Der Schenefelder “Kult-Auswanderer“ Konny Reimann stellte vor fast 100 Fans sein buntes Comicbuch “Moin, moin, ihr Spacken“ vor.

Altona. Bullige Sicherheitskräfte bewegen sich langsamen Schrittes zwischen dem Stapel mit den Frauenzeitschriften und der Reiseführer-Wand hin und her - den weißen Tisch hinter dem Absperrband stets im Auge. "Wer wird denn hier erwartet?", fragt eine schmächtige Brillenträgerin, die gerade aus einem Fernzug in die Bahnhofsbuchhandlung hineinspaziert ist. "Der Konny Reimann kommt gleich", raunt ihr ein Mittdreißiger aus einer meterlangen Warteschlange heraus zu. Das Fragezeichen im Gesicht der Bahnreisenden blinkt deutlich auf. "Kenne ich nicht", sagt sie kopfschüttelnd.

Damit dürfte die Dame bundesweit ziemlich allein sein. Denn seit sechs Jahren verfolgen Millionen fernwehgeplagter Fans, wie der 55-jährige Hamburger irgendwo in Texas an seinem Leuchtturm-Projekt "Haus Hamburg", einer Holzvilla am Lake Moss, zimmert und an seinem ganz eigenen amerikanischen Traum bastelt. 2004 war der gelernte Klimaanlageninstallateur mit Ehefrau Manu, 42, den Kindern Jason und Janina sowie Papagei Erwin aus Schenefeld in die USA übergesiedelt.

Ein Kölner Privatsender filmte die Familie auf der Suche nach dem großen Glück und machte Vadder Konny zum "Kult-Auswanderer" - schon lange bevor die platinblonde Aussteigerin Daniela Katzenberger ahnte, dass Mallorca nicht zu den Kanaren gehört.

Doch was ist dran an Konny Reimann, außer Cowboyhut ("Setze ich nur ab, wenn es windig ist") und Schnauzbart? Um Punkt 16 Uhr kommt Konny Reimann, bordeauxrotes T-Shirt, Jeans und Westernstiefel. Die Schultern sind breit, sein Norddeutsch auch. "Moinseeen!", schnoddert er in die Runde. Reimann, der mittlerweile Grill-Saucen vermarktet, stellt seinen Comic vor. Titel: "Moin, moin, ihr Spacken!" - natürlich lieb gemeint.

Im wirklichen Leben hat Konny Reimann ausgerechnet im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" Streit mit der Justiz, weil er seinen Rasen nicht gemäht hat. Ein Nachbar in Texas zeigte ihn an, weil das Gras höher als die offiziell geduldeten knapp 30 Zentimeter lang gewachsen war.

Seine Hamburger Fans interessiert das wenig. "Er ist so normal geblieben, so echt", sagt Carmen Griff, 50, Erzieherin aus Billstedt. Sie gehört zu den fast 100 Fans, die alle genauso bodenständig aussehen wie Konny Reimann und Ehefrau Manu selbst. Natürlich spielt der "Auswanderer-König" eine Rolle - sich selbst, den Hamburger Jung, der daran glaubt, dass man es mit harter Handarbeit zu was bringt - am besten in Amerika. "Er ist einer von uns, der die Dinge mutig anpackt, der für seine Träume kämpft", sagt Mafin Matz-Conde, 42, Baumarkt-Mitarbeiterin aus St. Pauli. Sie hat ein Buch signieren lassen von Konny, der ohnehin aussieht wie seine eigene Karikatur, und ein Foto gemacht.

Ein junges Paar erzählt, dass es - immer wenn es Konny im Fernsehen sieht - über ihre Heimat denkt: "Wir sind Deutsche, holt uns hier raus." Konny tut das, für ein paar Minuten. Dass er auf manche prollig wirkt, kann er sich vorstellen, aber nicht verstehen. "Ich habe es doch geschafft." Fast sieht es aus, als nickten die Sicherheitskräfte.