Der beliebte Moderator wirbt für die Kojen-Kampagne und will vielleicht selbst Kirchentagsbesucher aufnehmen. 9300 Betten werden gesucht.

Wilhelmsburg. Klettern bis in die Koje: TV-Moderator Jörg Pilawa, 47, verbrachte am Dienstag die Mittagspause in einem Steilwandbett (Portaledge) - sechs Meter hoch an einer Kletterwand in der Wilhelmsburger Nordwandhalle. In zwei Minuten war der beliebte ZDF-Moderator vor laufenden Kameras und gut gesichert nach oben gestiegen, um demonstrativ nach einem Schluck Kaffee zu schlummern. "Ein bisschen wie Dschungelcamp, nur zivilisierter", sagte Pilawa nach seinem sicheren Abstieg.

Mit dieser Aktion warb der Fernsehmacher aus Bergedorf für die Kojen-Kampagne des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Zu dem großen Christentreffen in Hamburg werden in der Zeit vom 1. bis 5. Mai rund 100.000 Gäste erwartet und insgesamt 12.000 Privatquartiere gesucht.

Weil derzeit gerade einmal 2716 Schlafplätze vergeben sind, werben die Kirchentagsmacher mit der Kampagne "Koje frei?" um weitere 9300 Betten bei den Hamburgern. "Ich unterstützte die Kampagne deshalb gern, weil viele junge Leute nach Hamburg kommen werden. Die sollen doch auch vernünftig schlafen und sozialen Anschluss haben", sagte der katholische Christ. Er werde mit seiner Frau und den Kindern diskutieren, ob sie selbst Gäste aufnehmen. "Das entscheidet der Familienrat in den nächsten Tagen." Pilawas Gäste müssten auf jeden Fall kinderlieb sein. Jörg Pilawa ist Vater von vier Kindern im Alter von knapp zwei bis 15 Jahren. Eventuell wollen die Pilawas ein Kinderzimmer räumen, damit die Kirchentagsgäste aufgenommen werden können. "Die bekommen auch ein buntes Frühstück." Allerdings sollte, so hofft er, die Bettenzentrale bei der Zuweisung der Gäste besonders sorgfältig sein. Er möchte keineswegs, dass in sozialen Netzwerken öffentlich mitgeteilt wird, wie die Pilawas wohnen.

Über Gott und die Welt, Kirche und Glauben reden die Pilawas seit einiger Zeit häufiger. Und zwar mit gutem Grund: Seine Ehefrau Irina - eine Tochter des bekannten Freizeitforschers Professor Horst W. Opaschowski - ist evangelisch, die Kinder sind ebenfalls evangelisch getauft. Jörg Pilawa aber ist römisch-katholisch. In wachsendem Maße, gesteht er, werde ihm diese Konfessionszugehörigkeit zum "echten Problem". Gerade vor dem Hintergrund der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche und deren Umgang damit stellt sich dem Moderator die Frage, ob er weiterhin der katholischen Kirche angehören will. "Wenn keine lückenlose Aufklärung erfolgt, ist das eine Katastrophe. Ich bin auch darüber erschüttert, dass die Bischofskonferenz die Zusammenarbeit mit dem niedersächsischen Kriminologen Pfeiffer beendet hat."

Er hofft nun, dass in Sachen Aufarbeitung noch "extrem viel passiert", damit er der katholischen Kirche die Treue halten kann. Schließlich hat er auch erlebt, wie viel Hilfe und Trost der Glaube und die Kirche geben können. Zum Beispiel damals, als sein katholischer Vater schwer krank war. Mit dieser christlichen Hoffnung ist Jörg Pilawa aufgewachsen; sie gibt ihm auch heute noch Kraft. Damit religiöse Gleichberechtigung bei den Pilawas herrscht, sind die Gottesdienstbesuche übrigens klar aufgeteilt. Das eine Mal geht es zu Weihnachten in den katholischen Dom St. Marien, das andere Mal in die evangelische-lutherische Gemeinde St. Petri und Pauli nach Bergedorf. Pilawa pflegt zu dem dortigen Pastor ein freundschaftliches Verhältnis. Und sagt bei solchen Gesprächen öfter, was er sich - wie viele Christen - von Herzen wünscht: dass es ein gemeinsames und nicht mehr getrenntes Abendmahl (Eucharistie) gibt. "Das", hofft der TV-Moderator, der eben noch in der Koje an der Kletterwand geschlummert hat, "muss unser großes Ziel sein." Schließlich seien sie doch alle Christen.

Jörg Pilawa ist nicht der einzige Prominente, der momentan für die Kirchentags-Kampagne "Koje frei?" wirbt. Zu den Unterstützern und Gastgebern gehören zum Beispiel die Publizistin Maria von Welser und der Präsident der Handwerkskammer, Josef Katzer. Die Kirchentagsgäste gelten als nicht sehr anspruchsvoll und sind schon mit einem einfachen Schlafplatz zufrieden, heißt es bei den Organisatoren.

Wenn es richtig losgeht, will Jörg Pilawa einige Veranstaltungen auf dem Kirchentag besuchen. Vielleicht hat er dann auch Lust, wieder in der Nordwandhalle zu klettern. Wie seine Tochter, die dort regelmäßig gerne trainiert. "Allerdings müsste ich dann fünf Kilo weniger wiegen. Dann macht das noch mehr Spaß."