In drei Hamburger Wahlkreisen machen sich Parteifreunde die Direktkandidatur für die Bundestagswahl 2013 streitig.

Hamburg. Die in der Bürgerschaft allein regierende SPD tut sich schwer mit der Kür ihrer Direktkandidaten für die Bundestagswahl 2013. Zwar ist seit Montag, der vom Landesvorstand gesetzten Meldefrist, die Bewerberlage geklärt. Doch in drei der sechs Hamburger Wahlkreise stehen der Partei Kampfkandidaturen ins Haus.

In den Wahlkreisen Hamburg-Nord, Altona und Harburg-Bergedorf machen sich jeweils drei Parteifreunde den Platz streitig. Klar ist, dass die stellvertretende Bundesvorsitzende Aydan Özoguz für die SPD als Direktkandidatin im Wahlkreis Wandsbek ins Rennen gehen wird und wohl auch die Landesliste anführt. Özoguz war 2009 über die Landesliste in den Bundestag eingezogen. Als sicher gilt auch, dass die SPD Mitte erneut den langjährigen Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs als Direktkandidaten für Hamburg-Mitte nominieren wird. Entschieden ist das Rennen schließlich auch in Eimsbüttel, nachdem Danial Ilkhanipour zugunsten seines innerparteilichen Gegenspielers Niels Annen verzichtet hat.

Dagegen treten im Wahlkreis Hamburg-Nord gleich drei prominente Sozialdemokraten gegeneinander an: die stellvertretende Landeschefin Inka Damerau, Ex-Ver.di-Chef Wolfgang Rose sowie Christian Carstensen, der für den Wahlkreis Nord schon von 2005 bis 2009 im Bundestag saß. Pikant ist dabei, dass sich mit Rose und Damerau zwei Vertreter des linken Parteiflügels Konkurrenz machen. Alle Versuche, diese Kampfkandidatur im Vorfeld zu verhindern, waren gescheitert. Auf das Angebot, statt direkt nur an vorderer Stelle auf der Landesliste zu kandidieren, mochte Damerau nach Abendblatt-Informationen nicht eingehen.

So könnte Carstensen, der dem Mitte-Rechts-Lager angehört, der lachende Dritte sein, wenn sich Damerau und Rose gegenseitig Delegiertenstimmen wegnehmen. Carstensen könnte davon profitieren, dass rund 40 Prozent des Bundestags-Wahlkreises zum Bezirk Wandsbek gehören. Die "Wandsbeker" Stimmen dürften im Wesentlichen Carstensen zufallen. Es gilt als wahrscheinlich, dass sich Damerau und Rose im letzten Augenblick doch noch einigen, um einen Erfolg von Carstensen zu verhindern.

Sind es in Nord über die Parteigrenzen hinaus bekannte Akteure, so müssen sich die Altonaer Sozialdemokraten zwischen drei Bewerbern entscheiden, deren Namen selbst in der SPD bei Weitem nicht allen geläufig sind: Matthias Bartke, Ex-Landesvorstandsmitglied und Büroleiter von Sozialsenator Detlef Scheele (SPD), Mark Classen, Mitarbeiter des Altonaer Bürgerschaftsabgeordneten Arno Münster sowie die Politologin Bérangère Bultheel.

Wer immer als Direktkandidat gewählt wird, muss sich gegen den CDU-Bundestagsabgeordneten und CDU-Landeschef Marcus Weinberg durchsetzen, ein landespolitisches Schwergewicht. Aufgrund seiner Bevölkerungsstruktur ist der Wahlkreis Altona/Elbvororten mit seinen CDU-Hochburgen stets besonders umkämpft zwischen den beiden Parteien.

"Die Kandidatenlage ist, wie sie ist", sagt die Altonaer SPD-Chefin Melanie Schlotzhauer nüchtern. In jedem Fall müsse es sehr schnell darum gehen, den Bekanntheitsgrad des SPD-Kandidaten zu steigern, wenn er denn nominiert ist. Dabei hatte es durchaus mehrere Versuche gegeben, zugkräftige Namen zu gewinnen, zumal nachdem Schlotzhauer selbst aus beruflichen Gründen abgewinkt hatte. Der frühere SPD-Landeschef Mathias Petersen wollte nicht kandidieren. Und auch Aydan Özoguz hatte es nach Abendblatt-Informationen abgelehnt, von Wandsbek nach Altona zu wechseln.

Dabei hätte diese Variante ein Problem gelöst, das SPD-Landeschef und Bürgermeister Olaf Scholz nun weiterhin hat: Wohin mit dem Bundestagsabgeordneten Ingo Egloff, dessen Heimatkreis ebenfalls Wandsbek ist? Scholz hatte die Direktive ausgegeben, dass alle Bundestagsabgeordneten, die erneut antreten, in einem Wahlkreis als Direktkandidaten antreten sollen.

Nachdem Özoguz die Wandsbeker Karte gezogen hat, muss Egloff nach Harburg/Bergedorf ausweichen und hat dort zwei innerparteiliche Konkurrenten: den Harburger SPD-Chef Frank Richter und den Wilhelmsburger Bürgerschaftsabgeordneten Metin Hakverdi - ein durchaus offenes Rennen. Egloff wird nur dann eine Chance eingeräumt, sich durchzusetzen, wenn Richter zu seinen Gunsten verzichtet. Eine solche Absicht Richters ist bislang nicht erkennbar.