Bei der “Verbrennungen“-Premiere brillierte Ullmann - sein Talent bleibt auch der internationalen Kinowelt nicht verborgen.

Als der Vorhang fiel, als der letzte Applaus verebbt war und das Publikum sich von seinen Sitzen erhob, fiel alle Anspannung von den Schauspielern ab. Vor allem von Kostja Ullmann, der gerade sein Erwachsenen-Debüt auf der Theaterbühne gegeben hatte. Im Ernst-Deutsch-Theater überzeugte der 25-Jährige im Stück "Verbrennungen", einem zeitgenössischen Nahost-Familiendrama von Wajdi Mouawad. Und zwar nach einer 14 Jahre langen Theaterabstinenz. "Ich bin wirklich erleichtert, dass alles so super gelaufen ist", so Ullmann strahlend auf der Premierenfeier im Foyer, "es hat so viel Spaß gemacht, nach all' den Proben endlich vor Publikum zu spielen." Denn eine Befürchtung blieb bis zum Schluss: "Ich hatte so viel Text am Stück zu sprechen, das war ungewohnt für mich."

Ungewohnt, weil der sympathische Schauspieler sonst ausschließlich in Kino- und Fernsehfilmen spielt, hier wird nicht chronologisch gedreht, die Sequenzen sind natürlich kürzer. In diesem Genre hat er die deutsche Fachwelt und Zuschauer längst überzeugt - und jetzt scheinen auch internationale Produzenten auf den charismatischen Hamburger aufmerksam geworden zu sein. Am vergangenen Mittwoch, am Tag der "Verbrennungen"-Generalprobe, flog Ullmann früh morgens um 7 Uhr nach Paris, er hatte einen wichtigen Termin: Ullmann hat es bis in die letzte Runde für eine Hauptrolle in einer internationalen Kinoproduktion geschafft, musste noch einmal sein Können in der französischen Hauptstadt zeigen. Angesprochen auf eventuelle Hollywood-Pläne reagiert Ullmann freundlich, aber zurückhaltend. "Ja, aber ich möchte jetzt nicht gern über Projekte sprechen, die noch unsicher sind und ausstehen." Der extra angereiste Vater, Volker Ullmann, selbst Schauspieler, vertraut auf das Talent seines Sohnes. "Und auch wenn es nicht klappen sollte, hat er damit eine sehr wichtige Erfahrung gemacht", sagt er.

Doch er ist sicher, dass die Karriere seines Sohnes eher in Richtung Filmgeschäft weitergehen wird. Vor der Kamera brillierte Ullmann bereits in anspruchsvollen Filmen auf der Kinoleinwand wie "Stellungswechsel" oder auf Fernsehbildschirmen mit "Warten auf Angelina" oder "Tatort". "Gerade passiert viel", erzählt Ullmann, "ich freue mich auf meine kommenden Dreharbeiten in Venedig für einen Krimi, in der Color-Line-Arena habe ich gerade Szenen als harter Rockstar für eine Kinoproduktion gespielt." Und auch seine Freundin, Schauspielerin Janin Reinhardt, fieberte mit und strahlet glücklich, als sie ihren Liebsten nach der Vorstellung in die Arme schließen konnte. "Ich war schon ein bisschen aufgeregt", sagte sie, "aber Kostja war großartig. Er schafft es immer, sobald er seinen ersten Satz gesagt hat, dass ich ihn nur noch in seiner Rolle wahrnehme." Das vielleicht größte Kompliment dieses Abends. Denn Reinhardt kennt das Geschäft, steht selbst bald für die Fernsehserie "Soko Kitzbühel" in Österreich vor der Kamera. Um genug Zeit miteinander verbringen zu können, begleiten sich die beiden auch manchmal gegenseitig.

Auch Ernst-Deutsch-Theater-Intendantin und Schauspielerin Isabella Vértes-Schütter hat treue Anhänger: Ihre drei Kinder Mischa, Daniel und Jenny. Bei der aktuellen Premiere saßen sie im Publikum - und waren begeistert. Von der Mama und vom Stoff. "Das ganze Stück war genial, es hat mich extrem umgehauen", sagte der 19-jährige Mischa.

Dem schloss sich "Tagesschau"-Sprecherin Judith Rakers an, bevor sie zu ihrer Nachtschicht beim NDR düste: "Es war einfach sagenhaft!" In Bezug auf die Leistung der Schauspieler waren auch die neuen Süllberg-Eigentümer Elke und Peter Möhrle dieser Meinung, doch die verschachtelte Handlung des Stücks sei kein leichter Stoff. "Da muss ich jetzt erst einmal eine Nacht drüber schlafen, dann kann ich mich ausführlich dazu äußern", so Elke Möhrle lachend.

Einig waren sich fast alle Gäste: "Verbrennungen" ist ein sehr mutiges Stück. Es ist noch 35-mal, bis zum 16. April, im Ernst-Deutsch-Theater zu sehen.