Hamburg. Die Hochschule für angewandte Wissenschaften lädt zum Rundgang. Dort ist nicht nur tolle Kunst zu sehen, sondern auch Enttäuschung.
Das Department Design der HAW, der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, lädt wieder zum Rundgang auf dem Campus in der Armgartstraße ein. Noch bis Sonnabendabend können Besucherinnen und Besucher die offene Ausstellung erkunden. Es gibt auch dieses Mal wieder vieles zu sehen, besonders aus den Bereichen Mode-, Kostüm- und Textildesign, Kunst und Designforschung. Der Eintritt ist wie immer frei.
Hendrike Schmietendorf, Mitglied des Fakultätsrats für Design, Medien und Information der Hochschule, ist begeistert von den ausgestellten Werken. Viele Studierende zeigten in ihren Projekten ein progressives Engagement und fänden mit ihrer Kunst nachhaltige Lösungen für drängende gesellschaftliche Probleme unserer Zeit. Wie die Masterabsolventin Vanessa Drozdowski (26) Fachrichtung Modedesign, die eine Kollektion für wohnungslose Menschen entwarf, zu der neben einer wärmenden Schlafsack-Jacke auch ein Rucksack gehört. Im Rahmen des Rundgangs finden zudem verschiedene Performances, ein Symposium zur ästhetischen Forschung und am Sonnabend auch eine Kleidertauschparty statt.
HAW: Laut Ver.di fehlen jährlich 10 Millionen für den laufenden Betrieb
Doch reine Unterhaltung steht in diesem Jahr nicht (nur) im Mittelpunkt. Die offene Veranstaltung wird von einer Problematik überschattet, die die HAW schon seit geraumer Zeit belastet: die strukturelle Unterfinanzierung der Hochschule. Aktuell fehlen laut der Gewerkschaft Ver.di jährlich 10 Millionen für den laufenden Betrieb. Bemerkbar mache sich das Dilemma in massiven Einschränkungen in der Lehre, Forschung, Verwaltung und Weiterentwicklung vor allem im Department Design.
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Dagegen formierte sich der Protest von Hochschulmitarbeiterinnen und Studierenden. Eine Gruppe namens „AG Ausfinanzierung“ nutzt den gut besuchten Rundgang, um auch Menschen außerhalb der Hochschule mit Banner und Infomaterial aufzuklären. „Hier ruht die HAW“ steht auf Papp-Grabsteinen. Konkret sei der „Zustand und die Qualität des Departements bedroht“, sagt Leonie Corinth, Studentin und AG-Vertreterin. Es fehlten finanzielle Mittel, um überhaupt Mitarbeitende in den Webereien, Druckwerkstätten, Näh- und Stricklaboren zu beschäftigen.
Ein Student aus dem Bereich Kommunikationsdesign kritisiert die Sparpolitik der Hochschule: „Jedes Semester gibt es einen Kurs weniger, obwohl die Seminare überfüllt sind.“ All das sei fatal, Kunst und Kultur seien schließlich das „Lebenselixier demokratischer Gesellschaften“.