Der 59-Jährige, der auch liebevoll-spöttisch “Pate von Volksdorf“ genannt wird, organisiert Stadtteilfest zum 34. Mal. Danach sollen andere übernehmen.

Hamburg. "Irgendwann muss ja auch mal Schluss sein", sagt Manfred Schult, den sie hier liebevoll-spöttisch den "Paten von Volksdorf" nennen, oder eben den "Kennedy der Walddörfer". Was er selbstverständlich nicht gerne hört, der 59 Jahre alte Chefredakteur des "Heimat-Echos", das zumindest in der Presselandschaft des nördlichen Hamburger Stadtgebiets eine ziemlich dominante Rolle einnimmt. So wie der umtriebige Redaktionsleiter, der eine inoffizielle (und imaginäre) Bürgerbegehren-Tabelle sogar bundesweit anführen würde: Fünfmal hat Schult sich eingemischt, fünfmal konnte er die Volksdorfer hinter sich bringen, und so stehen jetzt keine Häuser auf dem PR-Parkplatz am Bahnhof, durfte der Walddörfer SV ein Fitnesscenter bauen, blieb die Försterei erhalten, konnte die Polizeiwache umgesiedelt und die Ohlendorff'sche Villa erhalten werden. "Aber ich möchte mich wirklich nicht als 'Wutbürger' bezeichnen lassen", wehrt Schult ab, "ich habe mich letztlich nur gefragt, was ich als Bürger oder Bewohner für meinen Stadtteil, der schließlich meine Heimat ist, tun kann."

Er hätte sicherlich auch in die Politik gehen können, so wie es sein Großvater Johannes Schult tat oder sein kürzlich verstorbener Vater, ein "sozialdemokratisches Urgestein" der Hansestadt, ehemaliger Bürgerschaftsabgeordneter und ab 1967 Verleger des "Heimat-Echos". "Aber dafür stand mir mein Kopf im Weg. Zwänge sind nichts für mich", sagt Schult.

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Andererseits empfindet es "der Pate" nun auch nicht unbedingt als störend, dass ihn ungefähr jeder zehnte Passant erkennt und freundlich grüßt. Und weil heute Markttag ist in Volksdorf, kommen ziemlich viele Passanten am Biergarten des Restaurants Louisiana vorbei, wo er vorzugsweise seine Besprechungen abhält, bei einem Glas Mineralwasser und ein, zwei Zigaretten der Marke Peter Stuyvesant.

Zurzeit hat Schult einiges zu besprechen, denn am kommenden Freitag wird er um 15 Uhr mit Wirtschaftssenator Frank Horch das Volksdorfer Stadtteilfest eröffnen: immerhin das fünftgrößte Hamburger Event, zum 34. Mal. "Und sicherlich das familärste", meint Schult, "weil wir von Anfang an darauf Wert gelegt haben, dass sich vor allem die ansässigen Vereine und Schulen vernünftig präsentieren können." Dass die Besucher auch in diesem Jahr am ersten Septemberwochenende darüber hinaus zahlreiche kommerzielle und lukullische Möglichkeiten zur Belustigung vorfinden werden, versteht sich von selbst.

Das musikalische Hauptmotto in diesem Jahr lautet "50 Jahre Starclub" - King Size Taylor und Lee Curtis haben für den Eröffnungstag zugesagt. Es ist eines von rund 20 Konzerten während der drei tollen Tage, mit Budenzauber und dem beinahe schon legendären Radrennen um den "Großen Preis der Haspa Volksdorf", die mal ganz bescheiden angefangen haben und aus einer Not heraus geboren wurden, als im Jahre 1979 ein Benefizspiel gegen die HSV-Allstars aus monetären Gründen scheiterte. Die Planung blieb an Schult hängen, der hervorragend den Eindruck vermitteln kann, dass er sich keineswegs um Posten und Aufgaben reißt, aber dennoch nicht Nein sagt, wenn man ihn fragen würde. Mittlerweile ist die reine Familien- und Vereinsveranstaltung enorm erwachsen geworden, mit Toilettenwagen, Absperrungen und Brandschutzverordnungen, aber "das wahre Highlight ist und bleibt die frisch gekochte Erbsensuppe der Volksdorfer Feuerwehr", sagt der Impressario des jährlichen Vergnügens. "Da kenne ich Dutzende, die sich gleich mehrere Portionen abfüllen lassen, um sie einzufrieren."

Im kommenden Jahr sei es das "wirklich letzte Mal", dass er als Vorstandsmitglied der Interessengemeinschaft Einkaufszentrum Volksdorf das Stadtteilfest organisiert. Er könne es sich aber gut vorstellen, dabei seinen Nachfolger "einzuarbeiten". Denn er weiß, dass bereits einige Event-Agenturen in den Startlöchern stehen. Und Schult möchte um jeden Preis die totale Kommerzialisierung des Volksdorfer Stadtteilfestes verhindern. Geld verdiene man mit dem Ehrenamt natürlich nicht, aber dafür habe man wenigstens einen Haufen Arbeit, lächelt er verschmitzt und meint: "Im nächsten Jahr wären es das 30. Radrennen, das 35. Stadtteilfest und mein 60. Geburtstag. Da könnte ich dann ruhigen Gewissens sagen: 'Ich habe fertig.'"