Studie zeigt “ungewöhnliche und überraschende Ergebnisse“

Hamburg. Die Einführung des schnelleren Wegs zum Abitur an den Hamburger Gymnasien vor zehn Jahren ist offensichtlich ein Erfolg: Die Leistungen der Abiturienten des Jahrgangs 2011 mit achtjähriger Gymnasialzeit haben sich gegenüber ihren Vorgängern von 2005 (neun Jahre Gymnasium) insgesamt leicht verbessert.

Hamburg ist das erste Bundesland, das die Leistungen der G8- und der G9-Absolventen in einer flächendeckenden Studie vergleicht. "Es gibt einige ungewöhnliche und überraschende Ergebnisse", sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) bei der Präsentation der Studie und meinte das durchaus positiv. Getestet wurden die Abiturienten zwischen dem schriftlichen und mündlichen Abitur in den Fächern Englisch, Mathematik und naturwissenschaftliche Grundbildung. Das Entscheidende: 2005 und 2011 wurden die gleichen Testverfahren verwendet, sodass ein unmittelbarer Vergleich möglich wird.

Der wichtigste Befund ist, dass das mittlere Leistungsniveau der Abiturienten leicht gestiegen ist, obwohl es 33 Prozent mehr Absolventen gibt als 2005: 4675 Jungen und Mädchen statt 3517. Statistisch gesehen müsste die höhere Zahl der Absolventen zu schlechteren Durchschnittsleistungen führen. Dies gilt umso mehr, als der Anteil der Kinder aus sogenannten bildungsfernen Haushalten (weniger als 100 Bücher zu Hause) von 13 auf 27 Prozent gestiegen ist. "Die Studie räumt mit einem Vorurteil auf: Es gibt deutlich mehr Abiturienten, obwohl das Niveau nicht gesunken ist", sagte Rabe.

Eine Ursache für diese Tendenz liegt nach Einschätzung von Experten in der Einführung der Profil-Oberstufe. Diese Reform verpflichtet die Schüler, die Kernfächer Deutsch, Englisch und Mathematik durchgängig bis zum Abitur zu belegen. Zwei der drei Fächer müssen auf einem erhöhten Anforderungsniveau belegt werden, was in etwa den früheren Leistungskursen entspricht. Die Folge der neuen Auflagen: Hatten 33 Prozent der Abiturienten 2005 einen Leistungskurs Englisch belegt, so wurden 77 Prozent der Schüler 2011 auf dem erhöhten Niveau unterrichtet. In Mathematik beträgt das Verhältnis zwölf zu 42 Prozent.

"Die Verdichtung der Lernzeit und die höheren Leistungsanforderungen haben offensichtlich positive Auswirkungen", sagte der Studienleiter, Ex-Bildungsstaatsrat Ulrich Vieluf. Am deutlichsten konnte die Leistungsspitze von der Schulzeitverkürzung profitieren. Die 500 besten Abiturienten des Jahrgangs 2011 haben sowohl im Bereich der voruniversitären Mathematik als auch beim allgemeinen Sprachverständnis im Englischen einen Lernvorsprung von mehr als einem Jahr gegenüber den 500 Testbesten 2005.

Allerdings schneiden die Hamburger Abiturienten 2011 im Gesamtdurchschnitt im Bereich der mathematischen Grundbildung etwas schwächer ab als der Abitur-Jahrgang 2005. Der etwas geringere Lernstand ist vor allem auf das untere Viertel der Leistungsskala zurückzuführen, die von der Schulzeitverkürzung nicht profitierten. Im Fach Englisch ist der positive Trend dagegen über alle Leistungsbereiche vor allem im allgemeinen Sprachverständnis nachweisbar. Leicht bessere Werte verzeichnen die Abiturienten des Jahres 2011 auch in der naturwissenschaftlichen Grundbildung.