Uwe Deeken gündete Deutschlands ältestes privates Theater für Kinder. Er ist seit 1967 der Macher der Bühne an der Max-Brauer-Allee.

Hamburg. Um diesen Mann zu beschreiben, muss man ein neues Wort erfinden. Weil kein bekannter Begriff ausreicht, um ihn zu charakterisieren. Weil Wörter wie entschlussfreudig, erfinderisch und einfallsreich nicht stark genug für einen Mann wie Uwe Deeken sind. Ein Mann, der Deutschlands ältestes privates Theater für Kinder gründete und jüngster Theaterdirektor Deutschlands war. Ein Mann, der heute 70 Jahre alt wird und nur eins im Kopf hat: das Allee-Theater mit dem Theater für Kinder und der Hamburger Kammeroper. Aufhören? Unvorstellbar! "Wenn ich aufhöre, dann nur, um etwas Neues anzufangen", sagt Deeken.

So war es schon immer. Damals, als er das Hamburger Christianeum nach der elften Klasse ohne Abi abbrach und Kameramann wurde. Oder ein paar Jahre später, als er mit der Arbeit als Kameramann aufhörte, um ein Kindertheater zu gründen. Sein Kindertheater - einzigartig! So einzigartig, dass man einen Mann wie Uwe Deeken brauchte, um die Idee umzusetzen. Einen Träumer, Visionär, Idealisten, Himmelsstürmer. Jemanden, für den nichts unmöglich ist. Der immer das Beste wollte, sich nie mit dem Zweitbesten zufriedengegeben hat. Der nicht verstehen konnte, warum "Kindern nur in der Weihnachtszeit Theater angeboten wird und sie den Rest des Jahres nicht stattfinden". Jemand, für den nichts unmöglich ist. Sein Motto: "Das schaff ich."

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So wie im Sommer 1967, als er mit dem Cabrio durch die Altonaer Allee fuhr, dort das leer stehende Lichtspieltheater entdeckte und zwei Tage später den Mietvertrag für sein Kindertheater unterschrieb. Für andere unverständlich, für Uwe Deeken selbstverständlich. "Wenn ich eine Idee gut finde, dann ziehe ich sie auch durch." Er will noch mehr sagen, doch das Telefon klingelt. Er unterbricht, telefoniert, kommt wieder. "Wo waren wir?", fragt er, mehr sich selbst, und erzählt weiter. So schnell, dass man kaum folgen kann. So enthusiastisch, dass man sich dem nicht entziehen kann.

Mit seinen Worten beschwört Uwe Deeken die Vergangenheit herauf, erzählt von seinem Weggefährten Eberhard "Möbi" Möbius (Theaterschiff), Pippi Langstrumpf und der Aufführung der Oper "Eine kleine Zauberflöte" nach Mozart. Die Uraufführung 1979 war eine Sensation, weil niemand Kindern bis dahin eine Oper zugetraut hatte. Niemand - nur Uwe Deeken.

Von der Zauberflöte zu Pflaums Posthotel bei Bayreuth. Als die Firma Krug Champagner anlässlich des 150. Jubiläums Deeken und sein Zauberflöten-Ensemble für eine Opernaufführung engagiert und in den Pausen ein Menü serviert, kommt Deeken eine Idee. Die Idee von einem barocken Theatervergnügen für Leib und Seele. Die Idee von einem Theatermenü, das im Bistro Foyer der später ebenfalls von Deeken gegründeten Kammeroper serviert wird. Gedacht - getan!

Zurück zum Versuch, Deeken zu beschreiben. Zu den Fakten: Uwe Deeken, gebürtiger Hamburger, ist mit der Schauspielerin, Kostümbildnerin und Dramaturgin Barbara Hass, 64, verheiratet. Er hat eine Tochter, die in die Leitung des Theaters mit eingebunden ist, und zwei Enkelkinder. Er wohnt in Klein Flottbek und hat ein Bauernhaus in den Abruzzen. So weit die Fakten. Doch um Uwe Deeken zu beschreiben, reicht das nicht. Weil man dafür auch wissen muss, dass er um 7 Uhr morgens das Haus verlässt und ins Theater geht, weil er um diese Zeit am besten arbeiten kann. Dass er mit Computern nichts anfangen kann und Fernseher zu klein findet. Dass er jedes Jahr zwei Monate Urlaub in Italien macht und Wein anbaut, 200 Liter nimmt er mit in die Hansestadt zurück. Ob er überhaupt abschalten kann? "Ja, sobald ich durch den Elbtunnel bin, denke ich nicht mehr an Hamburg." Bis er zurückkommt und es für ihn nur noch eins gibt: sein Theater. Kein Wunder also, dass er dort heute seinen Geburtstag feiert.

Um diesen Mann zu beschreiben, muss man vielleicht doch kein neues Wort erfinden. Man muss ihn einfach beim Namen nennen: Uwe Deeken!