NDR feierte das Doppeljubiläum der “Tagesschau“ und “Tagesthemen“. Unter den 300 Gästen auch Ulrich Wickert und Karen Mioska.

Lokstedt. Eigenlob stinkt. Aber wenn man eine der erfolgreichsten Nachrichtensendungen macht, dann ist auch Eigenlob erlaubt. Mehr als neun Millionen Menschen sitzen täglich um 20 Uhr vor dem Fernseher, wenn es heißt: "Guten Abend, meine Damen und Herren!" Am Silvesterabend gibt es die "Tagesschau" zum 20 000. Mal. Bereits heute Abend sendet die ARD zum 10 000. Mal das Magazin zu täglichen Sendungen, die "Tagesthemen" (im Schnitt 2,5 Millionen Zuschauer).

Ein Doppeljubiläum, das gestern in Lokstedt, auf dem Gelände des NDR, wo die Sendungen entstehen, mit rund 300 Kollegen und Gästen gefeiert wurde. Begrüßt von "Tagesschau"-Sprecherin Judith Rakers, die durch den Abend mit Musiker Michy Reincke, Kabarett und launigen Reden führte: "Guten Abend, meine Damen und Herren!"

Es war ein Treffen der Nachrichtenjunkies, zu denen sich auch Ex-Senatorin Anja Hajduk (GAL) zählt: "Die Zeiten, dass ich um 20 Uhr gucken kann, sind ja gerade wiedergekommen. Bis vor Kurzem waren noch die 'Tagesthemen' meine Sendung." Und Ian Karan, parteiloser Wirtschaftssenator, bekannte: "Ich hasse es, wenn ich um 20 Uhr angerufen werde. Diese Viertelstunde abends ist mir heilig, zum Wetter darf man dann wieder telefonieren."

Das Erfolgsgeheimnis glaubt Kai Gniffke, Erster Chefredakteur ARD-aktuell, zu kennen: "'Tagesschau' und 'Tagesthemen' haben sich zwar verändert, sind aber doch das geblieben, was sie von Anfang an waren: verlässliche, an Relevanz orientierte Nachrichten, keine Spielereien. Das schätzen die Zuschauer gerade in diesen Tagen."

Begonnen hat diese Erfolgsgeschichte am 26. Dezember 1952, da wurde die erste "Tagesschau" ausgestrahlt, zunächst nur dreimal pro Woche. Vom 1. Oktober 1956 an gab es die 20-Uhr-Ausgabe an jedem Werktag, seit dem 3. September 1961 ist auch das Wochenende nicht mehr ohne "Tagesschau". Inzwischen kann sich, wer will, tagsüber zu jeder vollen Stunde über das Neueste informieren lassen. Der 1991 gestorbene Karl-Heinz Köpcke war der erste Sprecher, der auf dem Bildschirm zu sehen war, davor kam die Stimme des Sprechers noch aus dem Off. Dagmar Berghoff war am 16. Juni 1976 die erste Frau auf dem Sprecherplatz. In der 15-Minuten-Sendung bleibt oft nicht genug Zeit für Hintergrundinformationen - dazu wurden die "Tagesthemen" erfunden, die seit 1.Januar 1978 als aktuelles Magazin die "Tagesschau" ergänzt und derzeit im Wechsel von Tom Buhrow, Caren Miosga und als Urlaubsvertretung Susanne Holst moderiert wird.

Ulrich Deppendorf, der die "Tagesthemen" zwischen 1991 und 1998 moderierte, erinnert sich an eine "super, super Truppe". Als Boris Jelzin gegen Michael Gorbatschow putschte, habe man die erste lange Live-Übertragung gemeinsam gestemmt. "Von 8.30 Uhr bis spät in die Nacht, mit Gerd Ruge und Thomas Roth in Moskau."

Ulrich Wickert würde am liebsten ein ganzes Buch an Anekdoten erzählen, doch dann entscheidet sich der langjährige Anchorman für diese: "Mitten in der Sendung blieben Bild und Ton weg. Sieben Minuten lang wurde das Testbild gesendet. Dann sagte ich: Schön, dass Sie noch da sind, meine Damen und Herren. Denn ein paar wollten ja doch wissen, ob ich nicht erschossen worden bin." Weiß er, woran die Störung gelegen hat? "Die Technik sagt immer, es war die Kreuzschiene."

Die Geschichte hatte aber auch noch einen anderen Schluss, den ergänzt Wickerts Frau Julia Jäckel (Gruner + Jahr): "Wir waren eingeladen, du kamst später zu der Veranstaltung dazu und sagtest: Jetzt brauch ich einen Whisky. Weil keiner im Haus war, wurde extra eine Flasche an der Tankstelle besorgt." Dem Jubiläum widmet auch Sandra Maischberger ihre heutige ARD-Talkshow (22.45 Uhr), zu der sie unter anderem Sabine Christiansen, Wolf von Lojewski und Peter Kloeppel (RTL) eingeladen hat. Thema: "Kanzler, Krisen, Katastrophen: 10 000-mal ARD-Tagesthemen".