Die erbitterten Kontrahenten Niels Annen und Danial Ilkhanipour einigen sich über die Bundestagskandidatur der SPD im Wahlkreis Eimsbüttel.

Hamburg. Eine der spektakulärsten Personalquerelen in der Hamburger SPD ist beigelegt. Niels Annen und sein vormaliger Kontrahent um die Kandidatur für das Bundestagsmandat im Wahlkreis Eimsbüttel, Danial Ilkhanipour, haben ihren Streit beendet. Ilkhanipour gab gestern bekannt, auf eine erneute Kandidatur zugunsten Annens zu verzichten. Er kündigte zudem an, Annen dabei zu unterstützen, wieder in den Bundestag einzuziehen. Nach den harten Auseinandersetzungen zwischen den beiden Eimsbüttlern kann man das durchaus als Sensation bezeichnen.

Der heute 39-Jährige Annen hatte gegen Ilkhanipour, 30, vor gut drei Jahren eine herbe Niederlage einstecken müssen. Er unterlag dem bis dahin weitgehend unbekannten Konkurrenten bei der innerparteilichen Nominierung zum Kandidaten für die Bundestagswahl 2009. Überraschend war Ilkhanipour gegen ihn angetreten und hatte sich durchgesetzt. Da er seine Kandidatur erst nach der Delegiertenwahl bekannt gegeben hatte, war ihm von vielen Parteimitgliedern Hinterlist vorgeworfen worden. Einige Annen-Unterstützer hatten sich gar nicht erst aufstellen lassen - davon ausgehend, dass es keinen Gegenkandidaten gebe. Annen hatte von 2005 bis 2009 für Eimsbüttel im Bundestag gesessen.

Der Streit hat am Ende allen geschadet. Der Berufspolitiker Annen stand plötzlich ohne Mandat da. Ilkhanipour fuhr bei der Bundestagswahl 2009 mit 23,8 Prozent ein miserables Wahlergebnis ein und der Wahlkreis Eimsbüttel ging an die CDU verloren. Und schließlich war die SPD in Eimsbüttel in zwei Lager gespalten.

Vor einem Monat hat Niels Annen dann erklärt, dass er sich erneut als Direktkandidat für den Wahlkreis Eimsbüttel bei der Bundestagswahl 2013 bewirbt. Ilkhanipour hatte sich da noch zu seinen Ambitionen bedeckt gehalten. Gestern sagte er, dass Unterstützer ihn daraufhin gebeten hätten, ebenfalls wieder für das Bundestagsmandat zu kandidieren. Er verzichte aber darauf, um einen "weiteren Showdown" in Eimsbüttel zu verhindern.

Dies passe auch in seine Lebensplanung. Ilkhanipour will sich seinem Staatsexamen in Jura widmen. Viel mehr aber wird die Einsicht überwogen haben, dass eine eigene Kandidatur ziemlich aussichtslos gewesen wäre und eine weitere Beschädigung der Partei bedeutet hätte. Es dürfe nicht wieder dazu kommen, dass Genossen den Wahlkampf des eigenen Kandidaten torpedieren. Dies müsse eine Lehre für alle Beteiligten sein. "Ich werde Niels Annen bei seiner Bewerbung unterstützen und nach seiner Nominierung zum Wahlkreiskandidaten gemeinsam mit ihm Wahlkampf machen", kündigte er weiter an. "Ich rufe meine Unterstützer auf, Niels zu unterstützen, damit wir den Wahlkreis wieder zurückgewinnen."

Annen sagte, dass er sich über die Unterstützung freue und vor der Entscheidung seines vormaligen Kontrahenten "großen persönlichen Respekt" habe. "Die Diskussionen der letzten Jahre haben die SPD in unserem Kreis zurückgeworfen, alle Beteiligten beschädigt und Vertrauen gekostet." Es sei schlecht, wenn in einer Partei so stark gestritten werde, dass eine gemeinsame Arbeit unmöglich sei.

Beide SPD-Politiker machten deutlich, dass sie sich zwar weiterhin inhaltlich unterscheiden werden. Das große gemeinsame Ziel sei aber ein Regierungswechsel in Berlin. Damit ist Annen noch lange kein Kandidat für die Bundestagswahl. Er muss sich dafür erst noch gegen die Mitbewerber Ronald Hartwig und Alexander Blab bei der Mitgliederversammlung im Oktober durchsetzen.

Die überraschende Einigung war am vergangenen Sonnabend in der Wohnung des Vize-Landesparteichefs Nils Weiland zustande gekommen. Dieser habe vor zwei Wochen die Verhandlungen mit Annen und Ilkhanipour aufgenommen. "Der Konflikt hat der Partei geschadet. Wir wollten eine Wiederholung verhindern."

Hat die SPD Ilkhanipour im Gegenzug Aussichten auf ein sicheres Bürgerschaftsmandat versprochen? Über einen "Deal oder eine Gegenleistung" sei nie gesprochen worden, betonte Weiland. Schaden werden Kandidaturverzicht und Annen-Unterstützung aber nicht, ließ Weiland indirekt wissen: "Beide wollen schließlich in Hamburg Politik machen."