Hamburg. Wie viele Studierende und Referendare in Hamburg abbrechen und welche Fächer besonders betroffen sind. Linken-Abgeordnete übt Kritik.

  • Im Wintersemester 2023/24 gab es gerade einmal 144 Exmatrikulationen in Lehramtsstudiengängen an der Uni Hamburg
  • Damit ist man weit unter dem bundesweiten Durchschnitt von Studienabbrechern.
  • Doch wie sieht es bei den Abbrechern von Referendariaten aus?

Noch vor einigen Jahren gab im Schnitt jeder vierteStudierende in Deutschland vorzeitig auf: Zu diesem Ergebnis kam eine 2022 vorgestellte repräsentative Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung. Wie genau es in den einzelnen Bundesländern und je nach Hochschule aussieht, ist allerdings unklar; es mangelt an entsprechenden Untersuchungen.

Von der Universität Hamburg liegen nun immerhin neue Daten zu Abbrüchen in den Lehramtsstudiengängen vor. Danach hatte sich Linken-Fraktionschefin Sabine Boeddinghaus in einer Schriftlichen Kleinen Anfrage an den Senat erkundigt. Demnach ist der Anteil der Exmatrikulationen an der Gesamtzahl der Lehramtsstudierenden in Hamburg zumindest in den vergangenen drei Jahren erstaunlich gering ausgefallen.

Studium in Hamburg: Geringe Schwundquote in den Lehramtsstudiengängen

So gab es im Wintersemester 2023/24 in den Bachelor-Lehramtsstudiengängen 114 Exmatrikulationen – das entspricht laut der Uni Hamburg einem Anteil von rund 1,9 Prozent an allen Lehramtsstudierenden in diesem Semester (5983). Außerdem gab es 67 Master-Exmatrikulationen – ein Anteil von rund 1,1 Prozent an allen Lehramtsstudierenden. Ähnlich sah es im Sommersemester 2023 aus: Damals erfolgten 119 Exmatrikulationen in Bachelor-Lehramtsstudiengängen (2,3 Prozent von allen Lehramtsstudierenden) und 54 Master-Exmatrikulationen (1 Prozent).

In der Zusammenschau der drei vergangenen Jahre zeigt die Auswertung: Vom Sommersemester 2021 bis zum Wintersemester 2023/24 gab insgesamt 734 Bachelor- und 331 Master-Exmatrikulationen in Lehramtstudiengängen. Einen Wechsel ihres Studienfachs vollzogen 365 Lehramtsstudierende seit 2021.

Vor allem Deutsch, Mathematik und Englisch betroffen

Einige Fächer sind erheblich stärker von Schwund betroffen als andere. Die meisten Exmatrikulationen von Lehramtsstudierenden an der Universität Hamburg gab es demnach im Wintersemester 2023/24 in den Fächern Deutsch (51), Mathematik (35), Englisch (31), Sozialwissenschaften (29) und Biologie (20). Betrachtet man die vergangenen drei Jahre, so variieren die Zahlen mitunter erheblich: Im Wintersemester 2021 gab es etwa 39 Exmatrikulationen im Fach Deutsch; im Wintersemester 2022 waren es 64 Exmatrikulationen.

Auf Abendblatt-Nachfrage erklärt die Universität, es lasse sich nicht eindeutig sagen, dass die Exmatrikulationen auch einen Abbruch des Studiums bedeuten – womöglich setzten die Exmatrikulierten ihr Studium an einer anderen Hochschule fort. Die Universität könne keine Studienabbruchquote angeben, sondern lediglich zu bestimmten Stichtagen ermitteln, wie viele Personen immatrikuliert und exmatrikuliert seien.

Studium Hamburg: Wie viele Nachwuchslehrer in Hamburg ihr Referendariat abbrechen

In zwei weiteren Schriftlichen Anfragen hatte sich Sabine Boeddinghaus nach der Lage bei Hamburgs Referendaren erkundigt. Aus der Senatsantwort geht hervor, dass in den vergangenen fünf Jahren insgesamt 223 Lehrer im Vorbereitungsdienst in Hamburg ihr Referendariat abbrachen – das entspreche einem durchschnittlichen Anteil von 2,3 Prozent an der Gesamtzahl der Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst, so der Senat. Am niedrigsten lag der Anteil mit 1,9 Prozent im Jahr 2022; der mit drei Prozent höchste Anteil der Abbrecher ergab sich 2023.

Auch wenn der Anteil der Abbrecher an der Gesamtzahl der Lehramtsstudierenden und Referendaren in Hamburg zuletzt gering ausfiel, dürfe der Senat sich deshalb nicht zurückzulehnen, sagt Sabine Boeddinghaus. Es seien immerhin Hunderte pro Jahr, die schon vor dem Vorbereitungsdienst in Hamburg aus dem Lehramtsstudium ausschieden. Selbst wenn diese jungen Leute anderswo ihr Studium fortsetzten, stünden sie Hamburg vorerst nicht mehr als potenzielle Nachwuchskräfte für Hamburgs Schulen zur Verfügung. Auch Absolventen, die zuletzt ihr Referendariat in Hamburg abbrachen, fehlten der Stadt nun.

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Auch in Hamburg drohe Lehrkräftemangel, sagt Boeddinghaus. „Ich meine, dass das politische Ziel eindeutig dahin gehen muss, sowohl die Ausbildung als auch die Berufsvorbereitung so umzustrukturieren, dass es nicht nur nicht mehr zu Überlastungen und Abbrüchen kommt, sondern sich noch viel mehr junge Menschen für den Lehrerberuf erwärmen können“, sagt Boeddinghaus.

Alle Informationen rund um die Themen Schule und Bildung in Hamburg gibt es auf abendblatt.de.