Bei dem Ehrenamt kommt es auf ein gutes Netzwerk an. Und auf Geld - eine sechsstellige Summe läuft im Jahr auf. “Honorarkonsul ist Türöffner.“

Hamburg. Das konsularische Korps in Hamburg ist einer der exklusivsten Zirkel der Hansestadt. Ihm gehören derzeit 32 Berufsdiplomaten an sowie 31 Generalkonsuln und ein Konsul. Dazu kommen derzeit 13 Honorargeneralkonsuln und 53 Honorarkonsuln, die das Amt im Auftrag eines Landes ehrenamtlich ausüben.

Wenn, wie aktuell im Fall Norwegens oder 2013 Finnlands und vielleicht auch Dänemarks und Japans, sich ein Land aus Kostengründen entschließt, keine Berufsdiplomaten mehr in Hamburg zu stationieren, wird stattdessen meist ein Honorarkonsulat eröffnet. So hat sich die frühere Mehrheit der Berufsdiplomaten längst in eine der Ehrenamtlichen verkehrt. Das kostet die Entsendestaaten weniger, bringt aber auch weniger Glanz nach Hamburg, wie langjährige Mitglieder des konsularischen Korps unfroh bemängeln.

Doch wie wird man eigentlich Honorarkonsul, inklusive der Erlaubnis, das prestigeträchtige CC (für Corps Consulaire) auf dem Autoheck zu führen und eine der begehrten Einladungen zum jährlichen Matthiae-Mahl, das seit 1356 für die Vertreter der "fremden Mächte" in Hamburg ausgerichtet wird, zu erhalten?

Es ist ein sehr diskreter Prozess. Wolfgang Schmidt, Staatsrat in der Senatskanzlei und Bevollmächtigter des Senats für auswärtige Angelegenheiten, erläutert: "Wir fragen zunächst an, ob ein Land Interesse daran hat, in Hamburg mit einem Honorarkonsulat vertreten zu sein."

Dabei hat Hamburg nicht in erster Linie eine möglichst große Zahl von konsularischen Vertretungen im Auge. "Uns geht es um die Internationalität unserer Stadt", sagt Schmidt. "Im Konsularstandort spiegelt sich unser Anspruch, Tor zur Welt zu sein. Jedes Konsulat macht Hamburg international präsenter. So wird die Stadt zum Anlaufpunkt für Wirtschaftsdelegationen oder steht bei Ministerbesuchen auf der Landkarte." Konsuln organisieren manchmal auch Reisen in die von ihnen vertretenen Länder. Und sorgen bei Empfängen, etwa anlässlich der Nationalfeiertage, für den heute immer noch wichtigen persönlichen Austausch.

Wenn man übereinkommt, dass ein Honorarkonsulat eingerichtet werden soll, schreibt die Botschaft des Landes an das Auswärtige Amt in Berlin und begründet diesen Wunsch ausführlich. Dabei geht es um die Zahl der Staatsbürger in Hamburg, um wirtschaftliche Verflechtungen und Interessen. Das Auswärtige Amt prüft das Begehren. Falls sich ein Land dann einen Kandidaten für das Ehrenamt sucht, wird auf gute Beziehungen zu diesem Land geachtet. "Und es sollte jemand sein, der diesem Staat nützt, gute Verbindungen in Hamburg und Norddeutschland hat. Das ist wichtig, wenn es darum geht, Delegationen zu betreuen, der Botschaft behilflich zu sein. Ein Honorarkonsul ist Matchmaker und Türöffner."

Bei der Auswahl eines geeigneten Kandidaten wird manchmal auch die Stadt Hamburg um Hilfe gebeten. Dann wird gern die Handelskammer gefragt, die genau weiß, wer gute wirtschaftliche Verbindungen mit einem Land pflegt. Oder man hört sich diskret im Konsularkorps um. In der Regel kommen selbstständige Kaufleute zum Zug, die langjährige Beziehungen und ohnehin gute Kontakte zu einem Land haben, manchmal steht aber auch die Entwicklung kulturell-wissenschaftlicher Verbindungen im Vordergrund - wie bei Professor Jan Philipp Reemtsma, der seit Kurzem Slowenien vertritt.

Außerdem wird darauf geachtet, dass ein Honorarkonsul den finanziellen Verpflichtungen nachkommen kann, die der Unterhalt eines Konsulats mit sich bringt. Abhängig von Personal und Büro sind das schnell sechsstellige Summen im Jahr - nach oben offen, je nachdem, ob ein Konsul sein Amt schlicht verwaltet oder ob er gern aufwendige Empfänge organisiert.

Um den Titel "Konsul" bewirbt man sich nicht - zumindest hat das Staatsrat Wolfgang Schmidt in seiner kurzen Amtszeit noch nicht erlebt. Dafür blühen immer mal wieder Gerüchte, dass ein Konsul durchaus auch aus anderen Gründen ausgewählt werden könne. Der Titelhändler Konsul Weyer hat schließlich mal behauptet, er habe an die 500 Konsuln ins Amt vermittelt, vorzugsweise für afrikanische Staaten.

In Hamburg kann das natürlich nicht vorkommen, wird versichert. Wenn ein Kandidat gefunden ist, wird sein Name an die Botschaft weitergeleitet. Die fragt den Konsul in spe, ob er das Amt übernehmen wolle. Nach einer Zusage wird er penibel durchleuchtet, in Berlin und nochmals in Hamburg, es wird nach möglichen Einwänden gefragt und ein polizeiliches Führungszeugnis eingeholt. "Einwände hätten wir vermutlich, wenn beispielsweise jemand auf die seltsame Idee käme, Ex-Bürgermeister Ronald Schill als Konsul vorzuschlagen", sagt Staatsrat Schmidt.

Ist alles geprüft, bekommt der neue Honorarkonsul von seiner Botschaft in Berlin seine Bestallungsurkunde, oft auch eine Flagge und das Amtsschild, das er am Konsulatsgebäude anbringen lässt. Und danach im Hamburger Rathaus sein "Exequatur" - die Erlaubnis, die Bürger eines anderen Landes in Hamburg konsularisch zu vertreten. Und den Amtsausweis - eine kleine, sehr prosaische Plastikkarte. Kostenlos falsch parken, wie oft gemutmaßt, erlaubt sie allerdings nicht. Von der Verfolgung solcher Vergehen freigestellt sind nur Berufsdiplomaten.

Im konsularischen Korps, das sich einmal im Monat im Anglo-German Club trifft, lernt er die Vertreter anderer Nationen kennen. Nicht nur die großen Länder der Erde haben Vertretungen in Hamburg, sondern auch durchaus überschaubare Staaten wie die Seychellen (89 000 Einwohner) oder Tuvalu (10 500 Einwohner).