Ohlendorff'sche Villa, das frühere Ortsamt Walddörfer, wird für 650 000 Euro saniert. Ein Café und eine Kita sollen einziehen. Stadthäuser geplant.

Volksdorf. Die Sanierung der Ohlendorff'schen Villa könnte baldbeginnen: Die Frank-Gruppe hat beim Bezirksamt Wandsbek eine sogenannte Bauvoranfrage eingereicht. Kommunalpolitik und der Kulturkreis Walddörfer befürworten das Konzept - und selbst ein Mieter für das geplante Garten-Café könnte schon gefunden sein. Jetzt ist die Verwaltung am Zug.

"Unsere Bauvoranfrage ist sehr detailliert, deshalb wird die Bearbeitung sicher länger dauern als die üblichen sechs bis acht Wochen", sagt Clemens Thoma, Sprecher der Frank-Gruppe. Auch seien Ausnahmegenehmigungen nötig, über die allerdings in den Vorgesprächen großes Einvernehmen bestanden habe. Das derzeitige Baurecht auf dem 8000 Quadratmeter großen Areal sieht lediglich eine "Verwaltungsnutzung" vor. Die barrierefreie Sanierung der Villa für etwa 650 000 Euro könnte bis Sommer 2013 fertig sein; die geplanten Wohnungen würden im Falle einer problemlosen Baugenehmigung Anfang 2014 bezugsfertig sein.

Über den Kaufpreis für das Grundstück und das Investitionsvolumen wollte Thoma vor den Entscheidungen der Verwaltung nicht sprechen.

Das städtische Grundstück ist derzeit nur anhand gegeben - zum Kauf kommt es erst, wenn bis Januar 2013 das Recht zu bauen geschaffen werden konnte. Der ortsübliche Grundstückspreis für Wohnen liegt bei etwa 400 Euro pro Quadratmeter. Der Park hinter der Volksdorfer Villa bleibt städtischer Grund. Die Stadthäuser entworfen hat das Architekturbüro SEHW, das 2010 für sein Bürogebäude an der Bahrenfelder Friedensallee 290 den Preis "Bauwerk des Jahres" gewann.

In das Erdgeschoss der insgesamt etwa 600 Quadratmeter großen Villa, die bis 2007 das Ortsamt Walddörfer beherbergte, soll das den Volksdorfern bestens bekannte Wiener Kaffeehaus ziehen, das sich derzeit gegenüber an der Straße Wiesenhöfen befindet. Die Torten sind legendär, die Schlange vor dem Kuchentresen reicht regelmäßig bis weit auf die Terrasse - s-förmig, wohlgemerkt. Das frühere Tiefbauamt direkt neben der Villa, ein schmuckloser Klinkerbau aus den 1960er-Jahren, soll abgerissen werden. Dort will die Frank-Gruppe entlang der Flucht der Straße Wiesenhöfen drei Stadtvillen mit etwa 15 Wohneinheiten bauen. Unter den dreigeschossigen Klinkerbauten mit Flachdächern soll eine Tiefgarage 20 bis 25 Autos Platz bieten.

Eine noch zu gründende Stiftung soll die Villa nach der Sanierung für einen symbolischen Kaufpreis von einem Euro übertragen bekommen und bewirtschaften. Das Konzept sieht vor, aus den Mieteinnahmen - vor allem jene des Kaffeehuses - die Kosten für Instandhaltung und Betrieb des Gebäudes zu erwirtschaften und damit kulturelle Veranstaltungen zu subventionieren. Die Bibliothek im Erdgeschoss sowie die Veranstaltungsräume im Obergeschoss sollen dann "für kleines Geld" angemietet werden können. Im Vorstand der Stiftung soll unter anderenje ein Vertreter des Kulturkreises und der Frank-Gruppe sitzen. Ins Souterrain könnte als weiterer Mieter eine Krippe mit 12 bis 15 Plätzen ziehen; im Obergeschoss würde die Stiftung von ihrem kleinen Büro aus das Programm organisieren.

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Kinder und Kaffeehaus kämen einander nicht ins Gehege: Die Krippe würde von 8 bis 12.30 Uhr öffnen, das Café seinen Schwerpunkt auf nachmittags legen und um 18 Uhr schließen. Danach bliebe Raum für Lesungen, Musik, Vorträge. Nach hinten zum Parkgrundstück soll eine große Terrasse entstehen. Vor der Villa, zur Einkaufsstraße Im Alten Dorfe hin, sollen Tische im Garten die Anlage optisch öffnen.

Die Zufahrt zu den Stadtvillen erfolgt von der Straße Wiesenhöfen aus über den lehmigen Parkplatz gegenüber dem derzeitigen Standort des Wiener Kaffeehauses. Trotzdem würden etwa 40 bis 50 öffentliche Stellplätze auf dann gut befahrbarem Untergrund bleiben beziehungsweise neu geschaffen.

Unzufrieden mit der angestrebten Lösung ist nur die Linke. Rainer Behrens, ihr Fachsprecher im Planungsausschuss: "Die Stadt sollte die Villa behalten und selbst betreiben. So stiehlt sie sich aus der Verantwortung." Behrens würde auch gern Sozialwohnungen statt der geplanten Luxuswohnungen sehen. SPD, CDU und FDP wiesen das als "unrealistisch" zurück. Peter Pape, SPD-Sprecher für die Walddörfer, hob die "sehr ansprechende Optik der Wohnungen" hervor und freute sich über den Erhalt der "kulturellen Perle".

Die Villa werde auch über Volksdorf hinaus Publikum ziehen. Claus-Thomas Heins (CDU), Vorsitzender des Bauprüfausschusses, sagte, dass es praktisch unmöglich sei, aus dem Kulturetat jedes Jahr aufs Neue Geld für den Betrieb der Villa einzuwerben, und verwies auf die "gute Tradition" mit Stiftungslösungen in Volksdorf. Auch das Stadtteilkino Koralle wurde so gerettet. Und die Ohlendorff'sche Villa werde mit der Stiftung auch langfristig für die Öffentlichkeit gesichert.

Behrens überzeugt das nicht. "Es gibt die übliche Lösung für das gut situierte Volksdorfer Bürgertum." Ein Café sei auch nicht gerade das, was als Kultur im engeren Sinne durchgehen könne. "Ärmere Leute werden sich nicht in die Villa verirren." Das Wiener Kaffeehaus sieht den möglichen Umzug in die Villa als echte Verbesserung. Inhaberin Bettina Haller: "Wir könnten erweitern, hätten tolle Räume mit Stuck an hohen Decken und würden trotzdem praktisch am Standort bleiben." Freude und Erleichterung auch im Kulturkreis. Ernstwalter Clees vom Vorstand: "Diese Lösung haben wir seit Jahren angestrebt." Dass jetzt noch etwas schiefgehen könne, glaubt er nicht. "Es wird noch an Details gefeilt werden müssen, aber man wird sich einigen. Gar keine Frage."