Nach dem 20. Besuch verließ das Schiff den Hamburger Hafen

Hamburg. Für Christa Bock, 68, ist es die große Liebe. "Mir kribbelt's im ganzen Bauch", sagt sie und lacht, die Augen glänzen. "Gleich kommen mir die Tränen." Der Abschied wühlt sie immer wieder auf. Mehrmals im Jahr steht sie hier an den Landungsbrücken, die Augen feucht, das Herz ganz voll. An diesen Tagen, sagt sie, ist alles andere unwichtig. Dann zählt nur noch die "Queen Mary 2". Am Sonnabend verließ das Schiff nach seinem 20. Besuch die Hansestadt.

Langsam schiebt sich der Bug ins Blickfeld. Fotoapparate blitzen, Väter setzen ihre Kinder auf die Schultern. Vom Deck winken die Leute herunter, von unten winken sie hinauf. Zum Jubiläumsabschied gibt es Flaggen mit Union-Jack- und Abendblatt-Motiven. Die "Queen Mary 2" lässt ihr langes, tiefes Tuten aus dem Typhon hören. Und Christa Bock und ihr Ehemann Hartwig seufzen, als müssten sie ihr eigenes Kind verabschieden. In Hamburg sind sie geboren, 30 Jahre haben sie auf dem Kiez gewohnt. Die beiden haben die Stadt im Blut.

"Wer Hamburg liebt", sagt Christa Bock, "liebt auch die 'Queen'." Die Hansestadt und dieses englische Schiff, das ist eine ganz besondere Beziehung. Die Begeisterung für die "Queen Mary 2" ist ungebrochen, obwohl sie inzwischen sechsmal im Jahr aus der Hansestadt ausläuft und eine Verabschiedung nie für lange ist. "Heimlicher Heimathafen" nennen ihre Kapitäne Hamburg schon. Warum gerade diese Stadt das Schiff so sehr in ihr Herz geschlossen hat? "Das kann man nicht erklären", sagt Christa Bock. "Man fühlt es einfach."

Andere, die heute an den Landungsbrücken winken, schwärmen von der Größe und der Bauart der "Queen". "Endlich mal kein Plattenbauschiff wie die anderen", sagt einer im Vorübergehen. Und Hannelore Bader, 76, sagt verträumt: "Insgeheim wünscht sich wohl jeder, da mal mitzufahren."

Es ist ein bisschen Seefahrermelancholie, ein bisschen Sehnsucht nach anderen Ländern und großen Überfahrten, wie es sie früher gab. "Die 'Queen Mary 2' hat noch das Flair der klassischen Luxusliner", sagt Otto Klösel, 73. Der Charme vergangener Tage fahre deshalb immer mit. "Das ist noch die alte 'Titanic'-Zeit." Eine Viertelstunde hat die Königin noch ein letztes Mal gehalten, dann setzt sie sich wieder in Bewegung. Die "Queen" nimmt Kurs nach England auf. Im nächsten Jahr wird sie wiederkommen. Christa und Hartwig Bock freuen sich heute schon.