Bürgermeister macht Erhalt der Einrichtung Lutherpark zur Chefsache. Kein Bewohner soll gegen seinen Willen ausziehen

Hamburg. Die drohende Schließung des Pflegeheims Lutherpark in Bahrenfeld ist vorerst vom Tisch. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hat am Dienstag angekündigt, dass die Stadt die bereits geschlossenen Verträge mit dem Betreiber Pflegen und Wohnen rückabwickeln werde, sollte dieser mit den Senioren zu keiner einvernehmlichen Lösung kommen. „Es kann nicht sein, dass irgendjemand Angst um seine Zukunft haben muss“, sagte Scholz.

Ursprünglich hatte Pflegen und Wohnen vor, die rund 150 Bewohner auszuquartieren und stattdessen 330 Flüchtlinge unterzubringen. Der Betreiber will das Heim schließen, weil es wirtschaftlich nicht zu betreiben sei. Er hatte es der Stadt ohne Rücksprache mit den Bewohnern als Flüchtlingsunterkunft angeboten. Den Vertrag handelte die städtische Gesellschaft mit dem ähnlich lautenden Namen Fördern & Wohnen aus. Diese ist für die Unterbringung von Flüchtlingen in Hamburg zuständig.

Klar ist nun, dass es die angedachte Schließung in wenigen Wochen nicht geben wird. Scholz sagte, dass nur wegen eines Unterbringungsbedarfs von Flüchtlingen kein Pflegeheim für alte Menschen geschlossen würde: „Der Senat steht auf der Seite der älteren Leute.“ Die Senioren könnten im Altenheim bleiben, wenn sie dies wollten. Die einzige Möglichkeit des Betreibers, doch noch eine Flüchtlingsunterkunft im Lutherpark einzurichten, liegt in einer Einigung mit den Bewohnern. Willigten diese in einen Umzug ein, könnten die Gebäude für Flüchtlinge genutzt werden.

Das aber ist nicht zu erwarten. „Ich bin froh, dass ich mein schönes Zimmer behalten kann“, sagte der 78-jährige Axel Caben, Vorsitzender der Bewohner-Vertretung. Einen Umzug hätte er sich nicht vorstellen und auch nicht leisten können. Ein ehemaliger Mitbewohner sei unter dem Eindruck der vergangenen Tage in ein Heim in der Nähe von Pinneberg gezogen. „Da zahlt er 600 Euro pro Monat mehr“, sagt Caben.

Heimbetreiber will, dass Steuerzahler seine Mindereinnahmen ausgleichen

15 Bewohner haben das Pflegeheim Lutherpark schon verlassen. Nach Cabens Ansicht hätte Scholz sich auch schon früher so äußern können. Dabei hatten sich Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) und Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) bereits vor eine Woche ähnlich geäußert. Sie würden dem Plan des Betreibers erst dann zustimmen, wenn den Heimbewohnern „attraktive Alternativen zur Unterbringung vorgeschlagen worden seien“, hieß es vor sieben Tagen.

„Ein Umzug in eine neue Umgebung ist insbesondere für ältere Menschen eine schwierige Situation. Eine solche Veränderung kann nicht über die Köpfe der Betroffenen hinweg erzwungen werden“, sagte Prüfer-Storcks. Und Scheele betonte, dass es keinen zeitlichen Druck gebe und die Gebäude erst dann übernommen würden, wenn für alle Bewohner eine Lösung gefunden worden sei.

Christel Kran, eine weitere Bewohnerin, war den Tränen nah als sie erfuhr, dass sie bleiben kann. Sie wohnt seit vier Jahren im Pflegeheim Lutherpark. „Meine Schwester konnte sich nicht mehr um mich kümmern, deshalb bin ich hier eingezogen“, sagte die 73-Jährige. Sie fühle sich hier wohl, koche gern und habe viele Freunde im Pflegeheim. „Ich bin sehr glücklich, dass ich hierbleiben kann“, sagt sie.

Aufatmen auch bei Harald Peters. Der 78-Jährige und seine Frau Karin wohnen seit November 2012 im Lutherpark. „Durch den ganzen Stress ist meine Frau krank geworden“, sagte er. „Sie liegt jetzt im Krankenhaus.“ Jeden Tag müsse er seiner demenzkranken Frau erklären, wo sie sei. Die Nachricht vom drohenden Umzug habe der 73-Jährigen schwer zu schaffen gemacht. Nun falle ihm ein Stein vom Herzen.

Bürgermeister Scholz kündigte an, dass es nun Gespräche mit dem Betreiber geben werde. „Ich gehe davon aus, das wir nicht kündigen müssen, sondern dass es eine Einigung geben wird.“ Bei Pflegen & Wohnen kam die Entscheidung aus dem Rathaus nicht gut an. „Aus rechtlichen Gründen ist der Betreiber nicht berechtigt, vergünstigte Angebote in anderen Einrichtungen zu machen, also Bestandsschutz zu gewähren“, sagte Unternehmenssprecherin Heidrun Urmann. Dass der Weiterbetrieb mit anhaltend hohen Verlusten weitaus gravierendere Folgen haben kann, zeigt der Fall der Insolvenz bei der Caritas.

Von dem Plan, aus dem Pflegeheim eine Flüchtlingsunterkunft zu machen, will der Betreiber aber nicht abrücken und drängt auf finanzielle Hilfe von der Stadt, um Mindereinnahmen auszugleichen. Heidrun Urmann: „Wir hoffen auf die Unterstützung durch die Hamburger Politik, gemeinsam einen Weg zu entwickeln, der uns im Sinne aller Betroffenen erlaubt, allen bisherigen Bewohnern des Lutherparks neue Unterkünfte in unseren anderen Häusern zu den bisherigen Preisen anzubieten.“