Hamburg. Bei der Bürgerschaftswahl am 15. Februar gibt es eine Premiere: 16- und 17-Jährige entscheiden erstmals mit über die Zusammensetzung des Parlaments. Insgesamt 27.081 Jugendliche dürfen an diesem Tag zum ersten Mal auf Landesebene ihre Stimme abgeben – damit erhöht sich die Zahl der Wahlberechtigten auf 1,306Millionen. Die Hamburgische Bürgerschaft hatte im Februar 2013 das Wahlrecht auf 16 Jahre herabgesenkt. „Jugendliche interessieren sich sehr wohl für Politik und sollten auch mitentscheiden dürfen“, sagt Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD). Sie hofft, dass möglichst viele von ihnen von diesem Recht Gebrauch machen.

Daran hatte es bei den letzten Bezirkswahlen, bei denen die 16-Jährigen bereits ihre Stimmen abgeben durften, ein wenig gehapert. Nur 28 Prozent der unter 18-Jährigen gingen wählen, während die Wahlbeteiligung in der Gesamtbevölkerung bei gut 40 Prozent lag. Um die jungen Leute jetzt in höherer Zahl an die Urnen zu bringen, plant die Bürgerschaft neben den Diskussionen an 42 Schulen zur Wahl auch eine Reihe anderer Motivationshilfen. So richtet sich die Kampagne „Du bist entscheidend“ mit Sprüchen wie „Warum ich?“, „Wer sonst?“ und „0 Bock“, „100 Pro“ besonders auch an junge Wähler.

Zudem ist eine Juniorwahl geplant: Jugendlichen ab der siebten Klasse können vom 9. bis zum 13. Februar an allen weiterführenden Schulen der Hansestadt nach einer inhaltlichen Vorbereitung im Unterricht wie im Wahllokal abstimmen und dabei auch das etwas komplizierte Wahlverfahren und die Stimmzettel kennenlernen. Das Ergebnis wird erst am Abend des 15. Februar bekannt gegeben. Schließlich tourt der Landesjugendring mit einem Wahl-O-Mat durch Häuser der Jugend, Jugendtreffs und Vereine.

„Wir hoffen, dass viele Jugendliche merken, wie cool es ist mitzuentscheiden“, sagt Veit. Und wer beim ersten Mal wählen gehe, komme auch wieder.

Die meisten neuen Jungwähler stammen übrigens aus dem größten Bezirk Wandsbek: Hier sind 7453 Jugendliche zur Wahl aufgerufen. Es folgen Altona (4111), Mitte (3644), Eimsbüttel (3512), Nord (3235), Harburg (2650) und Bergedorf (2476).

Dass die ganz jungen Wähler andere politische Vorlieben haben als der Durchschnitt der übrigen Bevölkerung hat sich bei der Landtagswahl in Bremen gezeigt, bei der die 16- und 17-Jährigen erstmals abstimmen durften. Fast jeder Dritte von ihnen (32 Prozent) wählte grün, die SPD kam auf 28 Prozent und die Linke auf – im Vergleich zu ihrem Gesamtergebnis überdurchschnittliche – acht Prozent. Nur zwölf Prozent der Jugendlichen machten hingegen ihr Kreuz bei der CDU, die FDP musste sich mit drei Prozent der Stimmen begnügen. Neben Bremen und Hamburg haben auch Brandenburg und Schleswig-Holstein bereits das Wahlalter auf 16 Jahre herabgesetzt. Das betrifft allerdings nur das aktive Wahlrecht. Selbst als Abgeordnete in die Bürgerschaft wählen lassen dürfen sich die Hamburger erst mit 18 Jahren.