Gestatten, Lars Lindigkeit, junger Autor aus Hamburg. Geht es nach Harald Schmidt ist er der “neue Thomas Mann“.

Hamburg. Schwarze Jeans, schwarzes Jackett, schwarzer Humor. Zurückgelehnt und zurückhaltend. Gestatten, Lars Lindigkeit, junger Autor aus Hamburg. Der "neue Thomas Mann". Lobpreist Harald Schmidt. Jedenfalls habe er über den "Glücksdiabetiker", Lindigkeits ersten Roman (erscheint heute), mehr gelacht als über den "Tod in Venedig." Nee, das sei schon ein ernst gemeintes Kompliment, meint der Gelobte. "Ist gut, dass der Harald das so sachlich einordnet", so der 32-Jährige.

Feine Ironie. Intelligenter Witz. Scharfe Pointen. Das ist das Geschäft des gebürtigen Bremerhaveners. Und "der Harald" sein Chef. Der Beste überhaupt, meint Lars Lindigkeit. "Selbst mit 42 Grad Fieber ist der Harald besser als alle anderen." Seit fast zehn Jahren ist Lars Lindigkeit professionell für die "Harald Schmidt Show" lustig, liefert die verbale Munition, die "Dirty Harry" in seinem anfänglichen Monolog verschießt. Morgens laufen die Themen für die Sendung auf dem Computer in seiner Wohnung in der Neustadt ein, ab dann hat er drei Stunden Zeit für die WitzProduktion. Mal falle ihm sofort etwas ein, mal blinke der Cursor lange auf dem Bildschirm.

Jetzt habe er aber auch mal etwas Unterhaltsames unter seinem eigenen Namen veröffentlichen wollen. Ein Jahr lang hat er an der Geschichte von Paul gearbeitet, von dem die Frauen immer nur das eine wollen: dass er möglichst schnell verschwindet. Dabei ist Paul, dessen Körper kein Glück verwerten kann, auf sein persönliches Glücksinsulin angewiesen, auf seine große Liebe Sonja.

Passe thematisch doch prima in die Zeit, wie ein Blick auf die Bestsellerliste zeige, so der Autor. "Die Suche nach dem Glück ist doch zum Fulltimejob geworden." Er selbst brauche nicht so viel zum Glück. Ein Kinoabend mit Freunden, so etwas wisse er noch zu schätzen.

Außerdem dürfe man als Witz-Schreiber gar nicht dauergrinsend durch die Welt laufen. Das "Leid des Lebens" sei eine wichtige Inspirationsquelle. Die Berufslustigen seien fast nie Pausenclowns mit Schenkelklopfer-Humor. Eher nachdenkliche Typen. "Nur so können Sprüche entstehen, die nicht mit 'Geht ein Mann zum Arzt' oder 'Treffen sich ein Deutscher, ein Holländer und ein Chinese' beginnen."

Ja, der studierte Germanist und Philosoph ("Auf Magister. Also auf arbeitslos.") steht nicht gern selbst im Rampenlicht. Das überlässt er beispielsweise lieber Ina Müller ("Die derzeit beste Frau unter den Comedians"), an deren Sendung "Inas Nacht" er auch mitarbeitet. Auf Lesereise wird er mit seinem ersten Roman deshalb eher nicht gehen. Vorlesen lassen kann man sich den "Glücksdiabetiker" trotzdem - und zwar von Schauspieler Oliver Wnuk, dem Ulf aus der Comedy-Serie "Stromberg". Er spricht das Hörbuch. "Mein Wunschkandidat", sagt Lars Lindigkeit.

Und was wünscht er sich sonst noch so? Ein bürgerliches Leben mit Frau, drei Kindern und Golden Retriever. Heißt es. "Ist ironisch gemeint." Schon klar. "Frau ist okay", sagt Lars Lindigkeit. "Golden Retriever auch." Und drei Kinder?

Da verzieht er das Gesicht.

Lars Lindigkeit: "Der Glücksdiabetiker", 224 S., Eichborn Verlag, 14,95 Euro