Die Deutsche Flugsicherung weist Forderungen der Hamburgischen Bürgerschaft zurück – Kommission muss angehört werden

Fuhlsbüttel. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hat den Einwohnern von Stadtteilen, die unter Fluglärm leiden, nur geringe Hoffnungen auf eine rasche Änderung des Zustands gemacht. An- und Abflugrouten von Flugzeugen müssten unter anderem mit einer Fluglärmschutzkommission, dem Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung und dem Bundesjustizministerium beraten werden, sagte Christine Schierhorn, DFS-Chefin in Hamburg, am Dienstag. Dieser Abstimmungsprozess, der gesetzlich vorgeschrieben sei, dauere gut und gern 18 Monate. „Es reicht nicht, dass der Hamburger Senat erklärt, wir möchten das.“

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der von Anwohnern des Flughafens erhobenen Beschwerden über Fluglärm gestiegen. Im Jahr 2013 waren es mehr als 4500. Bewohner der Hamburger Stadtviertel Duvenstedt, Bergstedt und Poppenbüttel vermuten, dass Flugzeuge vermehrt ihren Anflug auf Fuhlsbüttel aus Zeit- und Kostengründen verkürzen und daher über ihre Stadtteile hinwegfliegen.

Umweltausschuss der Bürgerschaft beschloss Plan für mehr Lärmschutz

Der Umweltausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft beschloss Anfang April einen Zehnpunkteplan zur Verbesserung des Lärmschutzes. Darin wird gefordert, auf verkürzte Lande- und Sichtanflüge zu verzichten. Von Airlines wird verlangt, leisere Flugzeuge einzusetzen. Zudem müsse der Flughafen seine Betriebszeiten zwischen 6 und 23Uhr genauer einhalten und Landeentgelte noch mehr als bisher am Flugzeuglärm orientieren.

Die Forderung, verkürzte oder Sichtanflüge nur noch im Ausnahmefall zuzulassen, wies Schierhorn zurück. Das sei im Interesse eines sicheren und flüssigen Luftverkehrs nicht möglich. „Die Fluglotsen benötigen die Flexibilität eines breiten Korridors“, sagte Schierhorn und fügte hinzu: „Die Abschaffung von kurzen und Sichtanflügen ist ein Versprechen der Politik, das wir so nicht umsetzen können.“

Nach Angaben der DFS-Expertin fädeln 60 Prozent der Flugzeuge, die Hamburg anfliegen, ihren Endanflug gut 20 Kilometer vor Hamburg ein (siehe Grafik). Bei etwa 40 Prozent der Maschinen beginnt der Endanflug in einer Entfernung zwischen 7,5 und 13 Kilometern von der Landebahn. Die Bürger in den Walddörfern erhoffen sich von einem Verzicht auf die kürzeren Landeanflüge eine Minderung des Fluglärms.

Schierhorn verwies darauf, dass man derzeit sehr genau untersuche, ob eine Lärmminderung wirklich eintreten würde. Klar sei aber, dass der Fluglärm lediglich an einen anderen Ort außerhalb der Grenzen von Hamburg verlagert würde. „Dieser Lärm ist nicht minderbar, sondern nur verschiebbar“, sagte die Expertin. Dann müssten beispielsweise die Einwohner von Bargteheide mit mehr Fluglärm rechnen. „Die Belastung für Orte unterhalb des Endanflugs wird damit auf der gesamten Länge erhöht.“

Expertenmeinungen wurden von der Politik nur unzureichend berücksichtigt

Vor dem Beschluss des Umweltausschusses der Bürgerschaft habe es mehrfach Gespräche mit Politikern gegeben. Die DFS-Experten hätten deutlich gemacht, dass der Spielraum für eine Veränderung der Endanflüge gering sei. „Es war ein rein politischer Beschluss“, so Schierhorn. „Man ließ sich von Experten nicht beeinflussen.“

In der Fluglärmschutzkommission, der etwa 25 Mitglieder angehören, sind Hamburger Bezirke genauso vertreten wie schleswig-holsteinische Gemeinden, der Flughafen und Airlines. Die Kommission berät die DFS bei der Festlegung der An- und Abflugverfahren. Dabei spielen auch Schleswig-Holsteins Interessen eine Rolle.

DFS-Sprecher Axel Raab verwies darauf, dass Flugrouten durch mehrere Komponenten bestimmt würden. In Hamburg wehe beispielsweise an 70 Prozent der Tage im Jahr der Wind aus dem Westen. Da Flugzeuge aber „gegen“ den Wind landeten, seien Anflüge aus östlicher Richtung unvermeidbar.

Zudem setze die DFS bereits eine Reihe von Maßnahmen um, den Fluglärm zu reduzieren. So ermöglichten die Fluglotsen bei der Betreuung der Flugzeuge einen kontinuierlichen Sinkflug. Da hierbei die Triebwerkleistung auf 35 Prozent reduziert sei, entstehe weniger Lärm und werde weniger Kerosin verbraucht. Das funktioniere aber nur bei geringem Verkehrsaufkommen.

Nach den Worten von Schierhorn sind Kurzanflüge zwischen 6 und 8 Uhr an Sonn- und Feiertage bereits untersagt. Nach 22.30Uhr dürften die Fluglotsen den Piloten erst ab einer Flughöhe von 3000 Metern die Erlaubnis erteilen, die Route zu verlassen.

Der Hamburger Flughafen gilt neben dem Airport in Kopenhagen als wichtige Drehscheibe im Flugverkehr Nordeuropas. Im vergangenen Jahr wurde er im Durchschnitt von täglich rund 37.000 Passagieren genutzt. Pro Tag starteten oder landeten im Durchschnitt 394 Flugzeuge. Der Gewinn des Flughafens lag im Jahr 2013 bei 37,3 Millionen Euro. Die Stadt Hamburg hält 51 Prozent an dem Unternehmen.