Minister warnt: Rader Hochbrücke hält nur noch zwölf Jahre. Der Bund bevorzugt aus Kostengründen eine neue Brücke

Kiel. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit: Die Rader Hochbrücke, eine der wichtigsten Autobahnbrücken im Norden, ist nur noch zwölf Jahre nutzbar. Das hat ein Statikgutachten ergeben. Wenn in dieser Zeit kein Ersatzbau fertiggestellt werden kann, ist Hamburg vom Norden nahezu abgeschnitten. „Wir stehen enorm unter Zeitdruck“, sagte Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) am Dienstag bei der Vorstellung des Gutachtens. Allein für die Planung rechnet er mit neun bis zehn Jahren. Fürs Bauen bleibt dann nicht mehr viel Zeit. Meyer will deshalb aus dem neuen Bauwerk ein „Modellprojekt für schnelles Planen in Deutschland“ machen.

Die Rader Hochbrücke ist rund 1500 Meter lang und führt die Autobahn 7 über den Nord-Ostsee-Kanal. Ein Brückenneubau dürfte rund 200 Millionen Euro kosten. Bezahlen muss ihn der Bund, denn das Bauwerk ist Teil einer Bundesautobahn. Denkbar ist auch ein Tunnel, aber er wäre erheblich teurer. Kiel präferiert die teurere Lösung. Der Bund will die günstigere. Landesverkehrsminister Meyer hält das für kurzsichtig. Nicht weit weg von der Hochbrücke steht die denkmalgeschützte Rendsburger Eisenbahnbrücke. Sie ist 101 Jahre alt. In einem Tunnel könnte auch ein Bahngleis Platz finden. Meyer will nun beide Varianten, Tunnel und Brücke, untersuchen lassen. Entscheiden aber muss der Bund.

Meyer will nicht nur den Neubau beschleunigen, er will auch den Verfall des alten Bauwerks verlangsamen: Damit die Rader Hochbrücke noch zwölf Jahre durchhält, gelten dort von Montag an besondere Regeln für Lkw ab einem Gewicht von 7,5 Tonnen. Sie dürfen nicht überholen, nicht schneller als 60 Kilometer pro Stunde fahren und müssen zueinander einen Mindestabstand von mindestens 25 Metern einhalten – dies sogar im Stau. Zudem bleiben die Standstreifen gesperrt. Schwertransporte dürfen ein Gewicht von 84 Tonnen nicht überschreiten.

Die Rader Hochbrücke ist mittlerweile zum Symbol für den nachlässigen Umgang des Staates mit seiner Infrastruktur geworden. Das 1972 fertiggestellte Bauwerk sollte eigentlich 80 bis 100 Jahre halten, musste aber schon 2013 aufwendig repariert werden. Die Stützpfeiler waren beschädigt. Vier Monate lang war nur eine Spur pro Richtung befahrbar, Lkw durften die Brücke gar nicht passieren. Die Staus waren zeitweise bis zu 20 Kilometer lang.