Laut einer repräsentativen Umfrage zu möglichen Sommerspielen 2024 oder 2028 stehen Drei Viertel der Hamburger dem sportlichen Großereignis positiv gegenüber. Klar dagegen ist nur jeder Siebte.

Hamburg. Die Chancen erkennen und nutzen, ohne die Risiken aus dem Blick zu verlieren. Auf diesen Nenner lässt sich das Ergebnis der ersten umfassenden Meinungsumfrage über eine mögliche Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2024 oder 2028 in Hamburg bringen. Die Initiative Markt- und Sozialforschung hat 500 Hamburger und Hamburgerinnen im Alter von 14 Jahren an in der Zeit zwischen 30. Juni und 10. Juli telefonisch befragt. Die Stichprobe ist repräsentativ.

Es ist ein insgesamt klares Votum für die Spiele an der Elbe. Drei Viertel der Befragten stehen dem sportlichen Großereignis positiv gegenüber: 33 Prozent finden Olympia in Hamburg sehr gut, knapp 20 Prozent gut. Noch einmal 20 Prozent sind etwas vorsichtiger und halten die Ausrichtung für „eher gut“. Deutlich ist der Abstand zu den Skeptikern, die auf zusammen 27 Prozent kommen, wobei die Gruppe der hartnäckigen Verweigerer („finde ich gar nicht gut“) mit nur 14,7 Prozent eine klare Minderheit ist (etwa jeder Siebte).

Es gibt bemerkenswerte Unterschiede in den Altersstufen: Die größte Distanz zu Olympia weisen die Befragten auf, die 55 Jahre und älter sind. Bei ihnen ist der Anteil derjenigen, die die Spiele in Hamburg für eine sehr gute Idee halten, mit 25,7 Prozent am niedrigsten. Umgekehrt sind die Totalverweigerer mit 24,8 Prozent fast genauso zahlreich und in dieser Altersgruppe am stärksten vertreten.

Die Begeisterung für Olympische Spiele nimmt mit dem Bildungsgrad ab. Die größte Distanz zur Ausrichtung der Spiele beweisen die Befragten mit Abitur: 18,1 Prozent lehnen die Spiele in Hamburg komplett ab, während es nur 13,2 Prozent der Menschen mit Hauptschulabschluss sind. Die größte Begeisterung kommt bei den Befragten mit Realschulabschluss auf. 38,5 Prozent von ihnen finden Olympia sehr gut, aber nur knapp 30 Prozent der Abiturienten.

Die Hamburger sehen mehrheitlich die langfristig positiven Aspekte, wenn Olympia nach Hamburg kommt. 81 Prozent der Befragten erwarten, dass sich das Ereignis positiv auf die Hamburger Wirtschaft auswirken würde. Hier ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern überraschend deutlich: Während 38 Prozent der befragten Männer der These vom Schub für die Hamburger Wirtschaft „voll und ganz“ zustimmen, sind es nur 23,1 Prozent der Frauen. Als besonders skeptisch erweisen auch in dieser Frage einmal mehr die 55 Jahre alten und älteren Menschen: Ihr Anteil ist bei denjenigen, die keine oder kaum positive wirtschaftliche Effekte erwarten, mit elf Prozent am höchsten und bei der besonders optimistischen Einschätzung mit 28,4 Prozent am geringsten.

Drei von vier Befragten rechnen damit, dass die Stadt durch den Bau neuer Sportstätten und den Ausbau der Infrastruktur (zum Beispiel des öffentlichen Personennahverkehrs) profitieren würde. Auch hier sind Frauen skeptischer in ihren Erwartungen als Männer, die Älteren skeptischer als die Jüngeren.

Eine klare Mehrheit von 81 Prozent rechnet damit, dass die Ausrichtung der Spiele Hamburgs Bedeutung in der Welt stärken würde. Die höchsten Erwartungen hegt das mittlere Alterssegment (35 bis 54 Jahre), von denen 42,2 Prozent sagen, dass sie der These „voll und ganz“ zustimmen. Ähnlich hoch liegt die Quote bei den Männern mit 41 Prozent sowie den Sportinteressierten und Sporttreibenden mit knapp 40 Prozent.

Wichtige Hinweise auf die Identifikation mit dem Projekt liefern diese Antworten: 69 Prozent wären stolz, wenn Hamburg den Zuschlag erhielte. Mehr als ein Drittel – 35,3 Prozent – sagt sogar, dass sie sehr stolz wären. Frauen teilen dieses Gefühl weniger stark als Männer und die älteren Befragten weniger als die jüngeren.

Bei allem Optimismus gibt es eine Kehrseite der Einschätzungen, die die Umfrage auch offenbart: Die Hamburger sehen durchaus die Risiken einer Olympiabewerbung. So sagen 73 Prozent der Befragten, dass die Ausrichtung der Spiele zu teuer für die Stadt sein werde. Und annähernd gleich hoch mit 72 Prozent ist der Anteil derer, die sagen, dass Hamburg das Geld lieber für andere Projekte ausgeben solle. Eine gewisse Sorge spricht auch aus der von 89 Prozent geteilten Forderung, dass vor einer Bewerbung geklärt werden solle, wie die neuen Gebäude später sinnvoll genutzt werden könnten.

Gerade aus der Risiko-Einschätzung der Befragten ergibt sich für den Senat die Verpflichtung, sehr detailliert über Planungen und Faktenlage zu informieren. Die Forderung von 84 Prozent nach einem Volksentscheid über die Bewerbung zeigt, dass Olympia für sehr viele Hamburger nur ein demokratischer Prozess sein kann und nicht „von oben“ verordnet werden darf.