Viele Hamburger Studenten fühlen sich betrogen. Uni-Präsident Lenzen fordert: Der Senat muss Garantie für die Absolventen schaffen.

Hamburg. Die Grünen nennen es ein "leichtfertiges Spiel mit Bildungsbiografien junger Leute", und auch Universitätspräsident Dieter Lenzen empfindet die Situation als unbefriedigend. Für das aktuelle Wintersemester 2012/2013 konnten nicht alle Hamburger Bachelor-Absolventen der Universität Hamburg für einen weiterführenden Masterstudiengang zugelassen werden. In dem im Oktober 2011 unterzeichneten Hochschulvertrag zwischen Universität und Wissenschaftsbehörde sei genau dieses Ziel formuliert, jedoch gelte dieser Vertrag erst 2013, sagt Lenzen.

Infolgedessen sei für dieses Wintersemester den Studierenden keine Zusage für einen garantierten Studienplatz gemacht worden. Um jedoch für alle Absolventen einen Platz zu garantieren, müsse nun die Politik handeln. "Zum einen muss die Bürgerschaft ein Gesetz verabschieden, das es ermöglicht, Absolventen der Universität Hamburg bei zu großer Bewerberzahl den Vorzug zu geben", sagt Lenzen. Es sei nicht Aufgabe der Uni, diese Bedingungen zu schaffen. "Zum anderen muss ausreichend Kapazität für Masterstudienplätze geschaffen werden."

Der Präsident räumt ein, dass die Universität aufgrund seiner Qualität sehr attraktiv sei, genau wie die Stadt Hamburg. "Die Politik muss nun entscheiden, in welchem Ausmaß sie die externe Nachfrage befriedigen möchte." Festzuhalten sei jedoch, dass sich die Universität die Verantwortung für die Folgen des Bologna-Prozesses, der Aufteilung in Bachelor- und anschließendem Masterstudiengang, "nicht in die Schuhe schieben lassen" werde. Bachelor-Absolventen würden in großer Zahl nach einem Masterstudienplatz streben, aus Furcht davor, allein mit dem Bachelor-Abschluss auf dem Arbeitsmarkt zu scheitern.

Ähnlich argumentiert Eva Gümbel, wissenschaftspolitische Sprecherin der Grünen-Bürgerschaftsfraktion. Besonders absurd sei es für Lehramtsstudierende: "Ohne Masterabschluss können sie kein Referendariat machen." Sie sieht den Senat in der Pflicht, die Uni nicht "im Regen stehen zu lassen". "Die SPD schafft es, nachhaltig den Ruf eines guten Hochschulpräsidenten zu ruinieren, wenn sie ihn alleine ins offene Messer laufen lässt", sagt Gümbel. "Wenn nicht einmal das funktioniert, ist der Hochschulvertrag nicht das Papier wert, auf dem er geschrieben steht." Senatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) müsse ihre Versprechungen einlösen und die zugesicherten Masterstudienplätze ermöglichen.