Früherer SPD-Abgeordnete kämpft um ein Mandat für den Wahlkreis Eimsbüttel. Er hatte bereits von 2005 bis 2009 im Bundestag gesessen.

Hamburg. Die Zeit des Abwartens ist vorbei: Der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Niels Annen hat am Freitag erklärt, dass er sich erneut als Direktkandidat für den Wahlkreis Eimsbüttel bei der Bundestagswahl 2013 bewirbt. Damit geht das Rennen um die Besetzung der fünf noch offenen Direktkandidaturen bei der SPD in die entscheidende Phase. Klar ist bislang lediglich, dass der Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs erneut im Wahlkreis Mitte für die SPD antritt.

"Ich traue mir zu, den Wahlkreis erneut für die SPD zu gewinnen", schreibt Niels Annen in einem Brief an seine Eimsbütteler Parteifreunde. Es ist die Rückkehr des 39-Jährigen an die Stelle der größten Niederlage seiner politischen Karriere. Annen, der schon von 2005 bis 2009 für Eimsbüttel im Bundestag gesessen hatte, war vor drei Jahren in der eigenen Partei überraschend gescheitert. Erst im letzten Augenblick war der weithin unbekannte Student Danial Ilkhanipour gegen ihn angetreten und hatte sich knapp gegen den prominenten Favoriten durchgesetzt.

Für Annen war es ein tiefer Sturz: Der ehemalige Juso-Bundesvorsitzende und einflussreiche Vertreter der Parteilinken in Berlin war plötzlich ohne Job. Annen zog sich aus der Politik zurück und holte seinen Uni-Abschluss in Geschichte nach. Inzwischen arbeitet er als Referent für die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung.

Doch Ilkhanipour erlebte bei der Bundestagswahl ein Debakel: Er landete hinter Rüdiger Kruse (CDU) und Krista Sager (Grüne) mit 23,8 Prozent auf Platz drei. Zum ersten Mal seit 1949 stellt die SPD in ihrer einstigen Hochburg Eimsbüttel nicht den direkt gewählten Bundestagsabgeordneten. Genau diesen Punkt spricht Annen in seinem Brief als Ersten an.

Ob auch Ilkhanipour noch einmal ins parteiinterne Rennen geht, ist offen. Sehr wahrscheinlich ist es jedoch nicht. Ihm haftet die schwere Niederlage von 2009 nach wie vor an, außerdem will er sein Studium abschließen. Der Versuch des Ilkhanipour-Lagers, einen dritten, unabhängigen Bewerber zu finden, ist offensichtlich gescheitert. Nach Abendblatt-Informationen hat es der SPD-Bundestagsabgeordnete Ingo Egloff abgelehnt, in Eimsbüttel zu kandidieren.

Annen hat seinen Hut in den Ring geworfen, nachdem der SPD-Kreischef Milan Pein, dem er eng verbunden ist, seinen Verzicht erklärt hatte. Nach Informationen des Abendblatts ist Annens Vorstoß mit Bürgermeister und SPD-Landeschef Olaf Scholz abgesprochen und findet seine Zustimmung.

Scholz hatte als Wahlziel für 2013 ausgegeben, dass die SPD alle sechs Hamburger Wahlkreise direkt erobert, was zuletzt 2005 der Fall war. Allein deswegen ist es wenig wahrscheinlich, dass Scholz bei der Auswahl der Direktkandidaten etwas dem Zufall überlässt. Als Nächster dürfte Ingo Egloff auf einen Anruf des Bürgermeisters warten. Egloff, der selbst Landesvorsitzender war, ist in einer prekären Lage: Er war für Scholz in den Bundestag nachgerückt, als der Bürgermeister geworden war und sein Mandat aufgeben musste.

Egloff hatte seinen Heimat-Wahlkreis Wandsbek nicht direkt gewonnen. Dort wird nun voraussichtlich Aydan Özoguz antreten, die ebenfalls über die Liste in den Bundestag eingezogen war, aber als stellvertretende SPD-Chefin inzwischen Promi-Status hat. Egloff könnte nach Harburg/Bergedorf ausweichen. Weil es aber mit dem Harburger SPD-Chef Frank Richter und dem Wilhelmsburger Bürgerschaftsabgeordneten Metin Hakverdi bereits zwei Bewerber gibt, wäre die Hilfe von Scholz für Egloff sehr willkommen.

Im Wahlkreis Nord läuft derzeit alles auf eine noch nicht erklärte Kampfkandidatur zwischen dem früheren Bundestagsabgeordneten Christian Carstensen und dem Ex-Ver.di-Chef Wolfgang Rose hinaus, der im Vorteil sein dürfte. Am offensten ist die Lage in Scholz' politischer Heimat Altona, nachdem Kreischefin Melanie Schlotzhauer abgewinkt hat. Aber hier kann Scholz direkt Einfluss nehmen.