SPD und CDU wollen Lernmethoden in der Grundschule überprüfen lassen. Die FDP hatte gefordert, umstrittenes Lautschrift-Verfahren abzuschaffen.

Hamburg. Wie Schulsenator Ties Rabe (SPD) und die FDP-Opposition fordert auch die CDU in der Bürgerschaft, die unterschiedlichen Methoden, nach denen Lesen und Schreiben in der Grundschule gelehrt wird, auf den Prüfstand zu stellen. „Erst muss die Wirksamkeit der Methoden wissenschaftlich überprüft werden, dann muss es verbindliche Vorgaben für die Lehrer geben“, sagt die CDU-Bildungspolitikerin Karin Prien.

Wie berichtet, fordert die FDP, dass die umstrittene Methode „Lesen durch Schreiben“ nicht mehr angewendet wird. Bei diesem Verfahren bilden die Schüler Wörter anhand von Anlauttabellen. Lehrer korrigieren die Schreibversuche nicht, so dass sich falsche Schreibweisen einprägen können.

Susanne Peters, die Vorsitzende des Hamburger Grundschulverbands, weist die Kritik an der Methode zurück. „Ich möchte Freiraum für Pädagogen, nach allen Methoden zu arbeiten“, sagt Peters. Auch „Lesen durch Schreiben“ sei weiterentwickelt worden. Peters räumt allerdings ein, dass die Rechtschreibung nicht mehr im Vordergrund der Grundschulbildung stehe. „An deren Stelle sind inhaltliche Fragen und der sprachliche Ausdruck getreten.“ Im Übrigen sei es nicht möglich, „bei einer Differenz von drei Lernjahren“ zwischen den Erstklässlern am Ende der vierten Klasse alle Defizite zu beseitigen. „Ich möchte eher den weiterführenden Schulen den Vorwurf machen, dass sie keine angemessenen Antworten darauf haben“, sagte Peters.

Wissenschaftlich ist belegt, dass es um die Rechtschreibleistungen Hamburger Grundschüler schlecht bestellt ist. Die „Kess 4“-Studie hatte sich 2004 mit der orthografischen Kompetenz der Viertklässler in der Hansestadt beschäftigt und diese mit den Leistungen ihrer Altersgenossen in ganz Deutschland verglichen. Fazit: „Die Ergebnisse der Hamburger Viertklässler liegen deutlich unterhalb des deutschen Mittelwertes – nur die Kinder aus Bremen schneiden ungünstiger ab.“

Es gibt derzeit keine aktuelle Erhebung zur Rechtschreibkompetenz der Schüler

Wie schlecht es um die Rechtschreibkompetenz deutscher Schüler ohnehin bestellt ist, zeigt die IGLU-Studie 2003: 2951 Kindern aus zwölf Bundesländern waren in einem Ergänzungstest 45 Wörter diktiert worden. Nur drei Kinder schrieben alles richtig, die schwächsten fünf Prozent machten in dem 45-Wörter-Test mehr als 63 Fehler, ein Schüler sogar 212 Fehler.

Aktuelle Erhebungen zur Rechtschreibkompetenz der Schüler in der Hansestadt gibt es nicht. Doch Peter May, wissenschaftlicher Direktor am Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung (IfBQ), hat eine fundierte Einschätzung. Der Pädagoge ist Autor der Hamburger Schreibprobe (HSP), des meisteingesetzten Testinstruments zur Überprüfung der Rechtschreibleistung an Schulen bundesweit. Er sagt: „Das Leistungsniveau der Hamburger Schüler hat sich im Vergleich nicht verändert. Den großen Verfall der Rechtschreibleistungen gab es in den 70er- bis 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts.“ Damals habe formale Bildung, also etwa Orthografie oder auch Kopfrechnen, an Stellenwert gegenüber Problemlösungsfertigkeiten und kreativen Kompetenzen von Schülern eingebüßt.