Dirk Lau, stellvertretender Landesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs, Hamburg:

Die Teilnahme am Straßenverkehr wird auch 2030 noch eine lebensgefährliche Sache sein. Autofahrer werden weiter Unfälle verursachen, bei denen Menschen ums Leben kommen oder verletzt werden. Von der seit 2007 angestrebten "Vision Zero" des Deutschen Verkehrssicherheitsrats, der die Zahl der Toten und Schwerverletzten im Straßenverkehr auf null reduzieren will, ist die Stadt Hamburg auch in 17 Jahren noch weit entfernt. Der von Politik und Wirtschaft favorisierte Umstieg auf die E-Automobilität wird dabei keine Abhilfe schaffen. Solange der Rad-, Fuß- und öffentlicher Nahverkehr nicht als Herzstück des städtischen Verkehrs begriffen wird, werden Menschen, die es sich leisten können, mit dem Auto fahren. Für Radfahrer und ihre Verkehrssicherheit bleibt es dabei völlig unerheblich, ob es sich um einen mit Benzin befeuerten Sechszylinder oder um das E-Mobil eines Leihwagenanbieters handelt, der ihnen den Platz weg- oder die Vorfahrt nimmt.

Bahnen, Busse und Fahrräder werden zwar 2030 eine größere Rolle spielen als heute, aber das Auto noch nicht als Hauptverkehrsmittel abgelöst haben. Das Angebot von Elektrofahrzeugen, die sich entleihen lassen, wird steigen, aber ihre Nutzung dennoch für verstopfte Straßen, Energievergeudung und Verkehrsunfälle sorgen.

Ziel für 2030 muss es sein, dass die Menschen in Hamburg alle ihre Wege mit den Bahnen und Bussen, dem Rad und zu Fuß zurücklegen. Dabei muss es für sie mehr Platz geben. Platz, der bisher für die Autos geopfert wurde. Die Straße soll wieder zum sicheren öffentlichen Raum ohne Gefahren, Abgase und Lärm werden. In einem ersten Schritt muss die Geschwindigkeit in der Regel auf Tempo 30 sinken. Wir fordern, dass für Autos nur noch ein Bruchteil der jetzigen Fläche zur Verfügung steht. Sie dürfen in der Stadt nur fahren, wenn es keine besseren Alternativen gibt. Das gilt für den Transport schwerer Lasten, Rettungseinsätze oder für den Fall, dass körperlich beeinträchtigte Menschen unterwegs sind. Ansonsten ist die fahrradfreundliche Stadt autofrei. Wer privat umzieht oder etwas transportieren muss, benötigt Ausnahmegenehmigungen. Für Einkäufe gibt es ein kostenloses, stadtweites Verleihsystem von Lastenfahrrädern.

Es werden keine öffentlich bewirtschafteten Parkplätze in Hamburg mehr gebaut. Die noch vorhandenen Autos werden privat oder am Stadtrand abgestellt. Durch die konsequente Umstellung des Stadtverkehrs auf den Umweltverbund erzielt Hamburg ein hohes Einsparpotenzial beim Flächenverbrauch, bei Infrastrukturmaßnahmen, beim Straßenunterhalt und bei der Gesundheitsvorsorge. Auch die Emissionen sinken. Die so eingesparten Ressourcen können für Vorhaben wie eine Stadtbahn, Fahrradparkplätze oder das erwähnte Leih-Lastenradnetz bereitgestellt werden.