Privates Geld ermöglicht Aufstockung der Milliarden-Garantie ohne Zustimmung der EU. HSH bestätigte: Das Modell sei “eine denkbare Option“.

Hamburg. Die HSH Nordbank und ihre Hauptanteilseigner Hamburg und Schleswig-Holstein, prüfen, inwiefern private Geldgeber zur Stabilisierung des Instituts beitragen können. Im Gespräch ist vor allem eine Variante, bei der die Garantie der Länder von derzeit sieben Milliarden Euro mithilfe von Privaten wieder auf die ursprüngliche Höhe von zehn Milliarden aufgestockt werden könnte. Das wäre für Investoren attraktiv, da die Bank feste Gebühren für die Sicherheiten zahlt.

Die HSH bestätigte, dass dieses Modell "eine denkbare Option" sei. Grundsätzlich gebe es aber "eine Vielzahl von Möglichkeiten" zur Sicherung der Kapitalquoten, sagt Sprecher Rune Hoffmann. Anlass für die Überlegungen ist die schwere Krise der Schifffahrt, die der HSH Nordbank mächtig zusetzt.

Von den mehr als 30 Milliarden Euro an Schiffskrediten in ihren Büchern droht ein erheblicher Teil auszufallen. Anfang November hatte Vorstandschef Constantin von Oesterreich verkündet, dass sich die Verluste auf bis zu 4,5 Milliarden Euro summieren könnten. Eine "Erstverlusttranche" von 3,2 Milliarden Euro muss die HSH selbst tragen, doch wenn die ausgeschöpft ist, könnte von 2019 bis 2025 die "Zweitverlustgarantie" der Länder mit bis zu 1,3 Milliarden Euro in Anspruch genommen werden.

Das klingt bedrohlich, wird in Hamburg und Kiel aber relativ gelassen betrachtet. Denn da die HSH Jahr für Jahr eine Gebühr von vier Prozent auf die Garantie zahlt - derzeit also 280 Millionen Euro -, könnten die Länder so ohne großes Minus aus der 2009 gestarteten Rettung herauskommen. "Wenn die aktuelle Planung der HSH so eintritt, wären wir mit einem blauen Auge davongekommen", sagte Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) dem Abendblatt. "Wir müssen uns aber auch darauf vorbereiten, dass es schlimmer kommt. Die wesentlichen Faktoren des Marktumfeldes der HSH können weder die Bank noch die Länder beeinflussen."

Noch "schlimmer" wäre zum Beispiel, wenn die Schifffahrtskrise auch über 2014 hinaus anhielte oder sich das neue HSH-Geschäftsmodell "Bank für Unternehmer" weiter so schleppend entwickeln würde - oder beides zusammen. Dann könnte die harte Kernkapitalquote des Instituts unter die geforderte Quote von neun Prozent fallen, derzeit liegt sie bei rund 9,5 Prozent. Die Länder, denen 85 Prozent der Bank gehören, stünden dann vor einem Dilemma. Nachdem sie 2009 bereits drei Milliarden Euro in die HSH investiert hatten, kommt eine weitere Kapitalspritze nicht mehr infrage. Eine Abwicklung der Bank wird zwar pro forma auch durchgerechnet, ist aber keine ernsthafte Option, da es mit großer Wahrscheinlichkeit Milliarden kosten und mehr als 3000 Arbeitsplätze vernichten würde. Bleibt also die Erhöhung der Garantie auf zehn Milliarden zur Stärkung der Kernkapitalquote.

"Eine sehr wirksame Maßnahme", sagte Tschentscher. Das Problem ist aber: Die EU-Kommission, die das erste Hilfspaket der Länder nur unter harten Auflagen genehmigt hatte, würde ein neues Beihilfeverfahren einleiten, und das könnte die ganze Rettung infrage stellen. An dieser Stelle kommen private Investoren wie der US-Fondsmanager J.C. Flowers ins Spiel, der bereits mit rund zehn Prozent an der HSH beteiligt ist. Wie aus Finanzkreisen zu hören ist, soll er Interesse an einer Garantieübernahme haben, ebenso eine große Bank. Bei diesem Modell wäre kein EU-Verfahren zu befürchten.

Allerdings gibt es hohe Hürden: Eine Garantie entfaltet nur die gewünschte Wirkung, wenn der Garantiegeber von Ratingagenturen eine Topnote erhält oder wenn er das Geld in bar hinterlegt. Außerdem würden die Länder darauf bestehen, dass ein Privater weniger als die vier Prozent Gebühr erhält. Denn während sie mit einer Inanspruchnahme ihrer Sieben-Milliarden-Garantie rechnen müssen, liegt die Wahrscheinlichkeit für die achte bis zehnte Milliarde nahe null, sagte Tschentscher kürzlich in einem Ausschuss der Bürgerschaft. Aus Sicht von Investoren würde daher gelten: geringes Risiko, eine geringe, aber feste Rendite - das nennt man ein gutes Geschäft.