Unternehmer und Familienvater Kirchhoff wurde zum Ehrenbeamten Rumäniens in Hamburg ernannt. Musikalisch mag er Eminem und Pavarotti.

Neustadt. Er spielt nicht Golf, sondern geht lieber an der Elbe spazieren. Anstatt mit dem Chauffeur fährt Klaus Rainer Kirchhoff mit der S-Bahn ins Büro. Das gesellschaftliche Parkett sucht der Unternehmer nicht, aber zumindest das wird sich in Zukunft ändern. Denn Empfänge gehören in seinem neuen Ehrenamt als Honorarkonsul von Rumänien, zuständig für Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen, dazu: "Ich habe schon gehört, dass ich als Konsul wohl bis zu 160 Einladungen im Jahr erhalte", sagt Kirchhoff lächelnd.

Glanz und Glamour seien ihm nicht wichtig, aber er wird die gesellschaftlichen Verpflichtungen nutzen: "Diese Anlässe sind ideal, um wirtschaftliche Kontakte zwischen Norddeutschland und Rumänien zu knüpfen. Denn ich sehe dort ein großes Potenzial." Es ginge ihm aber auch darum, gezielte Hilfe für bedürftige Menschen in dem Land zu organisieren. Es gäbe abseits der Großstädte noch viel Armut in Rumänien. Für dieses Ehrenamt empfohlen wurde Kirchhoff von seinem inzwischen verstorbenen Vorgänger, Freund und Geschäftspartner Hans-Werner Czerwinski, der ihn beim rumänischen Botschafter in Berlin vorgestellt hatte.

Soziales Engagement ist für Kirchhoff selbstverständlich. Ein Waisenhaus in Litauen hat Kirchhoff unterstützt und seit Jahren engagiert er sich für die Deutschen Tafeln.

Der erfolgreiche Unternehmer stammt selbst aus einfachen Verhältnissen. Acht Geschwister waren sie zu Hause in Oldenburg, der Vater schuftete als Seemann. Das Jurastudium in Hamburg hat Kirchhoff sich selber finanziert und 1987 mit dem zweiten Staatsexamen abgeschlossen. Es folgten mehrere berufliche Stationen und 1994 die Gründung der Kirchhoff Consult AG, bis heute ist er deren Vorstandsvorsitzender. Das Unternehmen hat weltweit 50 Mitarbeiter und ist spezialisiert auf die Begleitung und Vorbereitung von Unternehmen beim Börsengang. Der 55-Jährige sitzt in seinem Büro am Herrengraben und nimmt einen Schluck weißen chinesischen Tee.

Die raumhohen Fenster geben den Blick auf den Michel frei. Schwarz dominiert die Einrichtung. Nur ein antikes Stehpult sticht heraus, darauf stehen Familienfotos: Vier Kinder, drei Söhne und die 14-jährige Tochter Stella hat er mit Ehefrau Andrea. Die Familie ist sein Ein und Alles. Erst am Dienstag war er mit seinen Söhnen Damian, 12, Gregory, 19, und Leon beim Fußballspiel HSV gegen Valencia: "Die gemeinsamen Stunden mit meinen Kindern ziehe ich jedem Barbesuch vor."

Aber sein Beruf und die Wahlheimat erlaubten ihm nicht immer, viel Zeit mit seinen Lieben zu verbringen. Denn neun Jahre lang - erst vor Kurzem ist die Familie nach Hamburg zurückgekehrt - war der Hauptwohnsitz eine Finca auf Mallorca, am Rande von Palma. In der Woche war Kirchhoff in Hamburg oder in aller Welt zu Vorträgen und Besprechungen unterwegs. Am Wochenende ging es auf die Insel: "Das war immer der Ort zum Auftanken."

Aber inzwischen ist die Familie, der älteste Sohn Leon arbeitet in London, nach Hamburg zurückgekehrt. Die Finca dient nur noch zum Ausspannen, eine Wohnung in Blankenese ist ihr Zuhause: "Ich mag die Nähe zum Wasser, die dörfliche Atmosphäre und die gute Anbindung zur Innenstadt." Deshalb bevorzugt er auch öffentliche Verkehrsmittel anstatt wie früher eine Limousine mit Fahrer: "Es gibt Wichtigeres als diese Annehmlichkeiten."

Luxus sei ihm nicht so wichtig, sondern vor allem Zufriedenheit und Gesundheit. Jetzt hält Kirchhoff einen Moment inne. Vor drei Jahren hatte er einen Tiefpunkt, war völlig ausgebrannt: ".Ich konnte kaum noch essen, habe 25 Kilo abgenommen." Zwei Monate zog sich Kirchhoff nach Mallorca zurück und entdeckte Qigong, eine asiatische Meditations- und Bewegungstechnik, für sich: "Qigong gibt mir Kraft und innere Ausgeglichenheit." Entspannen kann er auch bei Spaziergängen an der Elbe, Fitnesstraining und an der Playstation mit seinen Söhnen.

Und dann ist da noch die Liebe zur Musik: Der Honorarkonsul hört Rapper Eminem ebenso gerne wie seinen Lieblingstenor Luciano Pavarotti.