Hamburg. Die Zahl der Senioren wächst auch in Hamburg stetig. Und auch wenn ältere Menschen heute oft fitter sind als in früheren Generationen – Krankheiten und Gebrechen bleiben nicht immer aus. Aber auch wer nicht mehr so mobil ist wie in jungen Jahren, möchte in der Regel weiter selbstbestimmt leben. Dazu gehört auch das Wohnenin den eigenen vier Wänden oder zur Miete.
Neue Techniken machen dies nun selbst für Menschen mit großen Einschränkungen immer häufiger möglich – und sie sollen künftig in Hamburg immer stärker zum Einsatz kommen. Das planen SPD und Grüne und haben dazu einen Antrag in die Bürgerschaft eingebracht. Profitieren sollen nicht nur Senioren, sondern auch Menschen mit Behinderungen.
Wohnen in Hamburg: So können Senioren unabhängig bleiben
Die neuen „Assistenzsysteme“, auf Englisch oft als „Ambient Assisted Living“ (AAL) bezeichnet, können über modernste Technologie etwa dafür sorgen, dass der Herd automatisch abgeschaltet oder die Gardinen abends geschlossen und morgens geöffnet werden. Die Geräte können an die rechtzeitige Medikamenteneinnahme erinnern oder durch Sensoren erkennen, wenn ein Bewohner gestürzt ist – und automatisch Hilfe rufen.
Es gibt Betten mit Aufstehhilfen, automatische Notrufsysteme, smarte Flaschen (die an das regelmäßige Trinken erinnern) und intelligente Wassermelder. Für Menschen mit einer Demenzerkrankung steht zudem spezielle Technik zur Verbesserung der Orientierung und der Kommunikation zur Verfügung.
Wohnen: So will Hamburg Wohnungen mit intelligenter Technik ausstatten
Der Vorteil dieser Systeme ist laut dem Bürgerschaftsantrag von SPD und Grünen, dass sie „modular“ sind. Es können also jeweils nur die Komponenten in Wohnungen eingebaut werden, die benötigt werden. Der Nachteil: Die Kosten für die Installation in bestehenden Wohnungen sind oft hoch. Weil sie aber nach einem Gutachten der Bundesregierung einen großen Beitrag für ein selbstbestimmtes Leben leisten können, plädieren immer mehr Experten dafür, dass die Kosten für AAL-Systeme zumindest teilweise von der Pflegeversicherung übernommen werden.
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SPD und Grüne fordern in ihrem Antrag nun den Senat auf, „zusammen mit wichtigen Akteuren wie Wohnungsunternehmen, Vermietervereinigungen, Pflegekassen, Krankenkassen, Kreditanstalt für Wiederaufbau, Investitions- und Förderbank (IFB) mögliche Geschäfts- und Finanzierungsmodelle für den Einbau von AAL-Systemen in privaten Haushalten zu prüfen“.
Auch plädieren die Koalitionsfraktionen dafür, neue Seniorenwohnungen bereits so (mit zusätzlichen Kabelkanälen, Steckdosen etc.) zu errichten, dass die später mit AAL ausgestattet werden können. Zudem soll der Senat stärker über die neuen technischen Möglichkeiten aufklären. Und das bereits bestehende Beratungsangebot „Smart Wohnen und Pflegen“ zur Nutzung digitaler Hilfsmittel soll weitergeführt werden.
Senioren in Hamburg: Selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter
„In den eigenen vier Wänden selbstbestimmt bis ins hohe Alter leben zu können, ist für viele Menschen ein Herzenswunsch“, sagte SPD-Seniorenpolitikerin Britta Schlage dem Abendblatt. „Noch ist zu wenig Information über das hilfreiche System in der Öffentlichkeit angekommen – viele Menschen verbinden mit Technik komplizierte Verfahren und fühlen sich rasch überfordert. AAL-Systeme verfügen aber über eine einfache und intuitive Handhabung und werden an individuelle Bedürfnisse angepasst.“
Vor allem hochaltrige Frauen über 80 Jahren lebten oft allein, sagte Grünen-Seniorenpolitikerin Christa Möller-Metzger. „Digitale Assistenzsysteme können kleinere und größere Schwächen im Alter ausgleichen und lassen sich in der heutigen Zeit immer einfacher bedienen.“ Ihr verstärkter Einsatz sei ein „wichtiges Puzzleteil auf dem Weg in ein altersfreundliches Hamburg, in dem es für Seniorinnen und Senioren keine unnötigen Barrieren mehr gibt“.
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