Wolfgang Joop bezeichnet die Hamburger Dame als „gelungene Mischung aus Pferd und Frau.“ Ein Vergleich, der nicht bei jeder Frau gut ankommt.

Hamburg. Er eckt gerne an und scheut keine Schlagzeilen. Modeschöpfer Wolfgang Joop (65) liebt das Extreme. So bezeichnete er 1990 eine (erfolglose) Durchsuchung seiner Hamburger Geschäfts- und Privaträume wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz lapidar als "Störaktion von Konkurrenten oder Neidern", gab an, dass er "schon immer lieber mit den Nutten vom Hauptbahnhof unterwegs war als mit den braven Söhnen von der Elbchaussee".

Jetzt jedoch nimmt er die feinen Damen der Hamburger Gesellschaft in die Mangel, poltert ganz unhanseatisch in einem "Tagesspiegel"-Interview: "Die wohlhabende Hamburgerin hat den Romantizismus in meinen Entwürfen nie verstanden, sie ist ja eine gelungene Mischung aus Pferd und Frau." Und weiter: "Ich habe sie kürzlich wieder gesehen, im Ralph-Lauren-Store: Das mehr oder weniger dünne Blondhaar mit einem Tuch zusammengefummelt, frische Gesichtsfarbe, wenig Make-up, viel Zahnfleisch. Dazu eine Steppjacke, Möhrenjeans, Hermèsgürtel, Lui-Vui-Tasche und Wildlederballerinas von Tod's."

Harte Worte des Designers, dessen Weltkarriere in den 70er-Jahren an der Alster begann. Doch die Dame der Hamburger Gesellschaft, Edda Darboven, nimmt die Äußerungen hanseatisch gelassen und sagt lächelnd: "Das war vielleicht altersbedingt unüberlegt von ihm. Er ist aber eben ein witziger und lustiger Mann, der es eigentlich besser wissen müsste, da er doch so lange hier gelebt hat."

Auch Susanne Kowalke (Fischereihafen-Restaurant), nimmt den Designer nicht ernst: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich richtig umgesehen hat." Schon berufsbedingt schaut PR-Frau Yvonne von Stempel aufs Äußere, kann über Joop schmunzeln: "Wenn auch nicht wirklich charmant, so sind seine Worte doch sehr komisch und sicher auch stadtteilweise zutreffend. Und wenn ich mich auch nicht wirklich dazu zähle, so schaue ich lieber auf Tod's als auf Birkenstock und Adiletten-Sandalen." Alexandra von Rehlingen (Schoeller & von Rehlingen) findet es "schade, dass Wolfgang ein so gestörtes Verhältnis zu Hamburg hat. Denn es ist auffallend, wie classy sich die Hanseatin kleidet."

Auch Modelagent Ted Linow (Mega Model Agency) verteidigt die Hamburgerinnen gegenüber Joop: "Das ist mehr als frech! Unser Modebild hat eine besondere Klasse, ist weit mehr als blaues Kostüm plus Perlenkette." Schauspielerin Nina Petri sagt: "So ganz unrecht hat Joop ja nicht. Hamburgerinnen erkennt man auch außerhalb der Stadt." Und TV-Moderatorin Susann Atwell sagt schmunzelnd: "In diesem Fall hat er recht, weil ich genau den Typ Frau vor Augen hatte, den er beschreibt. Ich habe in Pöseldorf gelebt und weiß, wovon er redet."