Die roten StadtRäder sind bei Hamburgern und Touristen gleichermaßen beliebt. Leihsystem soll auf mehr als 130 Standorte erweitert werden.

Hamburg. An der Alster, an der Elbe, auf der Reeperbahn oder am Jungfernstieg: Die roten StadtRäder sind in diesen Tagen vielerorts in der Hansestadt präsent. Hamburger und Touristen nutzen das erfolgreichste Fahrradleihsystem Deutschlands, inzwischen sind mehr als 75 000 Nutzer registriert. Es gibt zurzeit 72 Leihstationen und etwa 1000 Fahrräder, an Spitzentagen werden bis zu 4000 Ausleihen gezählt.

Wegen des großen Erfolgs wird das Angebot nun deutlich ausgebaut. An 14 neuen Standorten werden bereits Leihstationen eingerichtet. Die Station vor dem Unilever-Gebäude in der HafenCity ist schon fertig. Noch in diesem Jahr sind bis zu 50 weitere Standorte geplant. Es sollen dafür mehr als 500 neue Fahrräder angeschafft werden. Die Auswahl reicht von St.Georg über Rothenburgsort bis hin nach Wandsbek. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des CDU-Verkehrsexperten Klaus-Peter Hesse hervor.

Aber was macht den Reiz der roten Räder mit dem futuristischen silbernen Gepäckträger aus? "Ich entscheide mich je nach Wetterlage spontan, ob ich vom Neuen Jungfernstieg nach Winterhude mit dem StadtRad fahre oder mit dem Bus", sagt Thorsten Janzen. Der Rechtsanwalt hat sich gerade schräg gegenüber vom Fairmont-Hotel Vier Jahreszeiten an der Station einen roten Flitzer ausgeliehen. Wenige Sekunden später stellt Antje Kühn ihr Fahrrad wieder ab. Die Projektleiterin lebt in St. Georg und nutzt häufig das StadtRad: "Das ist doch eine bequeme Art der Fortbewegung, und außerdem ist die erste halbe Stunde kostenlos."

Wenig später gibt Corinne Blatter an dem Stationsmonitor ihre Daten ein, um Kundin zu werden. Die gebürtige Schweizerin will gemeinsam mit Freundin Katrin Vogel aus Bern mit den Leihfahrrädern die Stadt erkunden: "Wir sind an der frischen Luft und können das Fahrrad nach der Tour an einer beliebigen Station wieder abstellen. Das ist doch sehr praktisch", sagt Blatter.

Auch die Politik setzt auf das im Juli 2009 eingeführte Fahrradleihsystem: "Wir können hier ohne Übertreibung von einem Erfolgsmodell sprechen. Dieses Konzept passt perfekt zu Hamburg als Europäische Umwelthauptstadt 2011", sagt CDU-Verkehrsexperte Klaus-Peter Hesse. Das Fahrradleihsystem müsse nun stetig ausgebaut werden. Dieses Konzept trage dazu bei, dass das Image des Fahrradfahrens sich deutlich verbessert habe.

Auch SPD-Verkehrsexpertin Martina Koeppen setzt auf das StadtRad und kann sich einen Seitenhieb auf den politischen Gegner nicht verkneifen: "Die SPD hat bereits 2006 den Bedarf für eins solches Fahrradleihsystem erkannt und einen entsprechenden Antrag in die Bürgerschaft eingebracht. Der wurde aber damals noch von der CDU abgelehnt." Für Koeppen steht fest: "Natürlich wollen wir dieses Konzept ausbauen, um möglichst viele Menschen vom Umstieg auf das umweltfreundliche StadtRad zu begeistern."

Und dass es weitergeht, ist sicher. Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) sagte dem Abendblatt: "Der Senat wird das Fahrradleihsystem schrittweise ausbauen." Seine Behörde ist neuerdings auch für das Thema Verkehr zuständig. Horch: "Das StadtRad ist wirtschaftlich und trägt dazu bei, den Straßenverkehr umweltfreundlich zu gestalten."

Erst Anfang des Jahres wurden die 72 Ausleihstationen technisch umgerüstet. Dadurch ist die Ausleihe und Rückgabe der Räder für die Kunden einfacher geworden. Die entscheidende Neuerung ist, dass nun jeder Kunde seinen persönlichen vierstelligen Zugangscode bekommt. Dieser wird bei Ausleihe per Funk an das entsprechende Fahrrad übermittelt. Der Nutzer muss nun lediglich einmal auf das Display drücken, und schon öffnet sich die Fahrradsicherung.

Die Fahrt mit dem StadtRad ist bei jedem Entleihen die erste halbe Stunde kostenlos. Von der 31. bis zur 60. Minute werden jeweils vier Cent pro Minute fällig. Ab der 61. Minute sind es acht Cent je Minute. Wer das Fahrrad für 24 Stunden behält, muss maximal zwölf Euro bezahlen.

Wer Kunde beim StadtRad werden will, muss sich zunächst im Internet oder direkt an einer der Leihstationen registrieren. Es fallen fünf Euro Einrichtungsgebühr an, die aber als Fahrguthaben verrechnet werden.