Die Zooschule Hagenbeck bietet spezielle Führungen für Schüler an. Alexandra Maschewski ist Sechstklässlern ins Eismeer zu Walrossen, Robben und Pinguinen gefolgt.

Wie spitz sind eigentlich Haifischzähne? Und was mag ein Straußenei wiegen? Dass man diese und noch viele andere Fragen in der „Zooschule bei Hagenbeck“ beantwortet bekommt, hat auch die Klasse 6c vom Meiendorfer Gymnasium vorher nicht gewusst. Nun stehen gut gelaunte Elf- und Zwölfjährige vor Zoolehrer Marco Schneuer und lassen sich den Ablauf ihres Rundgangs erklären. In rund anderthalb Stunden werden sie eine ganze Weltreise machen, eine zu süßen Pinguinen, munteren Robben und riesigen Eisbären.

Erster Stopp ist vor dem berühmten Afrika-Panorama. Während die Schüler begeistert die Flamingos und Zebras im Hintergrund fotografieren, holt der Zoolehrer, der gerade seinen Doktortitel in Biologie gemacht hat, einen kleinen Globus aus seinem Rollkoffer, um sich von den Schülern Nord- und Südpol zeigen zu lassen. Und wer hätte das gedacht – die Pole sind gar nicht so weit weg, das „Eismeer“ liegt in Sichtnähe. Die Pinguine sind ein bisschen aufgeregt, als die Kindergruppe vor ihrem Gehege stehen bleibt. Und erst recht, als Marco Schneuer einen kleinen Fisch zutage fördert. „Schaut ihn euch einmal genau an – habt ihr eine Idee, warum die Pinguine ihn immer so drehen, dass der Kopf zuerst den Schlund hinunterrutscht?“ Neugierig betasten die Schüler den Fisch. Als sie merken, wie spitz die Rückenflosse ist, ist ihnen schnell klar, dass es für den Pinguin nicht angenehm wäre, wenn diese sich in in seinem Hals verhakt. Als der Zoolehrer den Fisch ins Wasser wirft, können sie am lebenden Objekt sehen, wie geschickt ein kleiner Pinguin den Fisch dreht, bevor er ihn verspeist.

Die 6c wird begleitet von ihren beiden Klassenlehrern, vor Kurzem waren auch die Meeressäuger ein Thema im Bio-Unterricht. Die Exkursion zu Hagenbeck passt also wunderbar in den Lehrplan. Tatsächlich handelt es sich bei der Zooschule um eine Kooperation von Tierpark und Schulbehörde. Die speziellen Schulführungen, die an diesem „außerschulischen Lehrort“ von insgesamt 40 Zooschullehrern geleitet werden, wurden konzipiert für Kinder in der Vorschule genauso wie für Jugendliche kurz vor dem Abitur. Manche werden sogar auf Englisch oder Französisch angeboten.

„Es gibt tatsächlich Gruppen mit älteren Kindern, die noch nie einen Zoo besucht haben“, sagt Marco Schneuer, der selbst als Vier- oder Fünfjähriger zum ersten Mal bei Hagenbeck war. Schon damals wollte er alles ganz genau wissen, löcherte seinen Vater mit Fragen. Heute ist er derjenige, der sich über kindliche Neugier freut.

Bei den Robben holt Marco Schneuer zwei Tierschädel aus seinem Koffer – die Kinder sollen erraten, welcher von diesem Raubtier stammen könnte. Die langen Fangzähne verraten schließlich den Wolf, die viel größere Nase die Robbe. „Das ist bestimmt wegen der Atmung unter Wasser!“, bemerkt ein Schüler ganz richtig.

Marco Schneuer sucht etwas in seinem Koffer, findet schließlich das Seelöwenfell, das Zollbeamte einst bei Wilderern am Hamburger Flughafen sichergestellt haben. „Pustet mal!“, fordert er seine Zuhörer auf. „Ihr werdet niemals die Haut sehen, so dicht ist das Fell, damit es optimal vor Kälte schützt.“ Plötzlich hört man ein blubberndes Geräusch: Walross Dina hat keinen Husten, das 900 Kilo schwere Weibchen bettelt, weil es hinter der grünen Jacke von Marco Schneuer einen Tierpfleger mit Futter vermutet. Einer der Schüler weiß, dass Walrosse 20 Minuten lang tauchen können. Der Zoolehrer holt eine Stoppuhr heraus: „Versucht doch auch mal, eure Nasenlöcher zu verschließen und 30 Sekunden die Luft anzuhalten.“ Eisbärenfell, ausgestopfte Robbe, Pinguinwanderung – die Weltreise ist noch nicht zu Ende. „Eigentlich ist Bio nicht so mein Ding“, sagt Leonie. Aber dieser Unterricht, der sei schon etwas Besonderes.