Hamburg. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) entschied sich, in seiner Rede nicht so sehr in das Klein-Klein des Haushalts einzusteigen. Stattdessen nutzte Scholz das Podium, um die großen Linien des Senats aufzuzeichnen. Mal mit der Hand locker in der Hosentasche, mal mit beiden Händen am Pult, mal mit einer Hand das Gesagte betonend, referierte er über die Erfolge des Senats, über seine Rolle beim Ringen um den Fiskalpakt auf Bundesebene oder über die Herausforderungen der Energiewende. Von Hamburg führte ihn die Rede über Berlin sogar bis nach Norwegen - mehr Regierungserklärung als Debattenbeitrag.

Nur an wenigen Stellen ging er auf die Opposition ein, die ihn zuvor knapp zwei Stunden lang zum Teil sehr heftig kritisiert hatte. Mit beinahe stoischer Ruhe hatte Scholz auf der Senatsbank gesessen und die Anfeindungen mit keiner Reaktion gewürdigt. Erst als er ans Rednerpult trat, zeigte Scholz, dass er jeden der Debattenbeiträge in der ihm eigenen peniblen Genauigkeit verfolgt hatte - und dass die Kritik ihn zwar nicht getroffen, aber dennoch nicht emotionsfrei gelassen hatte. Ironisch-bitter bedankte sich der 54-Jährige für Kritik und Vorschläge der vier Oppositionsfraktionen. Allerdings wies er darauf hin, dass sie sich zum Teil widersprächen, und empfahl daher: "Nehmen Sie den Mix aus allem, und wählen Sie in Zukunft SPD."

Besonders hart und für ihn ungewöhnlich unverblümt, kritisierte Scholz die CDU und ihren Fraktionsvorsitzenden Dietrich Wersich. Dieser hatte zum Anfang seiner eigenen Rede unter anderem auf den hohen Schuldenstand der Stadt hingewiesen. "Härter und unerbittlicher kann man mit den zehn Jahren Politik der CDU nicht ins Gericht gehen", erklärte Scholz und erntete damit frenetischen Applaus der SPD-Fraktion. Diese stand die gesamte Zeit der etwa 45 Minuten langen Rede fest hinter ihrem Bürgermeister. Der Rest des Parlaments machte es Scholz jedoch nicht leicht. Viele Zwischenrufe durchbrachen die Rede. Doch Scholz - wenn auch kein begnadeter, jedoch ein guter, geübter Redner - ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Ein solider Auftritt des Bürgermeisters.