie mit falschen Papieren ausgestattet - die sie als 21-Jährige auswiesen - und ins Bordell "Geizhaus" in Wandsbek gebracht. Um die Frauen gefügig zu machen, wurden die beiden 16-Jährigen immer wieder mit Schusswaffen bedroht, sagte ein Polizeisprecher. Die Ermittlungen der polnischen Polizei während der Vermisstenfahndung hatten ergeben, dass mindestens eines der beiden verschwundenen Mädchen in Deutschland zur Prostitution gezwungen wurde.

Das Landeskriminalamt in Hamburg übernahm daraufhin den Fall und konnte den Aufenthaltsort der 16-Jährigen bestimmen. Die Fahnder erwirkten noch am Freitag in einem Eilantrag bei der Staatsanwaltschaft einen Durchsuchungsbeschluss für das Bordell, wo sie beide Mädchen antrafen. Dariusz Z. (34) aus dem südpolnischen Knurow und Marcin S. (30) aus Cerekiew wurden festgenommen und müssen sich jetzt wegen Menschenhandels, Zuhälterei und der Förderung sexueller Handlungen Minderjähriger verantworten. Eine weitere Tatverdächtige, eine 32 Jahre alte Polin, kam inzwischen wieder auf freien Fuß. Immer wieder schockieren Fälle von minderjährigen Prostituierten die Öffentlichkeit: Erst im Mai hatten Ermittler eine 14-Jährige Zwangsprostituierte aus einer sogenannten Modellwohnung befreit. Sie war von einem rumänischen Zuhälterring zur Prostitution gezwungen worden. Im März war zudem ein stadtbekannter Bordellbesitzer (41) festgenommen worden, weil er eine 16-Jährige als Prostituierte beschäftigt haben soll. Die Frau verzichtete jedoch auf eine Aussage, das Verfahren wurde eingestellt.