Wolfgang Maennig, VWL-Professor an der Universität Hamburg mit Schwerpunkt Verkehr:

Tausende Elektroautos. Busse, die nach den Wünschen ihrer Passagiere fahren und für Carsharing reservierte Parkplätze. Die Menschen in Hamburg werden im Jahr 2030 über intelligente Software-Lösungen viel besser die vorhandenen, aber auch neuen Verkehrsmittel nutzen können. Das Smartphone wird zum Schlüssel für die effiziente Wahl eines Verkehrsmittels.

Ein Beispiel: Ohne Zweifel wird es in 17 Jahren eine App geben, die alle Anbieter von Leihwagen bündelt und es damit einfacher macht, das gesamte Angebot zu übersehen. Bisher sind die Carsharing-Nutzer auf eine Marke festgelegt. Deshalb hat sich das Konzept noch nicht flächendeckend durchgesetzt. Entscheidend aber ist, rasch irgendeinen Carsharing-Wagen in der Nähe zu finden. Kann auf alle Anbieter zurückgegriffen werden, steigen die Chancen dafür. Der Vorteil der Leihwagen besteht auch darin, dass Parkplätze in fast allen Straßen künftig für sie reserviert sein werden.

Auch Elektroautos werden sich bis 2030 durchsetzen. Dabei geht es vor allem darum, das Aufladen einfacher zu gestalten. Genormte Batterien, die sich mit wenigen Handgriffen auswechseln lassen, wären eine Möglichkeit dafür. An Tankstellen brauchten dann nur leere Akkus gegen aufgeladene getauscht zu werden. Das wäre ein neues Geschäft für die Autoindustrie oder für Stromversorger und Mineralölfirmen. Der Kunde würde für die abgenommene Leistung und die Abnutzung der Batterien bezahlen.

Solche Lösungen sind notwendig, um den Ausstoß von Schadstoffen zu reduzieren. Denn es ist nicht davon auszugehen, dass die Menschen künftig weniger in der Stadt unterwegs sein werden. Daran ändert auch die älter werdende Gesellschaft nichts. Denn die künftigen Senioren sind es gewohnt, mobil zu sein. Sie werden darauf nicht verzichten. Verändern wird sich das Verhältnis der jüngeren Hamburger zum Auto. Für sie ist es kein Statussymbol mehr, sondern nur eine Möglichkeit, eine Strecke zu bewältigen. Der Autoverkehr könnte daher relativ nachlassen.

Busse werden künftig nicht mehr auf festen Linien fahren. Vielmehr wird eine Strecke gewählt, die sich nach den Wünschen der Insassen richtet. Auch dies lässt sich über die Eingabe von Zielen in eine intelligente Verkehrssteuerung realisieren. Der Verkehr der Zukunft wird damit stark von Software-Lösungen geprägt, die für alle einfach zu bedienen sein müssen.

Klar ist: Bus, Bahn und Fahrrad werden gewinnen, weil es für das Auto in der Stadt schon jetzt zu eng ist. Um das Fahrrad attraktiver zu machen, sollten U- und S-Bahn-Waggons mit Abstellflächen für Räder reserviert werden. Bisher sind sie anderen im Wege. Das Rad in der Bahn ist aber ein weiteres Beispiel für eine intelligente Kombination von Verkehrsmitteln. Ihnen wird die Zukunft gehören.