Erst lockten sie junge Frauen aus Rumänien mit dem Versprechen auf Arbeit an die Elbe...

Hamburg. Dann zwangen sie ihre zumeist nicht einmal 21 Jahre alten Opfer zur Prostitution auf den Straßenstrich in St. Georg. Am Montagabend haben Ermittler zusammen mit der rumänischen Polizei vier Zuhälter zwischen 21 und 39 Jahren festgenommen, die den Menschenhandel zwischen Deutschland und Rumänien seit mindestens vier Jahren organisierten.

Damit gelang es der Polizei in nur einer Woche zum zweiten Mal, einen rumänischen Zuhälterring zu sprengen. Erst am vergangenen Mittwoch nahm sie sieben Zuhälter aus der rumänischen Ortschaft Braila fest und befreite Frauen und Mädchen, darunter eine 14-Jährige, aus sogenannten Modellwohnungen.

Bereits seit November ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen die Bande aus Constanta, deren Mitglieder fast ausnahmslos einer einzigen rumänischen Familie entstammten. Am Montagabend gegen 17 Uhr konnten die Männer in Hamburg und zeitgleich in der Stadt am Schwarzen Meer festgenommen werden. Das Mobile Einsatzkommando (MEK) überwältigte einen 35-Jährigen in seiner Veddeler Wohnung und einen 39 Jahre alten Rumänen auf dem Hansaplatz. Rumänische Spezialeinheiten nahmen den 28 Jahre alten Kopf der Bande, Adem I., und einen 21-Jährigen in Constanta fest. Zwei weitere Bandenmitglieder sind bereits in Haft: Ein 35-Jähriger wurde im Dezember 2008 wegen Zuhälterei festgenommen. Ein anderes Mitglied der Bande (34) verbüßt derzeit eine sechsjährige Freiheitsstrafe, nachdem er den Wirt (44) eines Lokals in St. Georg bei einer Schlägerei getötet hatte.

Die Rumänen hatten mindestens zehn Frauen zwischen 18 und 25 Jahren seit August 2005 auf dem Straßenstrich an der Bremer Reihe und am Hansaplatz sowie in einem Stundenhotel zur Prostitution gezwungen. Ihre Opfer mussten ihre Erlöse an die Bande abgeben und jeden Wunsch ihrer Freier erfüllen. Dabei wurden sie von ihren Zuhältern von einem nahen Lokal und einem Internetcafé aus kontrolliert. Weigerten sie sich, wurden sie geschlagen und bedroht. So wurde einer Frau, die aussteigen wollte, ihr siebenjähriges Kind weggenommen, um sie zurück zur Prostitution zu zwingen. Gleichzeitig vertrieb die Bande andere Prostituierte vom Straßenstrich oder zwang ihnen Tagesgelder von 500 Euro ab.

Die Rumänen, die bislang die Aussage verweigerten, müssen sich wegen schweren bandenmäßigen Menschenhandels, Zuhälterei, Körperverletzung und Bedrohung verantworten.