17 Randalierer festgenommen. Bilanz der Polizei besser als in Vorjahren. CDU will Taktik der Polizei dennoch auf Prüfstand stellen.

Hamburg. Lange sah es danach aus, als würde das Schanzenfest anders als in den Vorjahren ohne Auseinandersetzungen zwischen Randalierern und der Polizei enden. Als jedoch gegen 2.15 Uhr knapp 40 teils vermummte Personen das Gebäude der Haspa am Schulterblatt mit Steinen bewarfen und dort auch eine Tür aufbrechen wollten, rückte die Polizei am frühen Sonntagmorgen mit Wasserwerfern ins Schanzenviertel vor.

Bei der folgenden, knapp eine halbe Stunde andauernden Auseinandersetzung wurden 17 Personen festgenommen, drei kamen in Gewahrsam. Ein Polizist und ein Randalierer erlitten leichte Verletzungen. Der Beamte musste behandelt werden, nachdem er von einer Flasche getroffen worden war. Wie die Polizei mitteilte, sollen bis zu 300 Personen Flaschen und Böller auf die Polizisten geworfen haben, als diese in das Schanzenviertel einrückten. "Gegen 2.45 Uhr flüchteten die Störer in Richtung Bahnhof Sternschanze, und um 2.47 Uhr begann die Stadtreinigung mit den Aufräumarbeiten", fasste Polizeisprecherin Ulrike Sweden den frühen Sonntagmorgen zusammen. Insgesamt waren 1566 Polizisten im Einsatz, 246 davon aus Schleswig-Holstein.

+++ Kaum Widerstand in der Schanze +++

+++ 29-Jähriger nach Schanzenfest mit Messerstichen verletzt +++

+++ Polizeieinsatz beim Schanzenfest kostet rund 750.000 Euro +++

Tagsüber hatten etwa 10.000 Menschen in entspannter Atmosphäre ein Straßenfest mit Musik und Flohmarkt gefeiert. Doch bereits nach dem Ende der Schanzenfest-Konzerte hatten verschiedene Kleingruppen mehrfach versucht, Müll und Pappkartons auf dem Schulterblatt zu verbrennen.

Ab 23.30 Uhr brannte ein größeres Feuer vor der Roten Flora. Die Flammen schlugen teilweise vier Meter hoch. Das Feuer brannte fast drei Stunden, ohne dass die Polizei einschritt. Menschenleben seien nicht gefährdet gewesen, sagte Sprecherin Sweden.

Die Bilanz der Polizei fällt besser als bei den vergangenen Schanzenfesten aus: "Im Vergleich zu den letzten Jahren war es wesentlich ruhiger", sagte Swedens Kollegin, Polizeisprecherin Sandra Levgrün. Sie hob hervor, dass Anwohner deeskalierend eingewirkt hätten und so auch Randale verhindern konnten. Dabei sei es auch zu Handgreiflichkeiten gekommen, etwa als Anwohner Feuer löschten und Randalierer vertreiben wollten.

Überschattet wurde das Schanzenfest nicht nur von der nächtlichen Randale, sondern auch von zwei Messerstechereien an der Roten Flora. Kurz nach Mitternacht wurde ein 27-Jähriger angegriffen, als er eigenen Angaben zufolge einen Streit schlichten wollte. Wenig später erlitt ein 29-Jähriger vier oberflächliche Schnittverletzungen am Oberkörper. Berichte, wonach der Mann lebensgefährlich verletzt worden sei, bestätigten sich nicht. Zum Hintergrund der zweiten Messerstecherei ist nichts bekannt. Der Verletzte machte bislang keine Aussage gegenüber den Ermittlern des Kriminaldauerdienstes.

Der CDU-Innenexperte Karl-Heinz Warnholz kündigte gestern an, mit einer kleinen Senatsanfrage die Taktik der Polizei auf den Prüfstand stellen und die Hintergründe der Krawalle weiter aufhellen zu wollen. Er kritisierte, dass die Polizei trotz der 1600 eingesetzten Beamten zu gering aufgestellt gewesen sei, um das Gefahrengebiet vollständig kontrollieren zu können.