Das mächtige Sturmtief erreicht heute Hamburg. Stadt und Verkehrsbetriebe haben sich vorbereitet.

Hamburg. Der Orkan „Xaver“ wird heute im Laufe des Tages Hamburg erreichen. Die Meteorologen erwarten Böen bis 120 Kilometer pro Stunde. Das Problem: „Xaver“ wird fast 24 Stunden für Unruhe sorgen und hat auf seiner Rückseite Schneefälle im Gepäck. Für eine Millionenmetropole wie Hamburg bedeutet solch eine Wetterlage stets eine besondere Herausforderung. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen zu „Xaver“.

Was kommt auf Hamburg zu?

Heute und morgen wird über Nordeuropa das Orkantief hinwegziehen. In Hamburg wird es in den heutigen Mittagsstunden mit orkanartige Böen losgehen. Im Verlaufe des Vormittages nimmt die Windgeschwindigkeit spürbar zu. Von Nordwesten her nähern sich Regenfelder. Im Verlauf des Abends geht der Regen über Schneeschauer in Schneefall über. Am Freitag besteht in Hamburg die Gefahr einer schweren Sturmflut.

Was ist das Gefährliche an „Xaver“?

Die Kombination aus Dauer und Schneeschauer. Die heftigen Schneeschauer werden den Straßen-, Luft- und Schiffsverkehr massiv beeinträchtigen. Im Vergleich zum Orkantief „Christian“, das Ende Oktober in Europa für Chaos sorgte, aber nach gut sechs Stunden durch war, dauert „Xaver“ viel länger. Meteorologen schätzen, dass es bis zu 24 Stunden Sturm geben kann.

Hat „Xaver“ eine Besonderheit?

„Xaver“ wird kräftige, regional begrenzte Schneeschauer im Gepäck haben. Diese Schauer sind Folge eines „Lake“-Effektes. Dabei verdunstet die Nordsee viel Wasser, das als Wasserdampf rasch in extrem kalte Luft aufsteigt. Die landeinwärts ziehenden Schauerstraßen führen dabei in schmalen Bereichen zu kräftigen Schneefällen, während wenige Kilometer weiter kaum Schnee fällt. Dieses Wetter bezeichnet man als Zebrastreifenlage.

Wie ist der Zeitplan der Flut?

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie weist darauf hin, dass bei Extremwetterlagen sich Sturmflutvorhersagen kurzfristig ändern können. Bislang geht das Amt davon aus, dass es heute Abend, 18 Uhr, eine kleine Sturmflut geben kann. Von kleiner Sturmflut sprechen die Experten, wenn das mittlere Hochwasser um 1,50 Meter überschritten wird. Am Freitagmorgen, 6 Uhr, wird eine schwere Sturmflut erwartet. Die Pegel werden dann zwischen 2,50 Meter und 3,50 Meter über dem mittleren Hochwasser liegen. Auch für Freitagabend wird eine Sturmflut erwartet. Weil „Xaver“ von so langer Dauer ist, könnte auch noch am Sonnabend eine Sturmflut in Hamburg eintreffen. Vier Sturmfluten in Folge sind äußerst selten.

Besteht die Gefahr, dass Deiche brechen?

Nein. In Hamburg besteht nach Darstellung des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrografie in den kommenden beiden Tagen keine Gefahr, dass Deiche brechen. „Die Wasserstände sind nicht hoch genug“, sagt Sylvin Müller-Navarra. „Die Deiche haben noch reichlich Reserve.“

Was bedeutet „Xaver“ für den Schiffsverkehr auf der Elbe und im Hafen?

Schiffe mit einer Länge von mehr als 330 Metern oder einer Breite von mehr als 45 Meter dürfen ab Windstärke sieben nicht in den Hamburger Hafen einlaufen oder diesen nicht verlassen. Binnenschiffe und Hafenfahrzeuge müssen bei höherem Wasserstand ihren Betrieb einstellen. Von einem Wasserstand von 2,50 Meter über dem mittleren Hochwasser an werden Teile des Hafens gesperrt. Dann stellen auch die Hadag-Fähren den Betrieb ein.

Wird es wegen „Xaver“ schulfrei geben?

Die Schulbehörde geht bislang davon aus, dass Schule regulär stattfinden wird. Möglicherweise werden im Verlauf des heutigen Tages die Schulen eine Anweisung erhalten, die Schüler nach Hause gehen zu lassen. Können Kinder – bei Grundschulen – nicht abgeholt werden, gibt es in den Schulen Notfallgruppen. Ob am morgigen Freitag Unterricht stattfindet, wird die Schulbehörde in der Nacht davor entscheiden. Informationen gibt es über die Medien und auch über die Internetadresse www.hamburg.de/bsb.

Wie bereitet sich die Bahn vor?

Die Bahn hält zusätzliche Mitarbeiter in Bereitschaft, um Gleise zu räumen und Oberleitungen zu reparieren. An den Bahnhöfen werden zusätzlich Mitarbeiter eingesetzt. Zudem werden Diesellokomotiven vorgehalten, um Strecken zu befahren, bei denen die Oberleitung vereist ist. Der Sylt-Shuttle zwischen Niebüll und Westerland wird ab Windstärke zwölf eingestellt. Reisende können sich unter 0180/6996633 oder auf www.bahn.de informieren.

Was bedeutet „ Xaver“ für den Nahverkehr?

Im U-Bahn–Netz ist vor allem die Linie der U1 zwischen Norderstedt und Ahrensburg gefährdet, da sie über weite Strecken oberirdisch geführt wird. Zur Bewältigung des zu erwartenden höheren Fahrgastaufkommens hält die Hochbahn Verstärkungszüge bereit. Für die Beseitigung von Bäumen, die auf Gleise gestürzt sind, gibt es mobile Trupps. Zudem werden Busse und bis zu 100 Fahrer bereit gehalten. Auch bei der AKN wird das Personal verstärkt.

Was passiert am Flughafen Hamburg?

Der Flughafen rechnet mit Wartezeiten und Flugausfällen an beiden Tagen. „Ein generelles Limit, bei dem der Flughafen komplett geschlossen wird, gibt es nicht“, heißt es. Die letzte Entscheidung über Start und Landung habe stets der Pilot.

Welche Vorkehrungen trifft Vattenfall bezüglich der Stromversorgung?

Zur Aufrechterhaltung des Stromnetzes hat Vattenfall die Zahl der Mitarbeiter in der Störungsannahme verstärkt. An den Umspannwerken in Elbnähe und im Kraftwerk Wedel werden Flutschutzmaßnahmen ergriffen. Die Gefahr, dass Strommasten umknicken, ist in Hamburg gering, da die Kabel zu 95 Prozent unterirdisch geführt werden.

Wie sicher ist ein Besuch auf einem der Weihnachtsmärkte mit ihren Buden?

Das Bezirksamt Mitte hat den Betreibern der Weihnachtsmärkte empfohlen, heute um 15 Uhr zu schließen.

Wie können Hausbesitzer vorsorgen?

Die Feuerwehr empfiehlt Hausbesitzern, auf lose Ziegel, Schornsteine oder Dachrinnen zu achten und diese zu sichern. Fahrzeuge sollten in Garagen abgestellt werden. Sinnvoll ist es, Laub aus Gullys oder Abflussrinnen zu entfernen. Auf Balkonen und Terrassen sollten Möbel und Pflanzen so gesichert werden, dass sie vom Sturm nicht weggerissen werden können.

Worauf müssen Autofahrer achten?

Autofahrer sollten auf unvorhergesehene Hindernisse wie umherfliegende Gegenstände oder Äste eingestellt sein. Auf Brücken und bei Tunnelausfahrten besteht Glättegefahr. Sollte das Fahrzeug von einer Sturmböe erfasst werden, gilt es, Ruhe zu bewahren. Jede heftige Bewegung mit dem Lenkrad macht das Fahrzeug nur noch instabiler.

Kann ich jetzt noch schnell eine Versicherung gegen Sturmschäden abschließen?

Wohl eher nicht. Bei Schutz vor Naturgefahren (Überschwemmung, Starkregen, Schneedruck, Erdbeben) gilt eine generelle Wartezeit von einem Monat.

Zahlt die Versicherung, wenn ein geparktes Auto bei Flut „absäuft“?

Wird ein Fahrzeug in einem überfluteten Gebiet beschädigt, zahlt die Teilkaskoversicherung. Allerdings wird nicht gezahlt, wenn eine grobe Fahrlässigkeit vorliegt. Wer also weiß, dass bei einer Sturmflut der Parkplatz überschwemmt wird und trotzdem dort parkt, muss den Schaden wohl selbst übernehmen. In den meisten Fällen aber wird das Fahrzeug vorher von der Polizei abgeschleppt. Dann kommen auf den Fahrzeughalter Abschleppkosten zu.