Nachruf Hamburg

Politiker Ulrich Karpen im Alter von 84 Jahren gestorben

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Peter Ulrich Meyer
Der Verfassungs- und Verwaltungsrechtler Prof. Ulrich Karpen (1938–2023)

Der Verfassungs- und Verwaltungsrechtler Prof. Ulrich Karpen (1938–2023)

Foto: Public Address / action press

Von 1991 bis 2001 war der Jurist und Christdemokrat Mitglied der Bürgerschaft. Seine Tätigkeit: „Ich exportiere das Grundgesetz“.

Hamburg.  Zehn Jahre lang – von 1991 bis 2001 – war der Verfassungs- und Verwaltungsrechtler Prof. Ulrich Karpen Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft. Der Jurist mit dem Parteibuch der CDU war ein streitbarer Parlamentarier, der es als Seiteneinsteiger mit seiner eigenen Partei nicht immer leicht hatte.

Auch nach seiner Zeit in der Rathaus-Politik mischte sich Karpen in aktuelle politische Debatten immer wieder ein. Jetzt ist der in Danzig geborene Hochschullehrer kurz vor seinem 85. Geburtstag gestorben.

Nachruf Hamburg: Politiker Ulrich Karpen im Alter von 84 Jahren gestorben

Karpen war in der Bürgerschaft Vorsitzender des Rechtsausschusses und Mitglied im Wissenschaftsausschuss. Er beteiligte sich als Abgeordneter seiner auch damals in Opposition befindlichen Partei an rechts- und verfassungspolitischen Debatten wie dem Ausbau der Volksgesetzgebung.

Seine Leidenschaft galt neben der Landespolitik den wissenschaftlichen und politischen Kontakten auf internationaler Ebene. Karpen erhielt nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Köln und Kiel sowie Lehrtätigkeiten an den Universitäten Freiburg, Köln, Würzburg, Saarbrücken und Berlin 1982 einen Ruf an die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Uni Hamburg.

Karpen beriet Südafrika bei der Ausarbeitung der Verfassung

Der Jurist war mehrfach Berater ausländischer Parlamente und Regierungen bei der Verfassungs- und Gesetzgebung. „Ich exportiere das Grundgesetz“, brachte er 2003 kurz vor seinem 65. Geburtstag seine Tätigkeit auf eine knappe Formel. Karpen wirkte an der Ausarbeitung der Verfassung Südafrikas in den Jahren 1994 bis 1996 mit.

Spätere Reisen führten ihn nach Chile, Bosnien und Herzegowina sowie Kambodscha. Mehrfach reiste er nach Afghanistan, um dort beim Aufbau eines funktionierenden Justizwesens und der Ausarbeitung einer Verfassung zu helfen – in einer Phase, als Hoffnung auf demokratische Verhältnisse bestand.

Bis zuletzt mischte sich Karpen in rechtspolitische Debatten ein. So unterzeichnete er 2019 einen Appell von 100 Wissenschaftlern zur Reduzierung des Bundestages. Im vergangenen Jahr nahm er zu juristischen Problemen des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Cum-Ex-Affäre Stellung. Ulrich Karpen hinterlässt seine Frau und zwei Töchter.