Zehntausende Hamburger und Gäste feiern fröhlich an Elbe und Alster. Aber zahlreiche Feuerwehreinsätze

Hamburg. Exakt 1099 Einsätze bei der Feuerwehr und 1180 Einsätze bei der Polizei – der Jahreswechsel ist für die Rettungskräfte und Ordnungshüter die härteste Nacht des Jahres. Nur in Ausnahmesituationen werden die Einsatzkräfte vergleichbar stark gefordert. Bei der Feuerwehr wurde dabei im Vergleich zum Vorjahr eine auffällige Steigerung bei den Bränden festgestellt: Die Zahl der Löscheinsätze stieg von 255 auf 308. Ebenso registrierte man dort eine auffällige Zahl von Rettungsdiensteinsätzen im Zusammenhang mit Böllerverletzungen. Die Polizei musste im größerem Umfang bei einer Silvesterfeier eingreifen. Insgesamt bezeichnete man dort die Silvesternacht aber als „friedlich“.

Vor allem brennende Müllcontainer oder andere Kleinfeuer forderten die Feuerwehr. An der Stresemannstraße und am Garstedter Weg brannte es auf Balkonen. An der Julius-Vosseler-Straße ging ein rund 100 Quadratmeter großer Holzunterstand in Flammen auf, in dem sich die Müllcontainer für angrenzende Wohnhäuser befanden. Am Felix-Jud-Ring brannte eine separate Kfz-Box in einer Tiefgarage. Um 1.19 Uhr kam dann der größte Einsatz: An der Straße Bornheide stand der 300 Quadratmeter große Dachstuhl eines Mehrfamilienhauses in Flammen. Die Bewohner konnten sich unverletzt in Sicherheit bringen. Die Feuerwehr löschte über einen Teleskopmast und zwei Drehleitern. Erst um 6.45 Uhr waren die Löscharbeiten beendet.

Durch Böller wurden mindestens sieben Menschen in der Silvesternacht verletzt. Unter ihnen sind ein neun Jahre alter Junge und zwei Jugendliche. Dem Kind explodierte ein Böller am Kopf. Es kam ins Krankenhaus. Ein 14-Jähriger erlitt am Lüdersring Verletzungen durch eine umgekippte Raketenbatterie. An der Feiningerstraße traf eine Rakete einen 15-Jährigen und verletzte ihn am rechten Auge. Schwere Verbrennungen im Gesicht erlitt ein Mann, 55, in der Korachstraße durch eine Raketenbatterie. Am Poppenspälerweg riss eine Böllerexplosion einem 33-Jährigen den linken Mittelfinger ab.

Viel zu tun also für Rettungssanitäter. Die Polizei hingegen bilanzierte einen „eher unspektakulären Jahreswechsel“, so Hauptkommissar Andreas Schöpflin. „Im Bereich der St. Pauli Landungsbrücken feierten bis zu 25.000, an der Binnenalster weitere 10.000 Menschen friedlich. Auf St. Pauli waren in Spitzenzeiten rund 40.000 Menschen gleichzeitig unterwegs.“

Dort kam es dann auch zu einem der schwereren Zwischenfälle. An der Holstenstraße/Ecke Nobistor wurde ein 24-Jähriger durch einen Messerstich in den Oberschenkel verletzt. Der Tat war ein verbaler Streit vorausgegangen. Der Messerstecher, ein etwa 1,85 Meter großer Südländer mit lockigen, leicht gegelten Haaren, flüchtete. Im Hafen-Schuppen 52, wo eine Silvesterparty mit rund 2500 Menschen stattfand, kam es zu einer Schlägerei, bei der die Kontrahenten mit abgebrochenen Flaschen aufeinander losgingen. Auslöser der Auseinandersetzungen sollen chaotische Verhältnisse an der Garderobe gewesen sein. Zwei junge Männer erlitten Schnittverletzungen. Einer von ihnen musste stationär im Krankenhaus aufgenommen werden.

Auf den Hamburger Straßen kam es zu zwei schweren Verkehrsunfällen. Auf dem Mundsburger Damm erfasste ein 27-Jähriger mit seinem BMW einen Fußgänger (29). Der Mann wurde so schwer verletzt, dass er in Lebensgefahr schwebt. Tragisch endete die Alkoholfahrt einer 20-Jährigen auf der Kollaustraße. Sie kam mit ihrem Ford Focus von der Straße ab. Der Wagen rammte einen Baum. Einsatzkräfte mussten die Fahrerin und Beifahrerin aus dem Wrack befreien. Während die Fahrerin mit einem Bruch der Hand und Prellungen davonkam, erlitt ihre 17 Jahre alte Schwester lebensgefährliche Verletzungen. Die Polizei beschlagnahmte den Führerschein der Fahrerin.

Nicht die härteste Nacht, aber zumindest den härteste Morgen hatte die Stadtreinigung gleich am Neujahrstag. Um 3 Uhr begannen 50 Mitarbeiter damit, die Hinterlassenschaften der Silvesternacht zu beseitigen. Allein 30 Tonnen Böllermüll und leere Flaschen mussten zusammengekehrt werden. „Die heutigen Reinigungseinsätze an den Landungsbrücken, am Fischmarkt, auf der Reeperbahn, am Großneumarkt, in Straßenzügen um die Außen- und Binnenalster sowie in Fußgängerzonen in den Innenstädten von Harburg und Bergedorf sind Sofortmaßnahmen zur schnelleren Herstellung der Verkehrssicherheit“, sagt der Sprecher der Stadtreinigung, Reinhard Fielder. An anderer Stelle bleibt der Silvestermüll zunächst liegen. Dort gilt: Die Stadtreinigung reinigt die Fahrbahnen und entfernt die Silvesterabfälle auf Gehwegen im Rahmen der regelmäßigen, gebührenpflichtigen Gehwegreinigung. „Wir bitten dringend, die als Startrampen genutzten Flaschen oder die massiven Blöcke abgebrannter Feuerwerksbatterien von Gehwegen und Straßen vor der Haustür zu entfernen“, sagt Fiedler. „Sie stellen besonders auf Fahrbahnen eine ernsthafte Verkehrsgefährdung dar.“

Dort, wo die Stadtreinigung nicht bezahlt wird, sind die Anlieger ohnehin gefordert. Denn dann sind sie selbst für die Entfernung von Abfällen und Böllerresten verantwortlich, auch wenn sie nicht die Verursacher der Verschmutzung sind.